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Die Gruben und Schächte rings um Clausthal-Zellerfeld.
Von H. Morich.


Das Landschaftsbild des Oberharzes ist in erheblichem Maße beeinflußt worden von dem hier seit Jahrhunderten betriebenen Bergbau, der unserer Heimat das charakteristische Gepräge gegeben hat. Neben den zahlreichen Bergwerksteichen, den langen Zügen der Gräben und Grabenwege sind es namentlich die Gruben- und Schachtanlagen, ohne welche wir uns die Oberharzer Landschaft kaum denken können. Wer erinnert sich nicht gern der blühenden Zeiten, in denen aus Schacht und Hütte das Hoffnungsvolle „Glück auf“ ertönte, das unserm Leben neuen Mut und neue Kraft verlieh und uns die Heimat vertraut und reizvoll gestaltete.

     Wie ein reichgeschmückter Gürtel umgaben die zahlreichen Gruben und Schächte die alten Bergstädte, mit denen sie aufs innigste verwachsen waren. Von den Gaipeln der Gruben leuchteten die Ausbeutefahnen, zum Zeichen, daß die Gruben in Ausbeute standen und reichen Bergsegen spendeten. Ihre Namen waren eingeschrieben in den Bergzetteln, welche in jedem Quartal zur Benachrichtigung der Gewerke ausgegeben wurden. Manche von ihnen sind in Vergessenheit geraten, doch leben noch viele in der Erinnerung der Bevölkerung fort. Um sie den späteren Geschlechtern als ein Stück der Heimatgeschichte lebendig zu erhalten, sind im nachfolgenden die Namen der Gruben und Schächte nach den verschiedenen Grubenzügen zusammengestellt.

Ⅰ. Der Turmrosenhöfer Zug.

     Das Rosenhöfer Revier am Westende der Stadt Clausthal nimmt in der Geschichte des Clausthaler Bergbaues einen hervorragenden Platz ein. Hier lagen die alten Gruben Turmhof und Rosenhof, die auf dem Bergzettel von 1591 angeführt werden, und von denen der ganze Zug seinen Namen erhalten hat. Im Jahre 1600 wurden diese beiden Gruben zusammengeschlagen und Turmrosenhof genannt. Den Namen „Turmhof“ hatten die eingewanderten Bergleute aus Freiberg mitgebracht, wo die gleichnamige Grube im 16. Jahrhundert die reichste Ausbeutegrube war. Sie hatte ihren Namen von einem alten Freihofe, auf dessen Grund und Boden sie lag. Den Namen Rosenhof bringt man in Beziehung zu Rose, nach der manche Gruben benannt wurden, weil die Rose der Bergheiligen St. Anna geweiht war.

     Im Jahre 1649 entstand durch Fahrlässigkeit eines Kunstwärters in dieser Grube ein so heftiger Brand, daß dadurch der ganze Schacht vernichtet wurde. Man baute deshalb in einiger Entfernung einen zweiten Schacht, auf dem der berühmte Philosoph Leibnitz 1685 mancherlei Erfindungen des Treib- und Kunstwerkes vorrichten ließ, welche aber keinen glücklichen Fortgang hatten. Diese Grube wurde ganz auf herrschaftliche Kosten gebaut, während alle anderen gewerkschaftlich waren. Als man sie 1817 als solche einstellte, kam eine Grube „Neuer Turmrosenhof“ auf, die näher nach der Stadt zu angelegt war.

     Der Rosenhöfer Schacht hatte eine Tiefe von 620 Meter und war mit einem Treibwerk (Kehrrad), einer hölzernen Fahrkunst und einer Wasserkunst ausgerüstet. Aber zum Fördern der Erze wurde er nicht viel benutzt, dazu diente vielmehr der Silbersegener Schacht, der zur Förderung gebaut war. In dem kleinen Türmchen des Rosenhöfer Gaipels hing ein Glöckchen, das sich bei jedem Auf- und Niedergange des Fahrkunst-Gestänges hören ließ, zum Zeichen, daß in der Grube alles in Ordnung war. Am 16. Oktober 1878 stand beim Wechsel der Mittagsschicht das Glöckchen plötzlich still, ein Gestängebruch war eingetreten und hatte 21 auf der Fahrkunst befindliche Bergläute mit in die Tiefe gerissen, wodurch 8 Bergleute den Tod fanden und 13 schwer beschädigt wurden.

     Im Rosenhöfer Zuge lagen noch die Gruben „Drei Brüder“ im Zipfel, „St. Johannes“ dicht Unter dem Rosenhof, „Alter Segen“ und „Himmlisches Heer“ etwas weiter abwärts, und „Silbersegen“


     Zum nebenstehenden Bilde. In der Mitte erblickt man den Gaipel der Grube Dorothea mit zwei Fahnen geziert, zum Zeichen, daß sie eine Ausbeutegrube war. Rechts daneben das lange Scheidehaus und dahinter das höher gelegene Zechenhaus. Links die eiserne Hundsbahn und das Feldgestänge der Wasserkunst und dahinter die Gebäude der Bergwäsche und der Radstube. – Ganz links der Gaipel der Grube Karoline, der ebenfalls mit den Ausbeutefahnen geziert ist. Auch hier sieht man ein Kunstgestänge und dahinter die Radstube.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1933. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1932, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1933_039.png&oldid=- (Version vom 4.10.2019)