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durch Austrocknen zu Sterben bringt, mit veranlaßt werden sein, denn man hatte bisher keine passende Verwendung für die großen Holzmengen, die als Folge der häufigen Wurmtrocknis fielen. Das in dieser Hütte hergestellte Roheisen wurde fast sämtlich granuliert (gekörnt). Die Silberhütten bedurften nämlich zu ihrer Niederschlagsarbeit bei der Verschmelzung des Bleiglanzes oder anderer schwefelhaltiger Erze gekörntes Eisen. Dieses war zur Aufnahme des Schwefels in den Silberschmelzöfen bestimmt. Das Eisen kann sich mit dem Schwefel desto vollkommener sättigen, je mehr Oberflächen es hat. Das Granulierwasser wurde gern zu heißen Bädern benutzt und zu diesen Zwecken kochend oft nach Goslar, Clausthal, Zellerfeld oder Altenau in Fässern versandt.

     Im 18. Jahrhundert ging es mit dem Bergbau in Altenau abwärts. Die Gruben zeigten sich immer weniger ergiebig und wurden nach und nach von den Gewerken verlassen. Die beiden bedeutendsten Gruben „Schatzkammer“ und „Goldene Rose“ sind nebst ihrem Pochwerk 1762 eingestellt. Die Tagesgebäude wurden verkauft und ein Jahr später die Schächte verstürzt. Lasius nennt in seinen „Beobachtungen über die Harzgebirge“ 1789 als letzte Grube „König Georg III.“ wo noch auf Bleiglanz gebaut wurde. Die Eisenhütte, die etwa 30 Mann beschäftigte, stellte 1871 ihren Betrieb ein, weil die Roteisensteine des Polsterberges zu kieselig wurden, worauf 1875 auch die vier im Polstertale gelegenen Pochwerke verschwanden.

     Die Silberhütte blieb nach der Einstellung des Bergbaues noch bestehen und verschmolz von da ab ausschließlich Clausthaler und Schulenberger Erze. Zur Ausnutzung der Apparate und Wasserkräfte sowie zur Erhaltung der 220 Mann starken Belegschaft verarbeitete sie auch amerikanische Silbererze, wie sie schon seit 1700 ostindische Golderze verschmolzen hatte. Von besonderer Bedeutung waren auf dieser Hütte die Kupferarbeiten, die das Elektrolytkupfer erzeugten. Es war dem Werke jedoch nicht möglich, die Ungunst der Verhältnisse zu überwinden, die erheblichen Kosten für die Anfuhr von Kohlen und Schmelzgut, die Erhöhung der Betriebsausgaben, die niedrigen Metallpreise erforderten große Zuschüsse. Im Jahre 1909 hatte die Hütte für sich allein einen Betriebsverlust von 394.000 Mark, und da dieser immer größer zu werden drohte, sah man sich schließlich gezwungen, im Jahre 1911 die Hütte, die zuleßt noch 140 Mann beschäftigte, nach 300jährigem Bestehen einzustellen.


Die Zellerfelder verteidigen ihre Ehre
Aus dem Dreißigjährigen Kriege / Von C. E. Winter
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1950. Piepersche Druckerei, Clausthal 1949, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1950_038.png&oldid=- (Version vom 18.2.2019)