Seite:Harz-Berg-Kalender 1932.pdf/35

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.
Oberharzer Glockeninschriften.
Von H. Morich, Rektor i. R.

Von den Heimatklängen spielt der Glockenklang eine wichtige Rolle in dem Leben der Christenmenschen. Mit ehernem Munde läßt die Glocke ihren Ruf erschallen, der uns von der Wiege bis zum Grabe begleitet. Ihr feierlicher Ton dringt uns tief ins Herz hinein und löst die verschiedensten Stimmungen und Empfindungen in unserer Seele aus. Fröhlich klingt sie in unserer Freude, traurig in unserem Schmerz, und immer nimmt sie Anteil an den Ereignissen unseres Erdenlebens. Sie bildet ein Stück unserer Heimat und ist mit den Erlebnissen und Schicksalen ihrer Bewohner innig verbunden. Durch ihre Inschriften erzählt sie uns auch von längst vergangenen Tagen und liefert uns dadurch einen wertvollen Beitrag zur Geschichte unserer engeren Heimat.

1. Die Clausthaler Glocken.

     Die Marktkirche in Clausthal besitzt 5 Glocken, 3 Läuteglocken und 2 Schlagglocken. Die Läuteglocken hängen im Turm, die Schlagglocken in der Laterne des Dachreiters. Bis 1917 waren es 4 Läuteglocken, von denen 2 für Kriegszwecke abgeliefert werden mußten; dafür kam 1921 eine neue Bronzeglocke.

     Die größte Glocke mit dem Ton C hat einen unteren Durchmesser von 1,66 m und ein Gewicht von 55,10 Zentner. Sie war s1790 gesprungen, wurde 1792 umgegossen von Joh. Heinr. Wicke in Braunschweig und trägt folgende Inschrift:

„Lobet den Herrn mit Cymbeln,
Lobet ihn in seinem Heiligthum. Psalm 150

Nachdem die Glocke den 19. Dezember 1790 gesprungen ist, so ist dieselbe im Jahre 1792 vermittels Göttlicher Hilfe umgegossen bey Regierung und Lebzeiten des Herrn Friedrich Wilhelm Heinrich Von Trebra, Berghauptmanns, Franz Anton von Meding, Berg-Drosten, Leopold Levin Julius von Uslar, Zehendner, Georg Andreas Stelzner, Oberbergmeister, Georg Christian Dahme, Confistorial-Rath und General-Superintendent, Ehren Ehrenreich Heinrich Conrad Hannibal, Archidiakonus, Ehren Johann Christian Köppel, Subdiakonus, Friedrich Wilhelm Scharlach, Richter, Samuel Gottlieb Rausch, Georg Carl Martin Ey, Johann Wilhelm Koch, Johann Andreas Breitenkopf, Friedrich Christoph Luther, Stadtschreiber, Johann Heinrich Christian Lange, Johann Heinrich Haberland, Karl August Ludwig Hinten, Carl Heinrich Schnanz, Johann Christian Neimke, Cämmerer, Georg Christian Ludwig Nachtweyh, Kirchen-Vorsteher.“

     Auf der anderen Seite steht außer dem Bergwappen und dem Stadtwappen der Spruch:

„Ich bin ein stummes Werk, doch wenn man mich berührt,
So wird mein sanfter Thon gleich weit und breit gespürt.
Ich stehe zu Befehl zum Beten, Trau‘r und Freunden,
Mein Schall erhebet sich in Krieg- und Friedenszeiten.
Droht Feuer und Gefahr, und man beweget mich,
Mach ich es gleich bekannt, dann bin ich fürchterlich.
Der Herr bewahre mich, das ich in langen Jahre
Das, was vorhin geschehen, nicht wieder mag erfahren,
Er laß die gute Stadt und Bergwerk wol gedeyhn,
Das Groß und Kleine sich stets seiner Güte freun.“

Die alte Glocke war 1671 schon einmal gesprungen und dann von Ludolph Siegfried in Hannover wieder neu gegossen. Sie trug nach diesem Umguß folgenden Spruch:

Marktkirche in Clausthal[WS 1]
Marktkirche in Clausthal[WS 1]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Platzhalter wegen ungeklärter Urheberschaft
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Schaltjahr 1932. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1932, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1932.pdf/35&oldid=- (Version vom 7.4.2019)