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Tohk un siehm Nächt in jeder Woch in än Futter wack ging, immer mit flotten Wachsel in dr Mannschaft. In Jahr 1861 ging mr noch än Schritt wätter und es kame 6 vierschtinnige Schichten; es arpte sich lächter un jeder krehg ahch in disser Zeit seine drei Buhrlecher fartig. Su sän schließlich vor jeden Ort in äner Woch 378 Lecher neingetriehm, ja vor än Dorchschlohk (Haus Sachsener un Ernst August-Schacht) gar in dan lezten paar Wochen gehng 600 Lecher. Dos war es Vierduppelte von dr Ahnfangsleistung!

     Nuth lährt baten, saht mr immer, ower Nuth lährt ahch arpen – dos sohch mr hie; denn su de gansen Barkintressen, es ganze Wull un Weh dr Änwuhner an än seidne Foden hinge, schlimmer wie frieher, do wur net lang gefackelt, un wos es genitzt hot, war unendlich viel; wie all gesaht is – 9 Jahr un 1 Munat friher nahm dr Schtolln die feindling Wasser aus dn Gruhm fort, als wie vorhar ausgerachent war. Es war 12 Jahr un 11 Munat drahn gebaut!

     Bei dan gansen Bau sän 1½ Millione Buhrlecher in Geschtähn neingewergt un 200000 Pfund Pulver drbei verschossen. Seine gesamte Länge trug mit dan Fliegelertern noch Lautenthol un Bockswies, die ower ärscht später getriehm wurn, net gans 26000 Meter (gehng 3½ Meilen). Dr Schtolln hot durchwack äne Brät von 1 Meter 70 un äne Heh vun 2 Meter 50 Zentimeter. De kosten for dan gansen Bau waren in Ahnschlohk gebrocht mit 500000 Tholer un sän harnohch, in dr Hauptsach dorch dar vielen Mauerung, im 70000 Tholer iwerschritten. Gewiß net schlimm! Har is bes of dn heiting Tohk in der gansen Walt dr längste Schtolln-Bau unrer dr Ard.


     Mit dn Ernst August-Schtolln sollte nu endlich es Haupt-Grundwassergebiet unterfahren, sollten unter ihn käne schtärkern Wassermassen, die greßre Gefahren brochten, meh zu besorring sein. In dissen Imfang sän ahch käne wätter aufgetraten; die vielen alten Baue, die dn Tiefen Georg, wie ich all wätter uhm gesaht ho, su viel Wasser brochten, ginge mit ihrer Tief lang net unnern Ernst August-Schtolln, un dos war wull von grußer Wichtigkät. Eb nu späterhin noch disse Theorie zu Nacht beschtiehn Kunnte, is mr net bekannt.

     Freilich waren noch Wasser do – genung! Denn die Clastholer und Zallerfaller Gruhm ginge doch alle noch tief untern Schtolln. Drim hatte mr, in dr Bauzeit all, gerod wie frieher wieder ahngefange, tiefer noch an Wasserlaaf zu treihm – wie all gesaht – de „Tiefste Wasserschtreck“, meh wie zwätausend Fuß unner Tohk! In Marie-Schacht, dar 1856, von dr Kenigin getäft un nu so weit fartig war, wuren gans gewaltige Wasserhubmaschine ängebaut, die denn von disser tiefsten Wasserschtreck de Grundwasser wieder of dn Ernst August-Schtolln naufhuhm. Disse neie Ahnlog hatte noch ämol iwer 300000 Tholer gekost’t, hots ower ahmsu reichlich rentiert wie br Ernst August-Schtolln sich salwer. In Ahnfang der 80er Jahre wuren ahch die Seitenschtrecken nohch dr Bockswies un nonch Lautenthal gebaut, su daß de Gruhm in dissen Refiern ihre Grundwasser gleichfalls in dn Ernst August-Schtolln obleiten kunnten.

     In Gittel schtremt es Wasser, wos in Harz su viel verwinscht wärd, mit lusting Geplatscher zu Tohk und frät sich, es liebe Sunnelicht wiederzusahn – dos Grundwasser von allen Harzer Gruhmtiefen. Es hot än lange dunkeln Wahk gehatt und Käner verdenkts ne, wenns nu verkniegt juchtert un springt, sich vor Fräden iwerstärzt un äne Wall dr annern verzehlt, in wechen Schacht un in wecher Teif se dn Barkmann es Lahm sauer gemacht hon, bes se endlich in griene Wiesen un Falder gemählich wätter fließen.

     Hie; in Braunschweiger Land, schließt dar Schtolln mit än hibschen massiven Sandschtän-Portal ob, 5½, Meter huch un ahmsu brät, jede Seit von än altertiemling Thorm geziert, un uhm in Mauerwerk befestigt lißt mr in grußer Schrift sän Name: „Ernst August-Stollen“ un drunter dan Nameszuhk von Kenig Ernst August un dan von Kenig Georg Ⅴ., bäde mit dr Hanneverschen Kenigskrun driwer.

     Hintern Eisengitter, was dan Zugang zum Schtolln verschließt, lißt mr of äner grußen Gußplatt die Inschrift:

Ernst Auguft-Stollen.
Die Länge desselben vom Mundloche bis zum

Schreibfeder-Schacht bei Zellerfeld beträgt

5432 Lachter.




Angefangen am 21. Juli 1851 und vollendet am 22. Juni 1864.




Die ganze Länge des Stollens mit Einschluß der

Tiefen Wasserstrecke, der Flügelörter und Schachts-Querschläge beträgt 11819 Lachter oder

3 deutsche Meilen.




Der Stollen bringt auf der Grube Caroline 204 Lachter oder 1341 Hannov. Fuß Teufe ein.




Die Sohle des Mundlochs liegt 1196 Fuß unter

dem Marktplatz zu Clausthal und 646 Fuß über

dem Spiegel der Nordsee.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Schaltjahr 1924. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1923, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1924_031.png&oldid=- (Version vom 28.7.2019)