Seite:Heft03VereinGeschichteDresden1880.pdf/15

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der ersten Urkunde vom Jahre 1206 vorfindet, ist nebst den übrigen angeführten Formen unzweifelhaft sorbischen Ursprungs und stammt von dem Worte plaw, schwemmen (des Holzes), flößen[1] ab, so daß der Name Plawen soviel als Schwemm- oder Flößort bedeutet.

Für den sorbischen Ursprung spricht aber auch die Anlage des Ortes. Die Sorben pflegten, jedenfalls einer alten Gewohnheit aus ihren früheren Wohngebieten folgend, sich um einen Platz, der einen Teich oder Tümpel enthielt, in rundlicher oder ovaler Form dergestalt anzubauen, daß die dicht bei einander stehenden Häuser dem Dorfplatze ihre Giebel zukehrten. Offenbar ist derjenige Theil Plauens, in dessen Mitte das Siegesdenkmal steht, die ursprüngliche Anlage der Sorben, denn nicht nur hat der Platz augenscheinlich eine, allerdings sehr länglich ovale Form, sondern er enthält auch in der Mitte die Stätte des seit 1875 ausgefüllten Dorfteiches, sowie noch heute eine Anzahl Häuser, die dem freien Raume ihre Giebel zukehren. Der nach der Weißritz zu gelegene Theil des Dorfes, also die untere Kirch- und die Wasserstraße, ist offenbar späteren, nämlich germanischen Ursprungs. Daß sich die Eigenthümlichkeiten der sorbischen Ortsgründungen in Plauen nicht mehr so deutlich zeigen, als in mehreren Dorfschaften auf dem rechten Elbufer (Pieschen, besonders Kaditz etc.), hat jedenfalls darin seinen Grund, daß durch verheerende Kriege früherer Jahrhunderte die ursprüngliche Form der Anlage hier mehr verwischt wurde, als in anderen Orten der Dresdner Gegend. Ueber Einzelheiten der sorbischen Gründung am hiesigen Platze lassen sich nur Vermuthungen aussprechen. Die Gegend beim „hohen Stein" diente wahrscheinlich als Opferstätte und als Begräbnißplatz, wofür der Umstand spricht, daß nicht nur zur Zeit des siebenjährigen Krieges, als die Oesterreicher hier Schanzen aufwarfen[2], sondern auch 1828[3] daselbst Urnen ausgegraben wurden, die sich jetzt zum Theil im Königl. Antikencabinet befinden. Eine Kirche hat der Ort, wenn auch verhältnißmäßig früh, sicherlich doch erst einige Jahrhunderte später erhalten, als durch das 967 (968) gegründete Bisthum Meißen[4] die hiesige Gegend dem Christenthum gewonnen worden war. Damit mag hier Manches anders geworden sein. Die hochgelegene bisherige sorbische Opferstätte verwandelte sich wahrscheinlich in einen Wallfahrtsort mit Betstationen, welche durch Säulen und Kreuze bezeichnet waren. Daß derartige Marksteine vorhanden gewesen sein müssen, dafür spricht ein im Königl. Finanzarchiv vorhandener Plan von Plauen aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts, auf welchem noch ein Kreuz - aber nur eins - angegeben ist; wenn demnach die 1837 herausgekommene Kirchengallerie (Band I S. 43) und Schumann (Post- und Zeitungs-Lexicon Band 8

  1. Dr. Pfuhl, Lausitzisch-wendisches Wörterbuch, S. 463.
  2. Schulze, Christian Friedrich, Nachricht von den an verschiedenen Orten in Sachsen gefundenen Todtentöpfen und andern heidnischen Alterthümern, S. 40, 42.
  3. Preußer, der Plauen'sche Grund, S. 8.
  4. Urkundenbuch 1. Band S. 4, 6, 8, 10, 21.