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den Glauben, aber auch von der Freiheit des Christenmenschen.

     Als im Jahre 1593 mit Ernst Ⅶ. das Geschlecht der Grafen von Hohnstein ausstarb, wurde die Grafschaft Scharzfeld-Lauterberg, mit widerrechtlicher Übergehung der mitbelehnten Grafen von Stolberg und Schwarzburg, vom Herzog Wolfgang von Grubenhagen als eröffnetes Lehn eingezogen und ist seitdem beim Fürstentum geblieben. Die Bergwerke der Grafschaft kamen damals unter die Direktion des Bergamts zu Clausthal, während der andere Teil, nämlich die Ortschaften Lauterberg, Barbis, Bartolfelde, Osterhagen und Steina und der Weiler Nüxei, in das Amt Scharzfeld verwandelt wurden, das nun die Gerichtsbarkeit und die Verwaltung in dem kleinen Kreise ausübte.

     Das Dorf Steina war bis dahin in kirchlicher Beziehung als Filiale mit der Parochie Sachsa in dem gräflich Hohnsteinschen Amt Klettenberg verbunden. Als die Grafschaft Scharzfeld-Lauterberg 1593 an Grubenhagen zurückfiel, wurde Steina als Filial von Steina abgenommen und der Parochie Bartolfelde zugelegt. Sehr bald aber trat das frühere Verhältnis wieder ein, denn 1613 heißt es in einem Schreiben des Kgl. Archivs: „In Steina ist kein eigener Prediger, der zur Sachsa predigt da allsonntaglich und erhält von Wattenrodt (Erbherrn zu Steina) ein Salarium.“ Die Grubenhagensche Linie starb nämlich schon im Jahre 1596 mit Herzog Philipp Ⅱ. aus, und nun bemächtigte sich Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, Schwager Philipps Ⅱ., des Fürstentums Grubenhagen trotz des besseren Rechts der Linie Lüneburg-Celle. Er war nach dem Tode des letzten Grafen von Hohnstein 1593 vom Stifte Halberstadt mit den Grafschaften Lohra und Klettenberg belehnt, und so kam es, daß er Steina wieder mit der Parochie Sachsa in dem gräflich Hohnsteinschen Amt Klettenberg verband. Aber sein Sohn Ulrich mußte das Fürstentum Grubenhagen auf den Spruch des Reichskammergerichts wieder herausgeben, und 1617 kam es durch Vergleich an die Cellesche Linie, an den Herzog Christian von Lüneburg. Da wird auch Steina wieder mit Bartolfelde verbunden worden sein, dem es wenigstens um die Mitte des 17. Jahrhunderts angehörte.

     Das alte Amt Scharzfeld blieb als solches bestehen bis 1859, in welchem Jahre es aufgehoben und mit dem Flecken Lauterberg, den Dörfern Barbis, Bartolfelde, Osterhagen und Steina und dem Hofe Nüxei zu dem Amte Herzberg gelegt wurde. Fast 400 Jahre hatte es bestanden und in dieser Zeit mit der gleichnamigen Burg vielfach Freud und Leid geteilt, letzteres namentlich in den schrecklichen Kriegen, die sich in früheren Jahrhunderten auf deutschem Boden abspielten. Lenkte doch die erwähnte Heerstraße auch gerade die Kriegsvölker auf ihren Durchmärschen an den Harz heran, so daß die Bewohner desselben das Kriegselend gründlich kennen lernten. Die Besaßung der Burg war viel zu schwach, um auch nur ihre nächste Umgebung schützen zu können.

     Im 30 jährigen Kriege hatte das Amt Scharzfeld viel von den Kaiserlichen, Bayern, Dänen und Schweden zu leiden, die sich auf ihren Durchmärschen ablösten. Im Sommer 1626 stand das Wallensteinsche Regiment Carboni bei Scharzfeld, bis es durch das Eintreffen der Dänen zum Rückzug veranlaßt wurde. Am dritten Weihnachtstage 1631 kam Oberstleutnant von Wurmb mit drei Kompagnien ins Land und nahm auf der Burg Quartier. Etwa 10 Jahre später am 1. März 1636, stellten sich schwedische Reiter ein und richteten in den Dörfern Barbis und Bartolfelde viel Unfug an.

     Im Siebenjährigen Kriege galt der Besuch der feindlichen Heere hauptsächlich dem Schlosse Scharzfels, wodurch natürlich auch die Ortschaften des Amtes in Mitleidenschaft gezogen wurden. Nachdem im Herbst 1757 das zügellose Heer des französischen Obersten Fischer die Burg vorübergehend besetzt hatte, zog 1761 der französische General Vaubecourt vor die Burg und belagerte sie längere Zeit, ohne die schwache Besatzung zur Übergabe zwingen zu können. Zu den Schanzarbeiten trieben die Franzosen die Bauern der ganzen Umgegend herbei, aber alle Drangsale und Bedrückungen vermochten der tapferen Besatzung nicht den Mut und der Bevölkerung nicht die Hoffnung auf ein gutes Ende zu nehmen. Endlich fand sich ein Verräter, der den Franzosen den Zugang zur Burg zeigte. Das Schloß wurde nun zerstört und ausgeräubert.

     Seit jener Zeit hat das alte Amt Scharzfeld unter Fehden oder Kriegsunruhen nicht mehr besonders zu leiden gehabt. Es konnte sich ruhig weiter entwickeln, wobei die Ortschaften mit der Zeit zu einer gewissen Wohlhabenheit gelangten, die in der niedersächsischen Behaglichkeit und Gemütlichkeit besonders zum Ausdruck kommt. Ackerbau und Viehzucht sind die Hauptbeschäftigungen der Bewohner, die durch eisernen Fleiß und Kunstvorrichtungen dem Boden abgewinnen, was er herzugeben vermag. Hervorragend ist der kräftige Pferdeschlag, den man weit und breit nicht besser findet, aber auch der übrige Viehbestand übertrifft oft alle Erwartungen. In früheren Zeiten hatten die Ortschaften in den