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Anfangsgeschichte.

Zu den in der näheren Umgegend Dresdens gelegenen Dörfern, die ihre Geschichte verhältnismäßig weit zurück verfolgen können, muß auch Plauen gezählt werden, denn es ist slavischen Ursprungs. Slaven waren allerdings nicht die ältesten uns bekannten Bewohner der hiesigen Gegend, wie Sachsens überhaupt, sondern Germanen, und zwar um Christi Geburt wohl unzweifelhaft die Hermunduren, die aber, weil sie sich dem von Marbod in dieser Zeit gegründeten Suevenreiche nicht unterwerfen wollten, in den Jahren 8 - 5 v. Chr. nach Franken und Schwaben auswanderten, ohne jemals wieder in ihre früheren Wohnplätze zurückzukehren[1]. Diese wurden von einem jedenfalls suevischen Volksstamme eingenommen, den Ptolemäus mit dem wohl nur beschreibenden Eigennamen Teuriochaimen (Gebirgsanwohner) bezeichnet und der längere Zeit im ruhigen Besitze des Landes blieb[2]. Dies änderte sich jedoch im 5. Jahrhundert. Um jene Zeit nämlich kam die Völkerwanderung wieder in Fluß, und die damaligen Bewohner Sachsens, welche bereits seit Mitte des 3. Jahrhunderts von den Durchzügen stammverwandter Germanenvölker, wie Burgunder, Vandalen etc. berührt worden waren, schlossen sich nun den durchziehenden suevischen Stämmen an und wanderten mit diesen nach Gallien und Spanien aus. In die dadurch zum Theil entvölkerten Gebiete unseres Vaterlandes rückten nun von der Weichsel und Oder her Slaven ein, was die bisher hier noch zurückgebliebenen Teuriochaimen sicherlich veranlaßte, ihren vorausgegangenen Stammesgenossen zu folgen, da sie die vordringenden Fremdlinge nicht aufzuhalten vermochten. Die Besitzergreifung Sachsens durch die neuen Ankömmlinge aus Osten erfolgte ganz allmälig, so daß sie etwa erst in der ersten Hälfte des Jahrhunderts beendigt gewesen sein mag[3].

Nach mehreren deutschen Geschichtsschreibern war es der slavische Stamm der Sorben, der sich in der Hauptsache zwischen Elbe, Saale und Erzgebirge, also auch in unserer Gegend, niederließ. Durch sie erfolgte die Eintheilung des besetzten Landes in Bezirke oder „Suppanien", die man deutsch am besten durch „Gau" bezeichnet, und deren wichtigster für uns der Gau Nisan ist, weil zu ihm auch Plauen und seine weitere Umgebung gehörte[4]. Einige Jahrhunderte erfreuten

  1. Dr. v. Wiekersheim im Archiv für sächs. Geschichte, 3. Band, S. 52, 56, 58.
  2. Ebenda S. 59.
  3. Ebenda S. 61, 68.
  4. Welte, Gau und Archidiakonat Nisan S. 1,2.