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beim Nachbarhause fuhr, fehlte den Männern der Mut. Da griff meine Mutter ein. Sie stimmte mit hellem Tone an, und nun ließ Vater sie nicht im Stich. Die anderen fielen ein, und der König gab ein Zeichen, daß der Wagen halten sollte. Mit freundlichem Gruße fuhr er dann weiter.

     Wir Jungen stürmten natürlich hinterher und konnten uns nicht genug in Hoch- und Hurraschreien tun. Heute erscheint es mir begreiflich, daß da ein altes Harzweib sich den Kopf haltend zu uns umwandte und uns verzweifelt zurief: „Junges, su gahzt doch net su!“ Wir schrien, als ob wir es bezahlt kriegten.

     Ich wurde dann still, ähnlich wie später in den siebziger Jahren, als der alte Kaiser Wilhelm im Residenzschloß zu Hannover eine Ovation entgegennahm.

     Nachdem die Gesangevereine ihre Lieder vorgetragen hatten, wurde von der Menge gemeinsam „Deutschland, Deutschland über alles“ gesungen. Mit der mir eigenen Begeisterung, bei damals noch kräftigem Stimmaterial sang ich mit, als ein Schutzmann mich plötzlich anhauchte: „Seien Sie doch ruhig!

Sie verderben ja den ganzen Gesang!“

Ich war wie niedergeschmettert.

     Nicht weit von dem heutigen Johanneser Kurhaus, jenseits der Echowiese, stand ein hölzerner Turm auf der Ernst-Augusthöhe. Da hinauf wurde der blinde König geführt, um das liebliche Bild, das sich schlängelnde Innerste, das kleine Wildemann mit seinen wie aus einem Nürnberger Spielkasten genommenen Häuschen, die grünen Wiesen und die dunklen unendlichen Wälder umfaßte, in seine Seele aufzunehmen. Armer König! Er gab sich dazu her. Drüben an dem Berghang weidete eine Kuhherde. Das wohlabgestimmte Geläute war das einzige von all dem Anmutigen, was zu ihm drang.

Familie Ey singt.

     Ein andermal führten sie ihn auf die Ahrendsberger Klippen oberhalb von Romkerhall im Okertal. Vater mietete zwei Leiterwagen mit schweren Karrengäulen. Ein Doppelquartett mit Frau und Kind drängte sich auf Bretterbänken zwischen grünem Gewinde.

     Als der König aus der bescheidenen Halle auf den Klippen heraustrat, sangen Vater und seine Freunde: Wer hat dich, du schöner Wald . . . Der König ließ sich mit ihnen in ein Gespräch ein. Dieses Lied hatte er besonders lieb.

     An dem Wege, der von Gemketal zu dem Arendsberge hinaufführte, stand eine Köte.