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an, nach welchen das Ausbringen mancher Erze vor sich ging. Immer wurde er um Rat gefragt und gern befolgte man seine Vorschläge.

Seine Versuche über das Reinigen des Bariumoxyds vom Eisen, über das Molybdän, über die Bereitung des Knallsilbers, über die Darstellung des Silbers aus seiner Auflösung mittels Phosphors, über die Gegenwart des Mangans im Eisen hatten guten Erfolg. Sehr verdient machte er sich durch seine vielen schönen Eisenproben. Seine Versuche gingen dahin, das kalt- und warmbrüchige Eisen anwendbar zu machen, den Schwefel aus den Kiesen mittels Kalk zu trennen. Die Sachkenntnis, mit welcher Ilsemann chemische Prozesse durchführte, war erstaunlich. Auch in der Mineralogie hatte er ein tiefes Wissen und ausgezeichnete Kenntnisse. Er besaß eine wertvolle Mineraliensammlung, die Goethe auf seiner ersten Harzreise 1777 besichtigte. Sie war gewiß eine der instruktivsten und an Prachtstücken reichsten in Deutschland.

     Große Verdienste erwarb sich Ilsemann durch seinen Unterricht an der seit 1775 im Entstehen begriffenen Bergschule. Er unterrichtete zuerst in der Mineralogie, hielt dann aber auch öffentliche metallurgische und chemische Vorlesungen, was besonders für angehende Hüttenleute von Wichtigkeit war. Bei der Sorgfalt, mit welcher er arbeitete, und bei der großen Erfahrung in der Schmelz- und Hüttenkunde konnte es nicht anders sein, als daß seine Lehrmethode den erwünschten Eingang fand, und daß er durch seinen Unterricht selbst dem Bergwesen ungemein nützte. Frei von allem Eigennutz, bekleidete er sein Lehramt fast 25 Jahre lang. Der König erteilte ihm daher, zum Beweis der Anerkennung seiner wichtigen Verdienste, den damals ausgezeichneten Charakter eines Bergkommissärs.

     Sehr geschätzt wurde Ilsemann von den Berghauptleuten von Reden und von Trebra, welche die Sachkenntnis, mit welcher dieser Chemiker Schmelzprozesse durchführte, wie auch sein tiefes Wissen in der Mineralogie kennen gelernt hatten; sie ehrten ihn durch neue fast tägliche Beweise ihrer Zuneigung, wozu jedenfalls auch gerechnet werden kann, daß er die sehr einträglich gewordene Apotheke für die äußerst geringe Pacht von jährlich 500 Talern behielt. Der berühmte Arzt Lentin war ihm ein inniger Freund und Professor Gmelin erwähnt seiner ehrenvoll in der Geschichte der Chemie. Der norddeutsche Apothekerverein ernannte ihn zu seinem Ehrenmitgliede.

     Ilsemann hatte zwei Söhne, von denen der älteste Kaufmann in Hannover und der andere, ein gründlich gelehrter Apotheker, Chemiker und Mineraloge, der Nachfolger seines Vaters in Clausthal wurde. Der Kaufmann Karl Ilsemann ist in Clausthal bekannt durch seine milde Stiftung von 3000 Mk. im Jahre 1865. Eine dreifache Summe hatte sein Vater 1822 gestiftet. Außer den beiden Söhnen hatte Joh. Christoph Ilsemann noch 4 Töchter, die er gut ausstattete, denn er lebte in glänzenden Vermögensverhältnissen und machte ein Haus, dessen Gesellschaftszimmer von den ersten Beamten der Stadt besucht wurden.

     Leider wurde seine treffliche Frau noch im rüstigen Alter ihm durch den Tod entrissen, sein weitläufiger Haushalt forderte aber eine umsichtige und sichere Leitung. Er schritt deshalb zu einer zweiten Ehe mit der Tochter des Apothekers Meyer in Osterode, die ihn überlebte. Er selbst starb am 13. Oktober 1822 im 96. Lebensjahre, nachdem er 60 Jahre lang die Clausthaler Apotheke verwaltet hatte.




Der Heimliche.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender 1941. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal-Zellerfeld 1940, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1941_077.png&oldid=- (Version vom 15.4.2019)