Seite:Heft03VereinGeschichteDresden1880.pdf/149

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der hohe Tag eingelauten worden war, setzte sich früh 9 Uhr von Reisewitz aus unter Glockengeläute, Böllerschüssen und dem Gesang von: Ein' feste Burg etc. ein Festzug in Bewegung, der sich aus einem Musikchor, einem Chor Kreuzschüler, den Kindern der Schulen Plauen, Bannewitz, Coschütz und Döltzschen mit Fahnen, den Jünglingen und Jungfrauen, sowie den Männern und Frauen aus den genannten Gemeinden und aus Naußlitz zusammensetzte. Der Weg durch das Dorf nach dem Gotteshause wie dieses selbst waren prächtig geschmückt, und der Festgottesdienst mit seinen zum Theil von Kreuzschülern ausgeführten Motetten, und der von Herrn P. Wischke gehaltenen trefflichen Predigt über „Erinnerungen und Ermunterungen, welche die Feier dieses Jubelfestes in uns erweckt“, steigerte die Begeisterung der Festtheilnehmer noch mehr und ließ unvergeßliche Eindrücke bei ihnen zurück. Um auch ein bleibendes äußeres Andenken an den Festtag zu haben, wurden von den zum Theil reichen Spenden der oben genannten Gemeinden nicht nur ein silberner und vergoldeter Hostienteller, sondern auch die jetzt an der Westwand neben der Orgel hängenden trefflichen Oelbilder Melanchthons und Heinrichs des Frommen angekauft, wozu der Straßenmeister Wegner und der Stellmacher Bürcke, beide in Plauen wohnhaft, auf ihre eigenen Kosten das schöne Oelbild Luthers schenkten, das auch heute noch einen Schmuck unserer Kirche bildet. Für die Schulkinder aus den schon erwähnten Orten wurde am folgenden Tage eine fröhliche Nachfeier im Saale zu Reisewitz veranstaltet, bei der nach einem im Garten abgebrannten Feuerwerk der Coschützer Schulvorstand Lohrmann die kleinen Theilnehmer zum Schluß mit Punsch bewirthen ließ[1]. -

In der wenige Tage darauf, nämlich am 5. Novbr. stattfindenden Sitzung des Gemeinderathes, kam auch eine für die Gemeinde nicht unwichtige Angelegenheit zur Sprache und Beschlußfassung, die Errichtung eines Ortsarmenhauses. Veranlassung dazu gab der Umstand, daß die Subhastation eines Grundstücks in naher Aussicht stand, dessen bisherige Besitzerin nebst Sohn und taubstummer Tochter von der Gemeinde dann versorgt werden mußte. Man beschloß, mit der Hauseigenthümerin in Verhandlungen zu treten, und diese führten sehr bald zu dem Resultate, daß das auf der Wasserstraße gelegene Haus für den Preis von 400 Thlr. vom 1. Januar 1840 an in den Besitz der Gemeinde überging, jedoch Verkäuferin nebst ihren 2 Kindern darin den Auszug behielt[2]. -

Aus dem Jahre 1842 seien folgende 2 Thatsachen erwähnt. Am 8. Juni gegen Abend ertrank im Mühlgraben das zweijährige Töchterchen des Häuslers Feind[3]. - Ferner endete in demselben Jahre

  1. Mittheilungen über die 300jährige Jubelfeier der Einführung der Reformation am 31. Octbr. 1839 in der Parochie Plauen, S. 3—7.
  2. Gem. A. Gemeindebuch Bl. 10.
  3. Pf. A. Todtenregister II, S. 73.