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wurde Seiten der Behörde ebensowenig angefochten, als der Verkauf des Communschankes. Aus den S. 17 mitgetheilten Ortsrügen vom Jahre 1559 geht deutlich hervor, daß die hiesige Gemeinde schon zu der erwähnten Zeit eine „freie Schenke“ besaß. Dieselbe war nur für die selbstständigen Ortseinwohner, nicht aber für Fremde bestimmt, und bildete lange Zeit eine Einnahmequelle für den sie verwaltenden Richter, der damals von der Gemeinde noch keinen Gehalt bezog. Als jedoch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sich dessen Geschäfte häuften, sowie auch andere Einnahmequellen sich ihm erschlossen, überließ man den Schank pachtweise an einen geeigneten Ortsbewohner, und fand die dadurch erzielte Einnahme zum Besten der Gemeinde geeignete Verwendung. So blieb es, bis Johannis 1858 der Communschank für 2100 Thlr. an den Gutsbesitzer Bunke verkauft wurde[1]. - Schließlich möge bei dem erwähnten Jahre noch der bedeutenden Wasserflut gedacht sein, die, durch einen 6tägigen Regen veranlaßt, nach einigen heißen Sommermonaten eintrat. Seit dem 1. August schwoll nämlich die Weißritz, wie fast alle Gewässer Sachsens, dermaßen an, daß sie den nächsten Tag u. A. die neuerbaute Brücke bei dem Felsenkeller hinwegriß, auch die Wasserstraße für diesen Tag völlig sperrte. Einige dort befindliche Gebäude, besonders die Fournierschneidemühle, wurden etwas beschädigt. Am Reisewitzer Grundstück nahm das Wasser nicht nur einen Steg mit, sondern durchwühlte auch das Ufer und drang in den Garten, den es fast völlig überschwemmte. Glücklicherweise trat die Flut am 3. August zurück, so daß an diesem Tage wenigstens die Wasserstraße wieder passirt werden konnte[2]. -

Dieser betrübenden Thatsache steht ein erfreuliches Ereigniß gegenüber. Zum Gedächtniß seiner in Plauen wohnhaft gewesenen und daselbst verstorbenen Schwester schenkte der Gutsauszügler Gottlob Bellmann aus Kemnitz bei Dresden der hiesigen Gemeinde den 20. Juni 1861 100, und den 5. Juli noch 200 Thlr. mit der Bestimmung, daß die als Bellmannstiftung übergebene Summe zu gleichen Theilen der Schul- und der Armenkasse zufließen, und das jährliche Zinsenquantum zur Bestreitung von Bedürfnissen dieser Kassen verwendet werden sollte[3]. - Während durch diese Liebesspende von fremder Seite für die hiesige Armut etwas geschah, that auch die Gemeinde in dieser Beziehung insofern ihre Schuldigkeit, als sie ein neues Armenhaus erwarb, da das bisher benutzte sich für die Folge als unzureichend erwies. Infolge eines vom Gemeinderath den 26. April 1862 gefaßten Beschlusses erkaufte die Commun am 1. Juni für 1900 Thlr. das auf der Wasserstraße gelegene Schreiber'sche Grundstück[4],

  1. Gem. A. Gemeindebuch der Gemeinde Plauen, angefangen den 15. Mai 1857, S. 7.
  2. Dresdner Nachrichten 1858, Nr. 215 und 215.
  3. Gem. A. Gemeindebuch, S. 99.
  4. Ebenda S. 117, 122.