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Die Heimat der Oberharzer.
Von Rektor i. R. H. Morich-Clausthal.


     Als der Bergbau am Rammelsberge bei Goslar, der im Jahre 946 aufgenommen sein soll, schon über zwei Jahrhunderte bestanden hatte, war der Oberharz noch unbewohnt. Die ältesten Bewohner kamen aus Goslar und gründeten um 1200 das Kloster Cella, das an der Stelle der jetzigen Bergstadt Zellerfeld stand. In den Kämpfen der Hohenstaufen und Welfen kam der Bergbau in Goslar zeitweise völlig zum Erliegen, weshalb die Bergleute auswandern mußten. Während ein Teil unter der Führung des Bergvogts Hermann v. d. Gowische 1181 nach dem Erzgebirge zog und die Stadt Freiberg gründete, wandten andere sich nach dem Oberharz, um hier neue Arbeitsgelegenheit zu suchen.

     Die Annahme, daß es Franken gewesen sind, ist als sicher überliefert anzusehen, war doch der Goslarer Bergbau durch Bergleute aus Franken, der Wiege des deutschen Bergbaues, aufgenommen. Ein Stadtteil in Goslar führt daher noch heute den Namen „Frankenberg“. Dementsprechend heißt auch eine Stelle im Oberharz „Der Frankenscharn“, d. i. der Ort, wo die Franken nach Erz geschürt haben. Aber dieser erste Bergbau dauerte nur etwa 150 Jahre, er hatte ein Ende, als 1347 der „schwarze Tod“, jene das Abendland verheerende Pest, auch auf den Oberharz drang und einen großen Teil der Bewohner hinwegraffte. Die zurückgebliebene Bevölkerung konnte sich nicht halten, der Bergbau ging zugrunde und es wurde wieder still und öde auf dem Oberharze.

     Nach etwa anderthalb Jahrhunderten erwachte der Oberharzer Bergbau zu neuem Leben durch die Fürsorge des Herzogs Heinrichs des Jüngern von Braunschweig-Wolfenbüttel. Es entstanden im Anfange des 16. Jahrhunderts die Bergstädte Grund, Wildemann, Zellerfeld und St. Andreasberg und etwas später auch Clausthal, Lautenthal und Altenau. Diese sieben Bergstädte entwickelten sich mit solcher Schnelligkeit, daß man erstaunt fragen muß: Woher kamen ihre Bewohner, da doch der Oberharz vorher unbewohnt war?

     Die Annahme liegt nun sehr nahe, daß sie wieder aus Goslar oder aus dem Mansfeldischen eingewandert sind, da dies die nächstliegenden der damals Silberbergbau treibenden Gegenden waren. Durch nähere Untersuchungen und Forschungen verschiedener Philologen und Historiker ist jedoch festgestellt worden, daß der überwiegend größte Teil der Einwanderer aus dem westlich Erzebirge gekommen ist. Das beweisen ohne Zweifel die geschichtlichen Nachrichten, die ausfällige Übereinstimmung der Grubennamen und die Übereinstimmung der Mundarten.

     Die ersten Bergbeamten des Oberharzes verschrieb sich der Herzog Heinrich aus dem Erzgebirge, namentlich aus der Gegend von Schneeberg, Annaberg und Joachimsthal. Diese Beamten aber kamen nicht allein, sondern brachten eine Anzahl Bergleute mit, die sich im Harz seßhaft machten und hier Kolonien gründeten. Man findet des halb die Namen alter Harzer Bergbeamten zu gleicher Zeit auch in den Bergstädten des Erzgebirges, wie auch viele alte Harzer Bergmannsnamen an sächsische und böhmische Bergorte erinnern. Solche Namen sind: Geyer, Graupner, Grimm, Schneeberg, Annaberger, Buchholz, Brand, Meißner, Vogtländer, Pucher, Plattner, Riesen, Sachs und Böhm.

     Außerdem wurde, wie man aus den Bergfreiheiten und Bergordnungen ersehen kann, im Oberharz weitgehende Rücksicht auf die erzgebirgischen Einrichtungen genommen, was