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solche gönnen. Er möge das Wasser nicht ertragen, er habe es gar auf der Brust. Wenn er durch die kalte Aare müßte, aus wenn das Wasser ihm nur bis an die Knie ginge, so nähmte es ihn, er erlebte den Sommer nicht mehr. Es solle ein anderer gehen, um den es weniger schad wäre, der keine Kinder hätte, was vielleicht niemand übel, aber vielen wohl käme, wenn er danne käm. Weber sind, wie gesagt, oft lützel in den Gliedern, aber mit dem Maul da sind sie zweg, sie nehmen es sogar mit den Schneidern auf, und zwar mit Glanz.

     Pung, Bung, ging es draußen immer strenger, die Gefahr war dringlicher, der Streit heftiger. Die Hausmannlein wollten einen Studenten senden und nahmen die Partei vom Weber, die Studenten waren in der Mehrzahl, es weiß kein Mensch, welchen Heldenkampf die Welt erlebt hätte, hätte nicht ein Weibel sie darum gebracht. Ein solcher kam plötzlich mit starkem Schnaufen daher gerannt und brachte die Nachricht, es sei eine Kapitulation abgeschlossen worden, die Franzosen wollten im Frieden einziehen. nicht plündern, niemand fressen, weder gebraten noch ungebraten; wer schieße, der müsse auf der Stelle erschossen werden, ohne Erbarmen.

     Da war die Freude groß und der Streit zu Ende. Also Frieee war’s, und mit dem Leben kamen alle davon, und gerne blieb man auf dem Posten, wie es streng befohlen ward, bis man abgelöst wurde. Nun waren die Herzen leicht geworden und damit man ja ganz sicher sei, daß kein Unglück geschehe und auch daß die Franzosen sehen könnten, daß man gut Freunde sei und ihnen eigentlich gar nichts Leides hätte tun wollen, als auch nicht im mindesten riskiere, Kriegsgefangene zu werden, wurde man rätig, aus allen Gewehren die Schüsse zu ziehen. Das werbe den besten Eindruck machen, meinte man. Mit Eifer ging man allseitig ans Schüsse ausziehen, aber es war leichter gesagt als getan. Bei den meisten war es das erste Mal, daß sie es versuchten; und Schüsse ausziehen, hat eine Nase, fast wie das Zahnausziehen, das kann auch nicht jeder, und wenn die Flinten hätten Laut geben können, wie die, denen man die Zähne auszieht, es hätte ein schrecklich Gebrüll abgesetzt. Plötzlich kracht ein Schuß, hoch auf fahren alle, leichenblaß steht unser Weber neben seinem rauchenden Gewehr, das am Boden liegt. Er hatte gebohrt an ihm, hatte gezerrt an ihm, wollte es auf eine steinere Platte stellen, um noch besser zu zerren und zu bohren, da fiel es ihm aus den müden Händen und ging los, denn es war ein alt wunderlich Schloß an ihm vom Großvater selig; wenn es abgehen sollte, ging’s nicht, und wenn es nicht abgehen sollte, so ging’s. Wie ein elektrischer Schlag war mit dem Schuß der Gedanke in alle gefahren: Herr Jeses, jetzt muß doch noch einer erschossen sein und das Leben verlieren, und noch dazu müssen wir es machen, denn es hieß ja, wer schieße, müsse auf der Stelle erschossen werden. Darum war der Jammer groß und alle umringten den Weber und schrien: „Warum machst uns das an, warum ließest das Gewehr fallen, warum bist nicht gegangen, wo man dich schicken wollte, seit hast’s!“ „Nit, nit,“ sagten die Gutmütigen, es ist jetzt nicht Zeit zu Vorwürfen, der arme Teufel ist gestraft genug und wir damit, wir müssen das Urteil vollziehen; es ist jetzt darum zu tun, wo und wer es machen soll von uns; wir werden lofen müssen und am besten wird es sein, man vollziehe das Urteil im Zeughaushof. Einer muß mit ihm beten, ein Theolog, bis alles fertig ist, und wenn er was will z’Trinken oder z’Esse, so muß man es ihm geben. Reich’ doch Einer Wasser und Wein, es wird ihm glaub’ übel, er ist