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Garten-Kalender.

[Ξ] PaObstgarten. Die Geschäfte des vorigen Monats sind nachzuholen.

PaGemüsegarten. Gesäet kann werden gleich Anfangs Rapunzel auf Beete, die im Frühjahr nicht gleich gebraucht werden, Zuckerwurzeln. Der Endivien ist aus dem Garten in den Keller zu verpflanzen.

PaBlumengarten. Die zeitigen perennierenden Blumenpflanzen, welche im Lande ausdauern sollen, werden mit Laub bedeckt. Wenn es noch nicht geschehen, werden Aurikeln und Primeln gesäet.




Totenfest.


Schlafet, schlaft ihr Lichtverklärten,
Schlaft ihr Helden, die uns wehrten
Feindesnot von Heim und Haus!
Schlafet – euch ward er beschieden,
Den wir suchen – sel’ger Frieden!
Ruht nach Not und Kämpfen aus!

Für die Schwestern, für die Brüder
Streitend – kämpfend sankt ihr nieder
Zu des Vaterlandes Ruhm!
Schluchzend zieht auf Windesflügeln
Heut sein Dank zu euren Hügeln,
Dank dem höchsten Heldentum!

Schlaft ihr Tapfren, schlaft in Frieden!
Nicht umsonst seid ihr geschieden!
Schlaf auch du mein Lieb mein Held –
Allen, die heut einsam weinen
Möge Gottlos Sonne scheinen
Friedverheißen auf die Welt ....




Im Unterstand.


Drei Klafter tief in Lehm und Sand
Bei Tag und Nacht Gewehr zur Hand!
Die Ratte pfeift im nassen Stroh.
Das Herz ist keinem frei und froh!

Todmüd’ und wund – vom Feind berannt,
Vom heißen Heimweh übermannt,
Von Rauch umschwebt, von Erz umtost
Und doch getreu und doch getrost.

Still glimmt das Lämpchen an der Wand
In all dem Lärm und Höllenbrand,
So halten wir die Wacht, die Wacht,
Treu wie das Lichtlein in der Nacht.

Wer weiß, wie bald es kracht und zischt,
Wie bald, wie bald das Licht erlischt...
Drei Klafter tief in Lehm und Sand!
Wenn du nur lebst – mein Vaterland!

L. Kr.




     Man soll das Leben lieb haben, aber auch den Tod nicht fürchten, nichts andres in ihm sehen, als ein Wandel der Form und eine schöne Ruhe, in die kein Schrei und Weh des Lebens mehr hineinklingt.

Ganghofer




Zwei Freunde.
Erzählung von Marie Elisabeth.
(Nachdruck verboten.)


     Es war ein Sonntagnachmittag. Frau Helmbrecht saß an dem weinumrankten Fenster ihres schmucken Hauses, auf dem Sims blühten die Nelken, es war dämmrig und kühl in der Stube, nichts störte die Stille, man hörte nur das Ticktack der alten Wanduhr, das Nagen des Holzwurmes im Gebälk und das Summen der Bienen in den Blumenbeeten des Gartens.

     Es war einsam im Hause, Knecht und Magd hatten es nach dem Essen verlassen, nach den sauren Arbeitstagen suchten sie sich draußen zu vergnügen, und die Hausfrau liebte die Einsamkeit, seit dem Tode ihres Eheherrn war sie gern allein; das waren ihre liebsten Stunden. Ein Gebetbuch lag in ihrem Schoße; aber sie las nicht in dem heiligen Buche, ihre Blicke folgten einem schlanken, jugendfrischen Burschen, der auf der weißen Landstraße, über welcher heiße Sonnenglut lag, rüstig dahinschritt, und mit mütterlichem Stolze sah sie ihrem Einzigen nach, bis er im Gehölz verschwand.

     „Christian ist gut und brav, – Gott schütze ihn, möge er immer so bleiben,“ – kautete ihr Selbstgespräch, „aber die Freundschaft mit diesem Betteljungen, diesem Johannes Hendricks, die leide ich nimmer.“

     Hätte man Frau Helmbrecht gefragt, was sie an dem Freunde ihres Sohnes auszusetzen habe, so hätte sie sicher keine Antwort darauf gehabt, denn es gab keinen braveren und fleißigeren Burschen im Dorfe als Johannes. Eine Reihe von Unglücksfällen hatte den früheren Wohlstand seiner Eltern vernichtet, auf ihm, dem älteren von sechs Geschwistern, lag die Sorge der Familie, da der Vater schon einige Zeit kränkelte.

     Aber während die Einsame in der stillen, dämmrigen Stube saß und hin und wieder ein Sonnenstrahl durch das dichte Rebenlaub sich stahl und von der Dorfstraße der Jubel spielender Kinder herüberhallte, träumte sie sich in die vergangene Kindheit und Jugend zurück.

     Da trat zuerst das Bild des Vaters vor ihre Seele, wie er mit Keil und Hammer am frühen Morgen in die Steinbrüche ging, welche Arbeit ihm, wie den meisten, das Leben kostete, da der feine Staub allmählich die Lungen zerreibt; trotzdem er ein Riese an Stärke und Kraft war, fand auch er ein frühes Grab.

     Ihre Mutter arbeitete fleißig, um sich und ihre Kinder zu ernähren; aber es würde ihr noch schwerer gefallen sein, ihren Unterhalt zu verdienen, wenn nicht des gerade von ihr so verachteten Johannes Großeltern sich ihrer in barmherziger Liebe so treulich angenommen hätten. Daß sie aber einen Platz am Tische fand, warme Kleider und Schutz und Trost, das hatte sie Lenchen, dem Kinde des Hauses, zu danken, denn sie liebten sich innig, die Kleinen, und keines wollte ohne das andere sein. Das währte so lange, bis beide erwachsen waren, und als Christoph Hendricks um Lenchen freite und die Zeit nahte, da er bald als Herr in das Haus einziehen würde, zog sie es vor, es vorher zu verlassen. Die junge Braut weinte manche Träne darüber, denn sie liebte die Jugendgenossin von Herzen; auch glaubte sie und ihre