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Die Straßen im Oberharz.
Von H. Morich-Clausthal.


     Schon in früheren Jahrhunderten hatte der Oberharz seine Verkehrswege, die aber keine Straßen im heutigen Sinne waren, sondern vielfach nur schmale Fußwege und Saumpfade, auf denen die Fußboten, Lastträger und Saumtiere den Verkehr vermittelten. Später legte man auch eigentliche Fahrstraßen an, von denen die älteste von Goslar über die „Hohekehle“ und den „Paß Auerhahn“ und weiter über die Clausthaler Hochebene und den „Heiligenstock“ nach Osterode führte und den Oberharz mit dem Flachlande in Verbindung brachte. Sie wird urkundlich im Jahre 1457 als „rechte Heerstraße“ erwähnt, muß aber wohl schon im 12. oder 13. Jahrhundert entstanden sein.

     Diese alte Straße vermeidet, wie alle StraBen des Mittelalters, die Täler und zieht auf der kürzesten Linie über die Höhen des Gebirges. Von beiden Seiten waren starke Steigungen, dichte Wälder, felsiges Terrain und tief ausgefahrene Geleise zu überwinden, so daß die Strecke für den Übergangsverkehr und Frachtenverkehr fast garnicht benutzt werden konnte und nur für den notwendigen Transport ausreichte. An ihr standen die Wegsklausen, wie sie sich an allen alten Verkehrsstraßen finden, die durch wenig bewohnte Gegenden führten.

     Alle übrigen Harzstraßen sind nur für den Bedarf der Ortschaften und für die Zwecke des Bergwerks-, Hütten- und Forstbetriebes entstanden, weshalb auch ihre Unterhaltung diesen Interessenten und hauptsächlich der Forstverwaltung oblag. Sie waren für den großen Verkehr ohne Wichtigkeit, genügten aber für die „Treiber“, die auf ihren Pferben und Maultieren Lebensmittel und andere Gegenstände des Verbrauchs herbeischafften, wie auch für die einspännigen Starren, in denen die Erze, Metalle und Stohlen von den Gruben und Hütten oder für diese verfahren wurden. Daß sie nicht immer im besten Zustande waren, ist schon daraus zu ersehen, daß sie der eigentlichen Chausseeverwaltung nicht angehörten.

Zwar waren die Haupt- und Postwege durch den Harz, wie der Kammerherr von Rohr in seinen „Merkwürdigkeiten des Oberharzes“ schreibt, besonders über Osterode, Clausthal und Goslar, wie auch von Nordhausen über Lauterberg nach Andreasberg größtenteils ausgebessert und in guten Stand gesetzt, aber an anderen Orten zeigten sie sich so gefährlich und beschwerlich, daß man mit dem Fuhrwerk oft nicht vor- und rückwärts kommen konnte, ohne Achsen und Räder zu zerbrechen. Solche unbequemen Straßen fand er z. B. zwischen Grund, Wildemann und Lautenthal, zwischen Goslar, Altenau und Andreasberg und weiter bis Herzberg. Dieser Zustand dauerte bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts, wo man damit begann, die vorhandenen Straßenzüge auszubauen und neue, bequeme Kunststraßen anzulegen.

Zuerst entstand ein neuer Weg im Okertale für den Kommunion-Unterharz mit dem Bau der Rohmker Brücke, worauf die Verlegung der Hohlwege zwischen Clausthal und dem Sperberhaier Damm und zwischen der Wegesmühle und dem Auerhahn erfolgte. Dann wurde die alte Harzstraße zwischen Goslar und Osterode in Angriff genommen, wozu allerdings eine besondere Veranlassung den Anstoß gab. Als im Sommer 1821 die Krönung des Königs Georg Ⅵ. in Hannover bevorstand, erwartete man ihn auch auf dem Oberharz. Da aber der Weg von Goslar nach Zellerfeld für eine solche Reise nicht geeignet schien, feßte ihn die Harzverwaltung in Verbindung mit der Stadt Goslar, welche diese Strecke bis zum Auerhahn zu unterhalten hatte, schleunigst in hinlänglich fahrbaren Zustand.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender 1940. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1939, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1940_048.png&oldid=- (Version vom 8.4.2019)