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das, als es auch nicht mehr ausreichen wollte, den 1. März 1867 für 2000 Thlr. wieder veräußert wurde[1]. Das ebenfalls auf der Wasserstraße gelegene und zuerst in Gebrauch gewesene Gebäude wurde nunmehr wieder bezogen, da es sich aber sehr baufällig zeigte, so entstand, nachdem man das alte Haus abgebrochen, im Jahre 1869 das noch jetzt bestehende neue, das, außer dem Souterrain, in seinen 2 Stockwerken 6 verschieden große Stuben enthält. Zur Deckung der 1200 Thlr. betragenden Baukosten hatte die Gemeinde ein Darlehn aufgenommen[2], was sich bei den bedeutenden Communbauten der nächsten Jahre noch öfters wiederholte. –

In demselben Jahre, in welchem die Commun ein neues Armenhaus in ihren Besitz brachte (1862), veräußerte sie ein seit ältester Zeil ihr gehöriges Eigenthumsobject, den beim Hohen Stein befindlichen Steinbruch, weil mit den Pächtern desselben mancherlei Streitigkeiten entstanden waren. Unterm 24. Juni beschloß deshalb der Gemeinderath, mit behördlicher Genehmigung den Bruch öffentlich gegen das Meistgebot zu verkaufen, und die erlangte Summe zu Gunsten der Gemeindekasse zu capitalisiren. Die anfangs offerirten Gebote ließ man, als zu niedrig, unberücksichtigt; schließlich erwarb Frohberg aus Deuben, der die von der Commun gewünschten 600 Thlr. zu zahlen erklärt hatte, im Septbr. 1862 die Bruchparcelle[3], welche durch ihren neuen Besitzer bald ein völlig verändertes Ansehen erhielt. Zunächst errichtete derselbe noch im Herbste des genannten Jahres das Restaurationsgebäude „zum Hohen Stein“, das aber, weil der Bruch damals viel weiter vor reichte, wegen Mangel an Raum so gebaut werden mußte, daß es statt der Frontseite den Giebel der Straße zukehrt. Im Frühjahr 1864 entstand dann nicht nur das Seitengebäude, sondern auch der Aussichtsthurm, welcher im Juli dem Publikum geöffnet wurde. Zur bleibenden Erinnerung an den Umstand, daß der 1854 verstorbene König Friedrich August den Felsen des Hohen Steines gern besuchte, ließ Frohberg die Büste dieses Fürsten am Thurme über der Ausgangsthür anbringen[4]. –

Aus dem Jahre 1863 sei zunächst hervorgehoben, daß am 2. April der Taubstummenlehrer Gustav Jencke sein s. Z. auch im Auslande bekanntes Familienpensionat für geistesschwache und blödsinnige Kinder von Dresden nach Plauen in sein, eigens zu diesem Zwecke eingerichtetes Grundstück (Chemnitzer Straße 17) verlegte. Die namentlich zu Anfang dieses Jahrzehnts ziemlich umfangreiche Anstalt geht jetzt ihrer völligen Auflösung entgegen, da ihr Dirigent wegen vorgerückten Alters an Stelle der entlassenen Zöglinge schon seit einigen Jahren keine neuen aufnimmt[5]. – Bedeutungsvoll für die hiesige Gemeinde wurde die ebenfalls im Jahre 1863 vorbereitete und 1864 erfolgte Gründung der

  1. Gem. A. Gemeindebuch, S. 170.
  2. Ebenda S. 187, 196, 197.
  3. Ebenda S. 121, 127.
  4. Mündlich von Herrn Frohberg,
  5. Nach schriftlichen Mittheilungen des Herrn Jencke.