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sich die Sorben ungestört des Besitzes ihres neuerworbenen Gebietes, doch wurden sie schließlich durch König Heinrich I. (919-936) der deutschen Herrschaft ebenso unterworfen, als vorher andere slavische Stämme durch Kaiser Karl d. Gr. und seine nächsten Nachfolger. Um nun die um ihre Selbstständigkeit gekommenen Sorben gut im Zaume halten und germanisiren zu können, legte König Heinrich I. um 930 Stadt und Mark Meißen an[1] und übertrug die Verwaltung derselben einem Markgrafen. Einer der ersten war Riddag, der 985 starb, aber seine Würde ebensowenig erblich besaß, als seine nächsten Nachfolger[2].

Da die Geschichte über die Schicksale und Besitzverhältnisse unserer Gegend in den nächsten Jahrhunderten sehr in Dunkel gehüllt ist, so übergehen wir einen größeren Zeitraum und bemerken nur, daß Konrad v. Wettin die Markgrafenwürde von Meißen durch Kaiser Lothar 1127 erblich erhielt.

Von Konrad's Nachfolgern verdient Markgraf Dietrich (1195-1221) um deswillen Erwähnung, als unter ihm das Dorf Plauen zum ersten Male urkundlich aufgeführt wird. Die Veranlassung dazu war folgende. Vermuthlich in der Gegend von Pesterwitz hatte der Burggraf Heinrich von Dohna ein Kastell erbaut, das den Namen Thorun führte. Der Bischof von Meißen und sein Domcapitel wollten die Burg beseitigt wissen, weil sie auf dem Gebiete des Hochstifts stehe, und wandten sich deshalb klagend an Markgraf Dietrich. Derselbe ließ nun von Sachverständigen über die Grenzen des Stifts ein Gutachten abgeben, und da sich bei demselben herausstellte, daß die Burg allerdings auf bischöflichem Gebiete erbaut worden war, befahl er dem Burggrafen ihre Beseitigung an. Unter den Sachkundigen, die die Urkunde[3] vom 31. März 1206 namhaft macht, befindet sich auch ein Johann von Plawen.

Wenn sich hieraus auch ergiebt, daß das Dorf Plauen sicher nachweisbar zu Anfange des 13. Jahrhunderts existirte, so läßt sich doch über die Zeit seiner Entstehung eine bestimmte Angabe nicht beibringen, sondern nur vermuthen, daß der erwähnte Ort vielleicht bald nach Einwanderung der Sorben in die hiesige Gegend von ihnen angelegt worden sein mag, also ihnen seine Gründung verdankt. Dafür spricht zunächst der Name des Dorfes, der in den Urkunden vom 13. bis 15. Jahrhunderte in verschiedener Schreibweise vorkommt, nämlich Plawen, Plawan, Plawin, Plauwan, Plauwe, Plauwen[4], aber nie Plavven[5], Blawen[6], Plave, Plawendorf[7]. Das Wort Plawen, wie es sich in

  1. Ritter, Aelteste Meißnische Geschichte bis auf Heinrich d. Erlauchten S. 42, 50, 53.
  2. Ebenda S. 102 ff.
  3. Urkundenbuch Band I, S. 71.
  4. Urkundenbuch von Dresden, 2. Theil, 5. Band, S. 33, 34, 48, 54, 55, 90, 104, 153, 263, 332, 335.
  5. Weck S. 198.
  6. Ebenda S. 197.
  7. Schumann, Staats-, Post- und Zeitungslexicon von Sachsen, 8. Band, S. 368. Desgl. auch Thüme etc., Heimathskunde von Dresden, S. 176. Kirchengallerie 1. Band S. 42. Schiffner, Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreichs Sachsen, S. 194.