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200 Thlr. zu 4 % [1]; da aber diese aufgenommenen Gelder sich unzureichend erwiesen, um den außerordentlichen Ansprüchen an die Gemeinde nur einigermaßen zu genügen, namentlich um die dringend nöthige Herstellung der arg verwüsteten Kirche, der Pfarre und der Schule ins Werk zu setzen, mußte unsere Commun eine neue Anleihe machen. Glücklicherweise wurde die Sache insoweit etwas erleichtert, als eine unterm 8. Juni 1814 erlassene Verordnung des Oberconsistoriums verfügte, daß der Stadtrath zu Dresden als Patronatsherr der Kirche und Schule in Plauen die Verpflichtung habe, bei dem Unvermögen der Gemeinde Plauen dieselbe in Wiederherstellung ihrer geistlichen Gebäude möglichst zu unterstützen, und daß er ihr aus dem Maternihospitalvermögen 2000 Thlr. leihen solle, wovon die eine Hälfte als ein von Michaelis desselben Jahres (1814) mit 5 % zu verzinsender Vorschuß, die andere dagegen als ein außerordentliches Geschenk zu betrachten sei[2]. Der Rath zahlte das Geld aus, und die Gemeinde konnte nun die Wiederherstellung ihrer geistlichen Gebäude in Angriff nehmen lassen, welche Arbeit im Juli 1814 begann und 33 Wochen beanspruchte, so daß sie erst im März 1815 beendigt wurde[3].

Wenn nun auch die hiesige Gemeinde gehofft hatte, sie könne diese Geldverhältnisse nach Wiederkehr ruhigerer Zeiten in der gewünschten Weise ordnen, so täuschte sie sich, denn mancherlei neue unerwartete Umstände machten ihr die pünktliche Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen geradezu unmöglich. So litt sie zunächst im Sommer 1814 wieder unter verhältnißmäßig beträchtlicher Einquartierung von Theilen der nach der Einnahme von Paris aus Frankreich zurückkehrenden Russen. Es lagen nämlich in Plauen in Quartier

vom 1.-2. Juni russ. Cirkassier und Train 6 Offiz., 365 Mann, 183 Pferde.
vom 17.-18. Juni russischer Artillerie-Park
Nr. 3
1 91 140
vom 22.-23. Juni russische Kosaken 1 15 16
25.-26. desgl. 3 144 154
28.-30. russische Artillerie 4 183 34
2.-4. Juli russische Kosaken 8 178 198
13.-25. desgl. 3 23 30
26.-27. russische Baschkiren 2 29 29
7.-9. August russisches Kosaken-
Fuhrwesen
1 141 107 [4].

Daß die durch diese Einquartierung veranlaßten Ausgaben nicht gering waren, ist ebenso leicht zu begreifen als die Thatsache, daß sich die hiesige Gemeinde durch solche Vorkommnisse von ihren früheren

  1. Ger. A. Rep. 2 Lit. P. Nr. 113, Bl. 1.
  2. Ebenda, Nr. 115, Bl. 1, 2.
  3. Ger. A. Rep. 2 Sect. IV, Cap. V. Nr. 22, Bl. 4.
  4. Ger. A. Rep. 2 Actenstück Kriegssachen Nr. 23, Bl. 133, 134.