Seite:Harz-Berg-Kalender 1936 068.png

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.


in den Besitz der Herzöge von Grubenhagen, die 1345 den vierten Teil und 1351 die Hälfte des Zehnten von Scharzfeld dem Kloster Pöhlde schenkten. Nachdem es dann um 1420 an die Grafen von Hohnstein verpfändet war, wurde es von diesen 1541 wieder an Grubenhagen zurückgegeben. Zugleich wurden die Grenzen zwischen Hohnstein und dem Dorfe, nachdem bereits 1512 und 1515 Streitigkeiten und Verhandlungen über die Grenzen zwischen Hohnstein und Grubenhagen stattgefunden, festgestellt. Seit dieser Zeit gehörte das Dorf Scharzfeld in das Gericht Herzberg, bei dem es auch in der Folge verblieben ist.

     Durch die früheren Grenzstreitigkeiten veranlaßt, entspann sich im Jahre 1500 wieder eine Fehde, die für die Ortschaften der Grafschaft Scharzfeld-Lauterberg verhängnisvoll werden sollte. Herzog Philipp von Grubenhagen, der sonst still auf seinem Schlosse Herzberg lebte, zog in diesem Jahr infolge eines Streites über die Grenzen zwischen Herzberg und Scharzfeld gegen die Grafen von Hohnstein aus, steckte ihnen das Vorwerk Neuhof in Brand und ließ auch die Dörfer Barbis, Bartolfelde und Lauterberg in Flammen aufgehen. Dabei plünderten sie an allen Orten, bis die Fehde durch Vermittelung der benachbarten Herren zu Quedlinburg in Güte beigelegt wurde.

     Um das Jahr 1521 vollzog sich in der Grafschaft Scharzfeld-Lauterberg ein wichtiges Ereignis, dem die Grafen von Hohnstein das größte Interesse entgegenbrachten. Der zur Herrschaft Lutterberg gehörende Teil des Oberharzes, der bis dahin fast nur als Jagdgebiet benutzt werden konnte, erschloß seine reichen unterirdischen Schätze, und es entstand, durch die Bergfreiheit von 1521 begünstigt, die Bergstadt St. Andreasberg, die sich so rasch entwickelte, daß schon innerhalb eines Jahrzehnts 300 Wohnhäuser vorhanden waren. Im 16. Jahrhundert umfaßte die Grafschaft die Bergstadt St. Andreasberg, den Flecken Lauterberg, das Pfarrdorf Bartolfelde mit Osterhagen, Steina und dem Weiler Nüxei, wo sich eine herrschaftliche Schäferei befand, und das Pfarrdorf Barbis mit dem Schlosse Scharzfeld und dem Vorwerk Neuhof, das auch „das neue Schloß" genannt wurde.

     Als im Bauernkriege 1525 die benachbarten Klöster Waltenried und Pöhlde zerstört wurden, nahmen daran auch die Bauern der Grafschaft Scharzfeld-Lauterberg tätigen Anteil, ja einer derselben, Hans Arnold, Schäfer in Bartolfelde, wurde sogar an die Spiße der Aufrührer gestellt, die fich gegen das Kloster Walkenried und die Grafen don Hohnstein wandten. Aber der General im Schäferkittel hatte bald abgewirtschaftet, denn nach der Niederlage der Bauernheere bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 zerstreuten sich die Bauern und nahmen, als sei nichts vorgefallen, ihre Landarbeit wieder auf. Auf den klugen Rat des Nordhäuser Stadthauptmanns Balthasar von Sundhausen legte Graf Ernst von Hohnstein dem großen Haufen seiner irregeleiteten Bauern nur eine gelinde Geldstrafe auf, die Rädelsführer aber ließ er ergreifen und hinrichten.

     Dieser Graf Ernst von Hohnstein war ein eifriger Katholik und wollte von der neuen Lehre Luthers in seinem Lande nichts wissen. Seinen Hofprediger Winemann verfolgte er, weil dieser feine Zuneigung zum Luthertum nicht unterdrücken konnte, und dasselbe Schidsal drohte allen Geistlichen in seinem Lande, die sich etwa der neuen Lehre zuwenden wollten. Die evangelische Lehre konnte deshalb zu Lebzeiten des Grafen Ernst nur teilweise und in ganz geringem Umfange Eingang in seinem Lande finden.

     Das Dorf Scharzfeld, das seit 1541 wieder zu Grubenhagen gehörte, wird die Reformation noch in diesem Jahre eingeführt haben; denn die Herzöge von Grubenhagen standen von Anfang an auf der Seite der Evangelischen und nahmen an den Kämpfen gegen die katholischen Fürsten tätigen Anteil. Der erste evangelische Prediger in Scharzfeld hieß Gregorius Reiche, dessen Einfluß auf seine benachbarten Amtsbrüder nicht ohne Erfolg geblieben sein wird, denn auch in Barbis, Lauterberg und St. Andreasberg regte sichs, während von Bartolfelde in dieser Beziehung nichts bekannt geworden ist. Wie die Pfarrer Johannes König in Barbis und Ernst Schrader in Lauterberg im Sinne Luthers predigten, so trat auch der Pastor Küchenthal in St. Andreasberg, das bis zur Erbauung einer eigenen Kirche im Jahre 1536 in Lauterberg eingepfarrt gewesen war, entschieden auf die Seite der Evangelischen. Vor der Verfolgung des Grafen schützte sie wohl nur dessen Tod, der 1552 auf der Burg Scharzfels erfolgte. Vier Jahre darauf, am 27. März 1556 berief sein Sohn und Nachfolger, Graf Volkmar, im Einvernehmen mit seinen Brüdern sämtliche Prediger der Grafschaft nach Walkenried, wo mit Zustimmung der anwesenden Ritterschaft die Einführung der Reformation beschlossen wurde. Schon am folgenden Sonntage, Palmarum, feierte man das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt, und acht Tage später erklang die Osterbotschaft in deutscher Sprache. Eine neue Zeit war angebrochen, ein neuer Geist, der Geist Luthers zog durch das Land und predigte von der Gnade Gottes und der Rechtfertigung durch