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und zum Theil hier einexercirt, um dann später nach Torgau, dem Sammelplatz der sächsischen Kriegsmacht, abzugehen. Die Truppenanhäufung in der Residenz machte es nöthig, die nächstgelegenen Dörfer zur Unterbringung der Soldaten zu benutzen, und so kam es, daß von Ende Februar an auch in Plauen wiederholt sächsische Truppen, größtentheils junge, erst kürzlich ausgehobene Mannschaften in Quartier lagen[1]. Das benachbarte Dresden wurde deshalb an Soldaten nicht ärmer, da es am 8. März die Nachhut vom Reste der aus Rußland heimkehrenden Napoleonischen Armee, etwa 3500 Sachsen und 1200 bis 1400 Franzosen, unterdem Befehle des französischen Divisions-Generals, des Grafen Reynier, in seine Mauern einziehen sah. Als 5 Tage später der französische General Davoust mit weiteren 5000 Franzosen in die sächsische Residenz einrückte, übergab Reynier den Befehl über die ihm bisher anvertraut gewesenen Truppen an den neu angekommenen Heerführer, verließ auch sein im Brühl'schen Palais auf der Augustusstraße innegehabtes Quartier, um - nach Plauen überzusiedeln.

Wie der General auf den Gedanken gekommen ist, sich das sog. Wasserpalais im Reisewitz'schen Garten für einen Tag zur Wohnung zu erwählen, vermag nicht angegeben zu werden; genug, er kam, nachdem er sich beim Gastwirth Baumann, dem Verfasser des schon ermähnten Buches, durch Husaren hatte anmelden lassen, mit einem glänzenden Gefolge. Baumann erzählt: „Der General war ein langer, hagerer Mann, die behagliche Gutmüthigkeit lag auf seinen Gesichtszügen. Er sagte kein Wort und nahm mit Allem vorlieb. Freilich das französische System, sich nicht allein selbst köstlich bewirthen zu lassen, sondern auch Andere auf Kosten des Wirthes, wurde in 17 Gedecken nicht verleugnet. Selbst der General Greßot glaubte dessen Gastfreundschaft in Anspruch nehmen zu dürfen, der, obgleich er seinen Sitz im größten Bauerngut aufgeschlagen hatte, doch Reynier's nicht zu verschmähender Tafel den Vorzug gab. Zum Glück blieb der nicht gebetene Besuch nur 24 Stunden (da er auf kurze Zeit nach Frankreich zurückkehren mußte). Am andern Morgen machte ich meine Berechnungen, und ich fand mit tausend Schrecken, daß ohne Fourage, Wein, Lebensmittel u. s. w. fast ein halber Schragen Holz und ein Schock Lagerstroh aufgegangen war“[2].

Kaum hatte Reynier das Haus verlassen, so erschienen ein sächsischer Commandeur nebst 2 Majors, 2 Capitäns, 2 Oberleutnants nebst Stabssecretär und Wachtmeister, die auf einige Zeit ebenfalls unentgeldlich verpflegt werden mußten[3]. Von nun an kam Plauen nicht gleich wieder zur Ruhe, denn es hatte zufolge der vom Ortsrichter geführten Listen vom 24. März an folgende Einquartierung.

  1. Baumann, S. 13
  2. Ebenda S. 20, 21.
  3. Ebenda S. 22.