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einigen der nöthigsten oder werthvollsten Besitzstücke bepackt, begaben sich die Leute auf die Flucht, allerdings nur in dem Falle zu ihrem Glücke, wenn sie nicht den schon weit vorgedrungenen Russen in die Hände fielen. Unter den das Dorf Verlassenden befand sich auch der damalige Pastor Bähr, und gelangte derselbe ungefährdet bis in die Königsmühle. Unglücklicherweise drangen aber auch bald die Russen hier ein, und damit war es um den Flüchtling geschehen. Man nahm ihm nämlich nicht nur alle seine Kleider - das Hemd nicht ausgenommen -, sondern selbst Stiefel und Strümpfe, und überließ ihn völlig nackt seinem Schicksale. Den in Plauen zurückgebliebenen Einwohnern erging es kaum besser, denn die Kosaken nahmen was sie fanden, und ließen dabei kein Plätzchen undurchsucht. Sogar die im Bett liegenden Kranken mußten es sich gefallen lassen, daß ihr Lager auf etwa darin verborgene Schätze von den rohen Soldaten genau geprüft wurde[1].

Sehen wir nun weiter, wie sich die Verhältnisse um Dresden in der Folge gestalteten. Nach verschiedenen Werken, die den damaligen Krieg behandeln, ist von den Verbündeten der Angriff auf die Residenz für den 25. August bestimmt gewesen, aber an diesem Tage hauptsächlich wohl deshalb nicht zur Ausführung gekommen, weil noch nicht alle dazu nöthigen Truppen die ihnen bestimmten Aufstellungsplätze erreicht hatten. Die vom Fürsten Schwarzenberg am 25. August von Bannewitz aus bekannt gegebenen Aufstellungs- und Angriffs-Dispositionen besagten rücksichtlich Plauens: „Die 4 zwölfpfündigen Positions-Batterien werden zwischen Plauen und Räcknitz aufgefahren, um die Stadt zu beschießen“. „Die vierte Colonne unter Marquis Chasteler, die dritte österreichische Reserve-Division (Crenneville) besetzt Plauen und deckt den Durchmarsch der (nach Löbtau bis in die Gegend des Schusterhauses marschirenden) fünften Colonne. Die 4 zwölfpfündigen Positions-Batterien werden bei Plauen in der Absicht aufgefahren, den Angriff der fünften Colonne zu unterstützen. Die Grenadier-Division Chasteler (10000 Mann) setzt sich in Colonne als Reserve, um im erforderlichen Falle Plauen zu unterstützen“. Am Schlusse des Befehls heißt es dann: „Das Beschießen der Stadt und das Vorrücken des linken Flügels wird auf punkt 4 Uhr am Nachmittag festgesetzt, und dem commandirenden General bekannt gemacht, daß die beiden Monarchen (König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Kaiser Alexander von Rußland) und der Commandirende sich auf der Anhöhe zwischen Plauen und Räcknitz befinden werden“[2].

Wir müssen nunmehr eines Widerspruchs Erwähnung thun, der zwischen den Mittheilungen Asters und Baumanns besteht und beweist, daß der Bericht eines der beiden Schriftsteller nicht richtig sein kann. Aster behauptet nämlich (S. 137 u. 180), die am Spätnachmittag des

  1. Mündlich von Hrn. Kobisch, einem Augenzeugen.
  2. Aster, S. 159.