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zugute. Ihnen folgten 1560 und 1561 noch zwei andere Stollen, der Hütschentaler Stollen, der sich von Hütschental nach Wildemann und weiter durchs Stubental nach Zellerfeld hinaufzieht, und der obere Stuffentaler- (Haus Sachsen-) Stollen, der ebenfalls durchs Stubental nach Zellerfeld verläuft.

     Wie Herzog Heinrich den Schlüssel fand zur eisernen Tür, d. h. Stollen einschlagen ließ durch das feste Gestein, um an die Erzgänge zu gelangen, so sorgte er auch für das nötige Befriebswasser (Aufschlagwasser) durd Anlage von Bergwerkszeichen, deren Zahl stetig gewachsen und zuletzt auf 67 gestiegen ist. Schon 1565 wird in den Bergrechnungen ein „Teichwärter“ erwähnt, und vom Jahre 1572 wird berichtet, daß bei einem starken Unwetter etliche Teiche in der Umgebung von Clausthal und Zellerfeld ausgebrochen seien.

     Eine Gefahr drohte dem blühenden Bergbau durch die Stellung des Herzogs zur evangelischen Lehre. Heinrich war ein entschiedener Gegner der Reformation und suchte mit eiserner Strenge jede evangelische Regung in seinem Lande zu unterdrücken. Als die Gemeinde Grund 1539 einen evangelischen Prediger verlangte, entzog er ihrer Pfarre die von der Herzogin Elisabeth 1505 gestifteten 100 Gulden Einkünfte und 10 Morgen Land, wodurch sie in eine recht mißliche Lage geriet. Da sie sich weigerte, einen katholischen Geistlichen zu nehmen, blieb sie jahrelang ohne eigenen Prediger, wurde 1543 als Filiale der Gemeinde Zellerfeld zugewiesen, welche früher von Grund aus kirchlich versorgt worden war, und erhielt erst um 1550 einen evangelischen Pfarrer.

     In Zellerfeld vertrieb er 1541 den lutherischen Prediger Christoph Beer und erbot sich, den neuen Pfarrer allein zu besolden, wenn sie einen katholischen nehmen wollten. Dagegen aber verwahrten sich die Bergleute ganz energisch und drohten, lieber auswandern zu wollen, als sich einen katholischen Geistlichen aufdrängen zu lassen. Ärgerlich nahm Heinrich, dem der Bergbau über alles ging, von seinem Vorhaben Abstand und schrieb: „Wenn sie an einem Lutherischen nicht genug haben, so mögen sie zwei nehmen; ich gebe aber nichts dazu und will nichts dazu geben!“ Diese Antwort ließ er auch der Gemeinde Wildemann zukommen.

     Durch die unglücklichen Feldzüge des Herzogs, der durch seine Feindschaft gegen die Reformation mit den im Schmalkaldischen Bunde vereinigten evangelisch gesinnten Fürsten in Streit geriet, erfuhr der Oberharzer Bergbau eine unliebsame Unterbrechung. Als die Fürsten 1542 mit Heeresmacht gegen ihn heranrückten, mußte Heinrich nach Bayern fliehen, und nach der Schlacht bei Calefeld (Höckelheim) saß er von 1545–1547 auf der hessischen Festung Ziegenhain gefangen. Der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen zwangen die Untertanen des Herzogs, ihnen zu huldigen. In Gandersheim erfolgte die Huldigung der Bergstädte des Oberharzes, wodurch der Fortgang des Bergbaues gesichert war. Aber ungünstig wirkte die Einsetzung der fremden Beamten, von denen einer den anderen zu hintergehen und auszustechen versuchte.

     Während um das Jahr 1540 die Gewerken auf 21 Gruben und mehreren Stollen kräftig bauten und viel Silber gewannen, erlitt der Bergbau während der Abwesenheit des Herzogs sehr große Nachteile. In das Bergbuch wurden weder Zubußen noch Ausbeute an Silber eingetragen, was auf Unterschlagungen und Betrug schließen läßt. Auch überfielen in dieser Zeit die Goslarschen Nachbaren, die auf die jungen Bergstädte neidisch waren und mit Herzog Heinrich in Feindschaft lebten, Wildemann und Zellerfeld plünderten sie aus und verübten dabei manche Gewalttätigkeiten.

     Als die Schlacht bei Mühlberg 1547 den Herzog aus der Gefangenschaft befreit hatte, setzte er sein Lieblingswerk im Harze mit verdoppeltem Eifer fort und sorgte für geordnete Zustände. Die fremden Beamten entließ er und setzte die früheren wieder ein. Gegen die Bergstädte wurde er immer duldsamer und störte sie nicht weiter in ihrem Glauben. Ja, als um das Jahr 1552 Lautenthal in Aufnahme kam, hatte er seinen Widerstand gegen die Einführung der evangelischen Lehre schon längst aufgegeben. Denn gerade er erbaute der protestantischen Gemeinde 1564 eine kleine hölzerne Kirche und schenkte eine Glocke hinein.

     Im Mai 1552 belagerte Herzog Heinrich die Reichsstadt Goslar, wozu auch die Bewohner der Bergstädte Zellerfeld, Wildemann und Grund herbeigeeilt waren, um Zeuge zu sein, wie der üblen Nachbarin vergolten ward. Bei dieser Gelegenheit brachte Heinrich das Bergwerk am Rammelsberge an sich, um das die Stadt Goslar schon früher vielfach befehdet worden war. Durch Kaiser Friedrich Ⅱ. war das Bergbaurecht im Harze 1235 an das Braunschweigische Herzogshaus übergegangen, so daß die Welfen den erzbauenden Gewerken als Bergherrn gegenüberstanden. Zwar hatten die braunschweigischen Herzöge