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Garten-Kalender.

[Ξ] PaObstgarten. Von copulierten Stämmchen muß man den Verband abnehmen, und bei oculierten solchen lüften, wenn’s Noth ist. Samen muß man sammeln von allem Obst, und kann es auch legen.

PaGemüsegarten. Zu säen ist: Spinat, Petersilie, Rapunzel, Schnittkohl und brauner Kohl, um sie im Frühjahr zu Gemüse zu gebrauchen. Gepflanzt werden: Chalotten, Winterzwiebeln, Wintersalat und alle Arten Winterkohl.

PaBlumengarten. Will man gegen Weihnachten blühende Tulpen haben, so werden die Zwiebeln jetzt gleich eingesetzt. Die Töpfe werden in die Erde gegraben und dort so lange gelassen, bis es anfängt stark zu frieren; man kann gelben Lack, Goldlack und Winterlevkoyen in Töpfe setzen. Marienblumen werden umgelegt. Reifer Blumensamen wird abgenommen und in einer Schachtel aufbewahrt.




Warum die Besten?


Warum die Besten fallen?
O Frage, inhaltsschwer!
Weil sonst das Feld der Zukunft
Ein schlecht bestelltes wär.

Es wachsen neue Helden
Nur aus der Heldentat; –
Für große, neue Zeiten
Braucht’s auserles’ne Saat;

Und nur der Samen beste,
Die edel, stark und groß,
Die senkt der ew’ge Schöpfer
Tief in der Erde schoß.

Das, was – gesät mit Tränen –
Das deutsche Volk verlor,
Wächst tausendfach gesegnet
Zu neuer Kraft empor.

Drum werden unsere Besten
Im Sturm dahin gemäht,
Daß aus der Saat, der edlen,
Ein großes Volk entsteht.

Julle Kniese.




Segen Gottes auf den Feldern
In des Weinstocks heil’ger Frucht;
Manneslust in grünen Wäldern
In den Hütten frohe Zucht;
In der Brust ein frommes Sehnen,
Ew’ger Freiheit Unterpfand;
Liebe spricht in zarten Tönen
Nirgends wie im deutschen Land.

Schenkendorf.




     Die Götter sterben – aber der Gott im Menschen, der sich auflehnt gegen das Häßliche, Verderbliche, Gemeine, der strebt nicht.




     Doch schauen wir uns nach Martha um. Diese saß inzwischen in dem großen Bibliothekzimmer und weilte mit ihren Gedanken wie immer bei dem Geliebten. Sie mochten aber nicht allzufroher Art sein, die Gedanken, die sich hinter der reinen Stirn bewegten, denn oft hebt ein schwerer Seufzer ihre Brust. Sie hatte mehr – Schöneres erwartet von den letzten Wochen und oft empfand sie Ellis Gegenwart – die ihr ja von Herzen lieb war – wie ein Hindernis in ihren Zukunftsplänen.

     Gerhardt, dem ihre dunklen Augen überall hin voll zärtlichen Stolzes folgten, beschäftigte sich meist so angelegentlich mit ihrer kleinen Freundin, daß es manchmal wie Neid in ihr aufstieg und wieder beschlich sie dann jenes beängstigende Gefühl, daß sie schon des öfteren befallen hatte.

     Aber dann durchzog wieder glückliches Hoffen ihr Herz; es waren ihr ja noch 14 Tage im täglichen Verkehr mit dem geliebten Mann geschenkt und er würde sich ihr gewiß noch vor seiner Abreise erklären – – er mußte ja das erlösende Wort, das sie aus allem Zweifel und Bangen zum höchsten Glück führen sollte – sprechen! – Konnte es überhaupt anders sein?! – Wenn dann jedoch Ellis heiteres Gesichtchen mit den Blauaugen vor ihr aufstieg, – Elli, die sich immer so harmlos-fröhlich und ungezwungen mit Gerhardt amüsierte, dann kamen ihr wohl allerhand seltsame Gedanken: Sollte er doch vielleicht dieses sonnige Frühlingskind (wie sie Elli gern nannte), sollte er doch vielleicht – Doch nein, schnell verwarf sie diesen Gedanken wieder, – sie, Martha, liebte diesen herrlichen Mann ja über alles – – ob er dieses ihr süßes Geheimnis nicht schon in ihren Blicken gelesen haben mochte? – – – – – – – – – – – – – –

     So hing das schöne ernste Mädchen ihren Gedanken nach, als sie eilende Schritte auf der Treppe in ihren Träumen unterbrachen. Da wurde auch schon die Türe hastig aufgerissen und mit glückstrahlenden Augen stürzte Elli herein, ihre Freundin stürmisch umfassend und immer nur die Worte wiederholend:

     „Ach, Marthel liebes gutes Marthel, er liebt mich – er ist mir gut!“ –

     Verständnislos und voller Erstaunen blickte Martha auf das erregte Gesicht ihrer kleinen Freundin, dann nahm sie deren Köpfchen zwischen beide Hände und fragte immer noch ganz ahnungslos:

     „Aber mein Liebling, sprich doch deutlicher, fasse Dich! Wer liebt Dich denn – wer ist denn meinem kleinen Sonnenschein so gut?“.

     Leuchtenden Auges schaute nun Elli zu ihrer Freundin empor und voll Stolz sagte sie:

     „Martha – kannst Du noch fragen? Gerhardt ists – – ach und ich hab ihn ja auch so furchtbar lieb!“ – –

     Leichenblässe überzog bei diesen in höchstem Jubel hervorgestoßenen Worten Marthas Antlitz – krampfhaft umklammerten ihre Hände die Lehne des Stuhls – also doch, doch – Gerhardt liebte Elli – – und sie – sie mit ihrer ganzen grenzenlosen Liebe zu ihm? – Ihr war’s, als drehe sich alles im Kreise um sie – – träumte sie oder war es doch grausame Wirklichkeit, die ihr erbarmungslos alle süßen Hoffnungen so jäh zerstörte? – –

     Warum mußte Elli gerade während der Besuchszeit ihres Vetters hier weilen? Warum mußte sie – ihre liebste Freundin – es gerade sein, die ihr alles Glück – Gerhardts Liebe nahm?