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Altenau einst blühende Bergstadt
Von Rektor H. Morich †


     Die Gründung der Bergstadt Altenau, der jüngsten unter den Grubenhagenschen Bergstädten, fällt in den Ausgang des 16. Jahrhunderts. Ihren Namen leitet man ab von den Flüßchen Altenaw oder Alten = Aue, jetzt Schneid- oder Schultaler Wasser genannt, das sich hier mit der Oker vereinigt. Schneidwasser bedeutet Grenzwasser, an welchem die Grenze zwischen Grubenhagen und Braunschweig hinaufging. Zur Zeit des Alten Mannes, also im 13. und 14. Jahrhundert, soll vor der Einmündung des Lilierwassers eine Hütte gelegen haben, welche Rammelsberger Erze verschmolz, aber zu festen Ansiedlungen scheint es damals nicht gekommen zu sein.

     Die ersten Bergbauversuche bei Altenau wurden um das Jahr 1540 unternommen, da aber das Silber, das man aus den armen Erzen gewann, die Hüttenkosten nicht deckte, so zogen sich die Gewerken (Unternehmer) entmutigt zurück. Der Bergbau ruhte jedoch nicht, sondern wurde immer wieder von neuem aufgenommen, namentlich durch wohlhabende Familien aus Braunschweig, Hildesheim und anderen Städten. Im Jahre 1567 standen wieder drei Gruben im Betriebe, die „Schatzkammer“, die „Güldene Rose“ und die „Güldene Schreibfeder“. Der Herzog Wolfgang von Grubenhagen gewährte den Gewerken volle Zehnt- und Zinsfreiheit, doch brachten die Gruben nicht den erhofften Gewinn und mußten bis zum Ende des 16. Jahrhunderts zeitweise wieder eingestellt werden.

     Inzwischen war neben dem schwachen Bergbau auch eine Eisenhütte entstanden, die den Eisenstein des benachbarten Polsterberges verichmolz. Weil sie abseits am Gerlachsbache lag, erhielt sie den Namen „Abgunst“. Um das Jahr 1580 hatte die neue Ansiedlung, die als Forstgemeinde unter dem Oberförster zu Osterode stand, etwa 20 Wohnhäuser, doch nahm die Einwohnerzahl so schnell zu, daß der Ort bald einen eigenen Prediger und eine Kirche erhielt, die 1588 urkundlich erwähnt wird. Im Jahre 1594, als der Bergflecken 35 Wohnhäuser zählte, setzte Herzog Wolfgang demselben Richter und Schöffen und gab ihm damit städtische Verfassung, doch standen jenen nur beschränkte Befugnisse zu, da die Gerichtsbarkeit in bürgerlichen und peinlichen Sachen den herzoglichen Oberförstern in Osterode übertragen war.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1950. Piepersche Druckerei, Clausthal 1949, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1950_036.png&oldid=- (Version vom 9.4.2019)