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Umgegend die schönste Grauwacke wuchs). Der zweite störende Umstand lag darin, daß sämtliche Steine gleichmäßig behauen und in streng gleichmäßigen Schichten ausgemauert waren. Hierdurch hatten die Brücken etwas zu Steifes, zu Salbungsvolles bekommen, was nicht zu der unbekümmerten Lebendigkeit des Harzwassers taugen will. Jene Bauart mag wiederum zu einem ruhigen, breiten Strom passen, ist da sogar Bedingung. Bei einer Harzbrücke ist sie nicht am Platze. Gerade wegen der Verwendung roh behauener Steine verschiedenster Größe und wegen des hierdurch bedingten nahezu vollkommenen Verzichts auf jegliche gleichmäßige Schichtung machen unsere alten Brücken einen so lebendigen Eindruck.

     Wer von Lautenthal nach Wildemann wandert, hat die beste Gelegenheit, sämtliche Brückentypen kennenzulernen und zu prüfen, welche nun tatsächlich für einen Harzbach am schönsten wirken. Da sind zunächst die herrlichen und prachtvoll geschonten alten Steinbrücken in Lautenthal selbst, (von denen die zweibogige hier im Bild wiedergegeben ist).

Sehr schön und der ursprünglichen Art sehr nahekommend ist auch die große Brücke unterhalb Wildemanns, an der mich nur die wie Spielerei anmutenden erhöhten Fugen stören. Warum das? Zwischen diesen bezeichneten finden wir dann eine waschechte Betonbrücke und weiter eine recht fromme und langweilige Sandstenbrücke mit allem möglichen faulen Zauber, der die Langstieligkeit fortbannen soll. – Man denke: Sandsteinbrücken im Innerstetal!

     Ich habe mich oft gefragt, wie es kommen mag, daß man in der Jetztzeit so selten Steinbrücken in alter Art erbaut. Sachliche Gründe können es kaum sein. Die Steinbrücken unserer Alten haben ihre Lebensfähigkeit und Brauchbarkeit doch wahrlich zur Genüge erwiesen. Mangel an geeigneten Baustoffen kommt doch im Harz auch nicht in Frage. Es werden demnach, wie in so vielen anderen Fällen, rein materielle Überlegungen den Ausschlag geben: schnellere Fertigstellung, infolgedessen weniger Kosten. Früher wurden solche Arbeiten den einheimischen Handwerkern übertragen. Sie machten ihre Sache gut. Heute wird eine Submission ausgeschrieben: Wer tut’s am billigsten? Selbstverständlich kann da der Handwerksmann nicht mit, – die auswärtige, landfremde „Firma“ schießt den Vogel ab. Und der ist es zumeist egal, wie die Brücke nachher aussieht, ob sie in die Landschaft paßt oder nicht. Und auch die auftraggebenden Geschäftsstellen haben für diese Frage durchweg leider wenig Verständnis. Ihr streberhaftes Interesse richtet sich lediglich auf die Geldfrage. Sie sind befriedigt, wenn sie ein paar Pfennige gespart haben. Das ist ein bedauerlicher Standpunkt. Dieses nüchterne, berechnende Rücksitnehmen auf das Nur-Zweckmäßige und Nur-Nützliche hat manche landschaftliche Schönheit zu Grabe getragen. Man braucht sich nur draußen umzusehen, um gleich hundert traurige Beweise vor Augen zu haben. –Wohlgemerkt: Zweckmäßig und nützlich soll jedes praktische Ding sein, das unsere Hände schaffen. Doch, – und nun kommt das große Aber, – es verrät keine Kulturgröße, wenn jene beiden Forderungen die allein maßgebenden sind und höhere Rücksichten ausgeschaltet bleiben.

     Darum eine Bitte zum Schluß. Sie gilt in erster Linie Euch, Ihr Forst- und Wegebaukanzleien und Gebaut im Harz keine Eisen- oder Betonbrücken. Schont die alten Steinbrücken bei Ausbesserungsarbeiten. Baut Ihr neue, so nehmt Euch die alten zum Vorbild. Zum VOrbild nehmt Euch auch die gute alte Zeit unserer Väter, die nicht so kühl berechnend, nüchtern und engherzig war wie die unsrige, sondern wo ungeschrieben über allem nützlichen Tun und wirken das große, fröhliche Gesetz der Schönheit waltete.




Nach dr grußen Hochzig.[1]

Frau:

     Här Schorsche, war mer mant net bies,
Ich musses dr zunt man sahn:
Meine Hemmeder sän in Schunungshaus,
Drim hohich ah käns ahn.

Mann:

     Na loß! Mir giehts net besser ahm
Sechs kann sich wull zutrahn.
Ich hoh drim, dasses käner merkt,
Diessen Schtiehkrohng imgetahn.


  1. Aus Wilhelm Lohrengel’s „In dr Lieschtunne.“