Seite:Heft03VereinGeschichteDresden1880.pdf/124

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

einen Werth von 1036 Thlr., die bei der Plünderung entwendeten Gegenstände einen solchen von 321 Thlr. 8 Gr. repräsentirten, so betrug der durch die Russen verursachte Gesamtschaden 8158 Thlr. 8 Gr. + 1036 Thlr. + 321 Thlr. 8 Gr. = 9515 Thlr. 16 Gr.[1].

Ueber die Höhe des Verpflegungsaufwandes für die Oesterreicher fehlen leider alle Angaben, da die Einwohner Plauens darüber keine Lieferscheine erhalten hatten[2]; sicherlich aber war dieselbe auch nicht gering. Erwägt man, daß bei diesen furchtbaren Opfern die beträchtlichen Schäden an Haus und Hof, sowie die zum Theil sehr namhaften Verluste an baarem Gelde noch nicht mit eingerechnet sind, so wird man es gern glauben, wenn der Dresdner Bürgermeister in einem aus dem Jahre 1823 datirenden Gutachten über die Gemeinde Plauen wörtlich Folgendes sagt: „Wir können der strengsten Wahrheit gemäß versichern, daß die genannte Commun unter den in hiesiger Umgegend gelegenen Ortschaften, welche die Verheerungen des Jahres 1813 in voller Maße empfunden haben, unbezweifelt einen der ersten Plätze behauptet“[3].

Der durch das Jahr 1813 in unserm Vaterlande Sachsen hervorgerufene allgemeine schwere Nothstand wurde die Veranlassung zur Gründung einer „Hilfs- und Wiederherstellungs-Commission“, die es sich zur Aufgabe machte, durch öffentliche Aufrufe Geldmittel zu beschaffen und davon die durch den Krieg am schwersten heimgesuchten Landeskinder zu unterstützen. Ganz besonderen Anklang fanden diese edlen Bestrebungen in London, wo sich ein „Verein zur Erleichterung des Unglücks in Deutschland“ gebildet hatte. Derselbe, besonders ergriffen von der Noth, in die Dresden und die umliegenden Dörfer durch die Ereignisse des Jahres 1813 gerathen waren, schickte dem Rathe der sächsischen Hauptstadt durch Vermittelung des Handelshauses Freege u. Comp. in Leipzig bis zum 18. Febr. 1814 in einzelnen größeren Posten die Summe von 3500 Pfund Sterling (oder nach dem damaligen Cours 16880 Thlr. 5 Gr.) und sagte in einem Begleitschreiben: „Erlauben Sie uns, voll des innigsten Mitleids über die unglückliche Lage Ihrer Stadt und Gegend, Ihnen folgende Summe zukommen zu lassen, um dadurch das traurige Schicksal Ihrer unglücklichen Mitbürger wenigstens in etwas zu erleichtern“. Noch heute Dank und Ehre diesem Beweise edler Menschenliebe!

Von dem aus London erhaltenen Gelde wie von einer im Juni nachfolgenden Summe von 2630 Thlr. 5 Gr. wurden nicht nur die Bürger, sondern auch die Einwohner von 112 in der Umgebung gelegenen Dörfer unterstützt[4]. Selbstverständlich konnten bei der Größe des Nothstandes und bei der bedeutenden Zahl der Unterstützungsbedürftigen die Beihilfen verhältnißmäßig nur gering ausfallen, und auch nur diejenigen

  1. Ger. A. Lit. K. Nr. 23, Bl. 143, 144.
  2. Ebenda Bl. 149.
  3. Ger. A. Lit. P. Nr. 33, Bl. 14.
  4. R. A. Lit. G. XXXIV. 50.