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theilweise Verluste erlitt. Keiner Gefahr achtend, eilten diese muthigen Leute nach den entstehenden Brandstätten, theils, um das erst ausbrechende Feuer im Keime zu ersticken, theils, um die schon wüthenden Flammen auf einen möglichst kleinen Herd zu beschränken. Besondere Erwähnung unter diesen Braven verdient der damalige Bierschankbesitzer Lindner noch um deswillen, als es ihm gelang, die der Commun gehörige und erst 1809 für 372 Thlr. erkaufte große Schlauchfeuerspritze zu retten. Die Richtigkeit dieser Angabe wird am besten durch den Umstand bestätigt, daß Lindner in einem wegen einer Schankangelegenheit an den Landesherrn gerichteten späteren Gesuche unter Beifügung beglaubigter Zeugnisse dieser That besonders gedenkt[1].

Schon in der Nacht waren die Franzosen auf dem rechten Weißritzufer nach und nach fast bis Reisewitz vorgerückt, das sie bei Tagesanbruch aus der nächsten Nähe heftig beschossen. Es einzunehmen, ließ sich noch nicht ermöglichen, da die Oesterreicher die Eingänge tüchtig verrammelt, auch, um das Eindringen des Feindes ins Dorf zu erschweren, bei der Brücke am Wasserpalais eine Barricade errichtet hatten. Außerdem standen bei den vorderen Wirthschaftsgebäuden des Reisewitz'schen Grundstücks noch 200 Mann Infanterie in Reserve[2]. Näher und näher rückten die Franzosen, und das Schießen wurde allgemeiner. Bald prasselten die von den feindlichen Kugeln zerschmetterten Ziegel herunter und nöthigten die wenigen auf dem Boden befindlichen Personen zum Rückzug in die Tiefe des Kellers, wo die übrigen noch anwesenden Hausbewohner sich schon versammelt hatten. „Aber was bedeutet das?“ fragte man sich voll Schrecken, als Kolbenstöße gegen die wohlverwahrten Thüren krachten und diese, den wuchtigen Hieben endlich nachgebend, sich öffneten. Man sollte sogleich alles erfahren. Die im Grundstücke befindlichen österreichischen Soldaten hatten zwar den Feind bisher abzuhalten vermocht, nicht aber eine auf der Tharandter Straße zurückkehrende Abtheilung Ungarn (oder Slavonier), der es gelungen war, eins der verrammelten Thore aufzusprengen und in das Gehöft einzudringen. Es handelte sich dabei nicht um eine Unterstützung der Kameraden, sondern um die Befriedigung der Beutelust. Alles wurde von den Eindringlingen durchsucht und hierbei auch die S. 96 bereits erwähnte, von den polnischen Uhlanen bei ihrem Zurückweichen nach der Stadt unbegreiflicherweise zurückgelassene Regimentskasse aufgefunden. Schmunzelnd füllten die Ungarn Taschen und Mützen mit den dänischen Speziesthalern;[3] doch steht fast zu vermuthen, daß sie, vor der Hand wenigstens, ihren Raub nicht in Sicherheit zu bringen vermochten, denn von der Tharandter Straße rückten Franzosen heran, die in Gemeinschaft mit den aus dem andern (rechten) Weißritzufer befindlichen Kameraden die Angriffe auf den Reisewitz'schen Garten energisch erneuerten. Zwar versuchte eine bei Döltzschen stehende österreichische

  1. Notiz in dem Gemeindeamte.
  2. Aster, S. 301.
  3. Baumann, S. 79, 80.