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Schacht“. Ferner nennt Calvör 1549 in Zellerfeld die Gruben mit den gleichnamigen Schächten „Treue“ am Südrande der Stadt, „St. Calvator“ an der südwestlichen Ecke und „Kaiser Karl“ südwestlich vom Karler Teich. Noch heute zeugen die Halden von dem regen Bergbau, Der einst hier umging.

     Westlich von Zellerfeld erinnert die Ringer Halde und des Ringer Zechenhauses an die Grube „Ring und Silberschnur“, deren Name wohl mit den daselbst vorgekommenen sogenannten Ringelerzen zusammenhängt, die das Nebengestein Wie mit einem Ring umgeben. In der Nähe des Ringer Schachtes lag die Grube „Weißer Schwan“, die 1691 in den Bergzettel und 1732 in Ausbeute kam, 1837 aber verlassen wurde. Sie gehörte zum Damaligen Schwaner Zuge, einem Teil des späteren Zellerfelder Hauptzuges und ist nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Gruben im Burgstädter LZuge und in Festenburg.

     Bekannt bis in die neueste Zeit war hier der Schacht „Rheinischer Wein“, dessen Teufe bis zur Tiefsten Wasserstrecke, etwa 600 Meter unter Tage, reichte. Er besaß eine hölzerne Fahrkunst, ein Treibwerk (Kehrrad) und eine unterirdische Kompressoranlage und dienter für die Zellerfelde Gruben als Tagesförderschacht. Die Erze wurden in ihm gehoben und für sich in neuem unmittelbar unterhalb des Schachtes liegenden kleinen Pochwerke verarbeitet. Seitwärts davon werden noch die drei alten Freudensteiner Schächte genannt.

     Links von den Zechenteichen, wo jetzt die schönen Haldenanlagen zur Rast einladen, lag die Grube Regenbogen. Diese hatte zwei Tagesschächte, nämlich den Schreibfeder- und den Jungfrauer-Schacht, welcher durch mehrere Strecken miteinander und mit der nahe gelegenen Grube Ring und Silberschnur in Verbindung standen. Der Schreibfeder-Schacht, auch „Silberne Schreibfeder“ genannt, besaß ein Treibwerk (Kehrrad) und hatte eine Teufe von 540 Meter, während der Jungfrauer-Schacht nur 480 Meter tief war. Am 21. Oktober 1848 entstand in der Grube Regenbogen ein Brand, durch den 13 Personen bei den Rettungsarbeiten ums Leben kamen.

     Die angrenzende Grube „Herzog August Friedrich Bleifeld“, die auch einen Schacht hatte, wird schon 1605 genannt; der erste Versuchsbau auf dem Bleifelde wurde aber bereits 1526 getrieben. Hier lagen auch die Gruben und Schächte „Windgaipel,“ „Haus Hannover und Braunschweig“ und „Charlotte“, die 1746 in den Bergzettel kam und 1837 verlassen wurde. Auf „Haus Hannover und Braunschweig“ fand man 1780 eine rätselhafte Luft, die in Göttingen als „fixe Luft“, Kohlensäure, festgestellt wurde. Der Name „Windgaipel“ hängt vielleicht mit den Versuchen des Philosophen Leibnitz zusammen, Treibwerk und Wasserkunst mit Windrädern herzustellen.

     Am Wege nach Wildemann lag zunächst die Grube „St. Johannes“, in dessen Nähe jüngst ein Versuchsschacht gleichen Namens abgeteuft wurde, und weiterhin die Grube „St. Joachim“, im Volksmunde „Jochen“ genannt, auf deren Gelände vor 50 Jahren das neue „Johanneser Kurhaus“ entstanden ist. Joachim, der Gatte der heiligen Anna, gehörte mit dieser zu den Bergheiligen, weshalb neue Gruben und Bergstädte nach ihnen benannt wurden. Der Schacht der Grube St. Joachim führte gewöhnlich den Namen „Haus Sachsener Schacht“. Übrigens findet sich unter den Gruben bei Zellerfeld auch ein „Neuer St. Joachim.“ Im nahen Spiegeltal war die letzte Grube „Busches Segen“ 1795 noch im Betriebe. Ihren Namen erhielt sie wahrscheinlich nach dem Berghauptmann Albert von dem Busche. Außerdem befand sich hier der Richtschacht „Spiegeltals Hoffnung“, in welchem 1833 die von Bergmeister Dörell in Zellerfeld erfundene Fahrkunst zuerst eingebaut wurde.

Ⅴ. Das Silbernaaler Grubenrevier.

     Im Innerstetale zwischen Clausthaler Silberhütte und dem Kreugbacher Teiche (Stillen See) steht die silberreiche Grube „Bergwerkswohlfahrt“ im Betriebe. Schon vor mehreren hundert Jahren fand hier ein reger Bergbau statt, und man nannte diesen Grubenzug „Silbernaal“, ein Name, der durch Einwirkung der Oberharzer Mundart aus „Silbern Nagel“ entstanden ist. Durch Kriegsunruhen, sowie durch Betriebsschwierigkeiten kam der Bergbau zum Erliegen, worauf sich die vorhandenen 4 oder 5 Schächte mit Wasser füllten.

     Durch den tiefen Georgstollen, den man 1777 bis 1799 von Grund herauf bis in die Clausthaler Grubenreviere trieb, wurden die Grubenwasser gelöst. Dabei tat sich ein ergiebiges Erzfeld auf, und so entstand eine neue Grube unter dem Namen Bergwerkswohlfahrt, welche beträchtliche Ausbeute lieferte. Sie hatte zuerst keinen eigenen Schacht , sondern förderte ihr Erz und taubes Gebirge aus dem nächsten Lichtschacht des tiefen Georgstollens zu Tage. (Die Lichtschächte gingen vom Tage aus bis zum Stollen und bezweckten eine regere Wetterzirkulation sowie die Gewinnung mehrerer Ansatzpunkte zum rascheren Treiben des Stollens.)

     Einen eigenen Schacht erhielt die Bergwerkswohlfahrt zunächst in dem alten zum Teil wieder aufgewältigten tonnenlägigen „Haus Braunschweiger Schachte“, der rund 500 Meter Tief ist. Da die Grube immer mehr Erzmittel lieferte, teufte man einen neuen Richtschacht ab, der 1832 vollendet wurde und zu Ehren des damaligen Berghauptmannes v. Mending den Namen Mendingschacht erhielt. Er ist nur 400 Meter tief. Beide Schächte besitzen ein Treibwerk, eine Fahrkunst und eine Wasserkunst.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1933. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1932, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1933_043.png&oldid=- (Version vom 15.9.2018)