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Garten-Kalender.

[Ξ] Obstgarten. Das Moos muß mit scharfen Bürsten, vorzüglich nach einem Regen, abgebürstet werden. Die Blattläuse werden von den jungen Pfropfreisern mit einem Pinsel abgebürstet. Die Kopulierbänder werden gelüftet und Pfählchen an die gepfopften Stämmchen gesteckt.

Gemüsegarten. Gepflanzt werden nun vor allen Dingen Kartoffeln. Zu säen: alle Arten von Kohl, desgl. Thymian, Majoran, Sellerie, Petersilie, Petersilienwurzeln, Kopfsalat, Sommerrettig, Zichorien, Sommerendivien, wenn man noch Pflanzen nöthig hat. Gelegt werden Erbsen zu jeder Zeit, Vietsbohnen, Gurken, Kürbisse, im Anfang wenig, die Hauptaussaat in der Mitte des Monats. Behackt werden Erbsen, Bohnen, Salat, Gurken und Kartoffeln.




Kriegs-Maimorgen.


Wie jauchzt das Herz in meiner Brust
Im Morgensonnenschein.
Ich stimm in froher Lebenslust
Ins Lied der Lerche ein.
Teils ruht noch auf der weiten Welt
Der Stille Heiligkeit,
Als gin der Herr durchs stille Feld
Zur schönen Maienzeit.
O Welt, wie wunderschön bist du
Im maienschein Grün;
Ich juble dir begeister zu
Und laß die Sorgen ziehn.
Ja laß, Herz, was dich traurig stimmt,
Der Hoffnung reich die Hand!
Verlorst du viel? – Ein Frührot glimmt:
Heil dir, mein Vaterland!
Dir weihn wir uns mit Herz und Hand
Jetzo und allezeit,
Dann winkt auch dir, mein deutsches Land,
Bald Friedens-Maienzeit!

Karl Mäder.





     Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur.

     Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch.

     Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust –
O Erd, o Sonne!
O Glück, o Luft!

Goethe.




Deutschland bleibt einig.


     Jetzt ist nicht Zeit zum Wühlen,
Nicht zeit für die Partei,
Jetzt ist es Zeit, zu fühlen,
Daß eins das Größte sei:
Das Land aus dessem Schoße
Uns Leib und Geist entstand,
Das heilige, das große,
Das deutsche Vaterland.

(Ernst von Wildenbruch, Geb. 3. Febr. 1845)




hatte gewiß nicht zu viel gesagt – er war wirklich ein blendend schöner Mann! In seinem von der Tropensonne gebräunten Gesicht blitzten ein Paar tiefdunkelblaue Augen und der flott nach oben gedrehte Schnurrbart zeugte von sorgfältigster Pflege. Der ganzen Figur und Haltung sah man sofort den Offizier an und die straffe dunkle Marineuniform paßte vorzüglich zu seinem blonden Haar. Ein echter Germane – diese kraftvolle schöne Männergestalt! –

     Jetzt schimmerte schon das Gutshaus durch die Bäume des Parks und es mußten wohl angenehme Gedanken sein, die sich hinter der hohen Stirn des Offiziers bewegten, denn ein sonniges Lächeln lag auf seinen Zügen. – Plötzlich ein Ruck – die feurigen Rappen standen. Er war angelangt und vor der Rampe des Herrschaftshauses empfing den Gast die Gutsherrin nebst Tochter und deren Freundin. –

     „Herzlich, herzlich willkommen, mein lieber Gerhardt!“

     Mit diesen Worten bot die alte Dame dem nun endlich eingetroffenen Besuch mit gewinnender Liebenswürdigkeit die Hand, die dieser an die Lippen zog und ehrerbietig küßte.

     „Dank für Deinen freundlichen Willkommensgruß, liebe verehrte Tante! Freue mich riesig, wieder mal auf dem herrlichen Borgstedt weilen zu können!“

     Dann reichte er mit alter Kameradschaftlichkeit seiner Cousine die Hand.

     „Grüß Gott, liebe Martha! Wetter, bist Du aber groß und schön geworden!“ kam es dabei mit unverhohlener Bewunderung von seinen Lippen.

     Bei diesen Worten überflog flammende Röte Marthas Antlitz – nun, da sie endlich dem heimlich Geliebten gegenübertand, schien sie ihre ganze so vornehme Ruhe und Sicherheit verloren zu haben. Sie stammelte ein paar Worte des Dankes für sein Kompliment und hieß ihn dann auch ihrerseits herzlich willkommen.

     Jetzt fiel sein Blick auf Elli, die bis dahin genügend Zeit gefunden hatte, den Besuch einer eingehenden „Musterung“ zu unterziehen und Gerhardt wandte sich eben mit den Worten an die Tante: „Ach – Du hast Besuch liebe Tante?“, als letztere bereits Elli an der Hand gefaßt hatte und nun beide miteinander bekannt machte:

     „Hier liebe Elli, mein Neffe Oberleutnant von Borgstedt – hier Fräufein Elli Werder, meiner Martha liebste Freundin; unser kleiner Sonnenschein und gegenwärtig auch lieber Besuch!“ setzte sie mit freundlichem Blick auf Elli hinzu.

     Mit tadelloser Verbeugung verneigte sich Gerhardt vor ihr:

     „Sehr erfreut, gnädiges Fräulein!“ Er konnte dabei aber nicht umhin, seine Augen etwas länger als nötig auf der zierlichen Mädchengestalt haften zu lassen.

     Ganz im Gegensatz zu Martha, die noch immer befangen war und nur ab und zu einen Blick ihrer dunklen Augen zu Gerhardt schweifen ließ, gab sich Elli ihrer vollen frohen Laune hin, und in dem sie ihm mit frischer Natürlichkeit ihre kleine Hand reichte, sagte sie:

     „Auf gute Kameradschaft, Herr Oberleutnant! Ach jetzt wird's aber herrlich amüsant werden!“ Dabei blitzten ihn ihre herrlichen Blauaugen schelmisch an – als ob sie beide schon längst alte Bekannte wären! – – – –