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sind unsere Brunnen mit ihrem ständig fließenden, frischen Wasser! Nehmt ihr sie sämtlich weg, werdet ihr künftig eure Kühe und Pferde abrichten müssen, wenn sie bei sommerlicher Gluthitze auf der Straße Durst empfinden, mit dem Vorderfuß auf den Hebel des Hydranten zu drücken und das Maul kunstgerecht unter den Wasserstrahl zu halten. Ihr werdet bei der Dressur zunächst Schwierigkeiten haben. Aber vielleicht erbt sich einmal erworbene Intelligenz fort, wer weiß. Die Kälber können’s dann nachher schön von selbst... Sollte allerdings wider Erwarten alle Abrichterei nichts nützen, bleibt eurem Vieh weiter nichts übrig, als auf dem mehr oder weniger langen Nachhauseweg zu dursten oder aber das appetitliche Scheuer- und Abwaschwasser in den Gossenpfützen zu trinken. Doch Spaß beiseite. Oberharzer Landsleute! Unsere Wasserbottiche sind sicherlich an sich geringfügige Objekte. Ich überschätze sie keineswegs. Aber vergeßt nicht, daß sie neben rein praktischen Werten für uns viel Heimatwert haben. Darum schont sie, erhaltet sie, solange ihr könnt. Was heute in dem einen Ort geschehen ist, kann morgen in einem anderen Nachahmung finden. Und dann käme wo möglich einmal der Tag, wo auch der letzte Eisenbottich im Harz zum Lumpensammler wandert und dem Allerweltshydranten Platz machen muß. Euer Heimatempfinden mag diesen Unverstand verhüten. Sollten dennoch materielle Geister siegen, so bitte ich euch im Namen aller Heimatfreunde: Sorgt wenigstens dafür, daß der allerletzte Bottich dann ins Zellerfelder Oberharz-Museum kommt.


Bergmannslied.


     Schon wieder tönt vom Schachte her
Des Glöckleins dumpfes Schallen;
Laßt eilen uns, nicht säumen mehr,
Zum Schachte laßt uns wallen.

5
Drum Liebchen, gib den letzten Kuß,

Laß scheiden uns vom Hochgenuß,
Das ist des Schicksals Lauf,
 :,: Glück auf, Glück auf, Glück auf! :,:

     Bald fahren wir mit heit’rem Sinn

10
Die steile Fahrt hernieder,

Ein Jeder eilt zur Arbeit hin,
Und alles regt sich wieder;
Man hört des Pulvers Donnerknall,
Des Schlägels und des Eisens Schall,

15
Der Hunde Räderlauf, Glück Auf!


     Und sollte einst in ew’ger Nacht
Mein letztes Stündlein schlagen,
So steh’ ich ja in Gottes Macht,
Der hilft mir alles tragen.

20
D’rum trautes Liebchen, weine nicht,

Den Tod nicht scheu’n ist Bergmanns Pflicht!
Ich fahr’ zum Himmel hinauf!
Glück auf!



Das Todeslos.
Eine Episode aus dem Siebenjährigen Kriege.
Von Rektor H. Morich in Clausthal.


     „Wohlan, ich will Euren Bitten nachgeben. Dreien will ich das Leben schenken, aber einer muß sterben, das verlangt die militärische Zucht. Sie sollen darum losen!“ So rief in höchster Erregung der französische General St. Victor, der soeben in das Sitzungszimmer des Rathauses zu Clausthal eingetreten war. Vor ihm standen die Mitglieder des Magistrats und neben ihm vier Mann seiner eigenen Soldaten, die beschuldigt waren, in Altenau einen Raub ausgeführt zu haben. St. Victor, der


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1921. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1921, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1921_020.png&oldid=- (Version vom 10.4.2019)