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Garten-Kalender.

[Ξ]      Obstgarten. Wer den Hasenfraß zu fürchten hat, der schütze seine Bäume mit doppelter Sorgfalt, indem unter der Rinde jetzt bald der Saft fließt, den die Hasen sehr lieben. – Bäume sind zu versetzen und zu reinigen.

     Gemüsegarten. Bei offener Erde können allenfalls Früherbsen und Bohnen, Petersilie, Zucker- und Haferwurzeln, Sellerie, Salat, Schnittkohl, Frühmöhren, Spinat, Körbel und dergleichen gesäet werden. Gewächse vom vorigen Jahre, welche zum Herausnehmen bestimmt sind, müssen jetzt herausgenommen werden, denn wenn sie zu treiben beginnen, verlieren sie an Geschmack.

     Blumengarten. Sommerlevkoyen, Aster, Chenesernelken, Scabiose, Zinnie, Reseda, spanischer Pfeffer werden in Töpfen mit gewöhnlicher Gartenerde gesäet und diese vor die Fenster eines geheizten Zimmers gestellt. Auf den Schnee in Kästen säet man Aurikeln.




O Heimatliebe, Heimatluft,
Du Born der Sehnsucht unergründet
Du frommer Strahl, in jeder Brust
Vom Himmel selber angezündet,
Gefühl, das wie der Tod so sark
Uns eingesenkt war bis in’s Mark,
Das uns das Tal, da wir geboren,
Mit tausendfarb’gem Schimmer schmückt
Und wär’s im Steppensand verloren,
Und wär's vom ew'gen Schnee gedrückt.




Kriegs-Gedanken.


Sie haben das Schwert schon so lange gewezt,
Sie haben auf uns all die Völker gehetzt
Und wollten zu Boden uns schlagen.
Sie haben die Güter der Erde getürmt,
Mit all ihrer Macht sind sie auf uns gestürmt,
Wir haben den Ansturm ertragen.
Sie wollten uns zwingen bis auf den Rest,
Wir hab’n sie geschlagen in Ost und West,
Sie können uns nimmer verderben.
Und ob sie auch ringen in ohnmächt’ger Wut,
Und ob sie auch tauchen die Hände in Blut,
Sie brechen uns doch nicht in Scherben.
Wir schützen in diesem gewaltigen Brand
Mit unserem Leben das herrliche Land;
Sie sollen uns nimmermehr knechten.
Nur stark an die eigene Kraft geglaubt;
Wir wollen der Schlange zertreten das Haupt,
Der Sieg, er bleibt doch den Gerechten.



     Das Gewissen hat immer recht, denn es spricht nie anders, als wenn es recht hat.

Kotzebue.




Treiben teilnimmt, sondern viel lieber stille Beobachterin ist. Wie ein heller Sonnenschein huscht Eli von Ort zu Ort, überall hört man ihre fröhliche Stimme[1], ihr silberhelles Lachen, und Martha wünscht, daß ihr kleiner Wildfang noch recht lange bei ihr bleibe, hat sie doch Elli so fest ins Herz geschlossen und fühlt sie – die so ernst angelegte Natur – wohl den echten Frühlingssonnenschein, den dieses heitere, sorglose Menschenkind in ihre Einsamkeit bringt. – – – – – – – – – –

     Nach Beendigung des kleinen Liedes herrschte minutenlang Schweigen in den traulichen Gemach, in das die Herbstsonne ihre goldenen Strahlen warf. Es war ein selten schöner Herbsttag heute und es schien fast, als ob nicht der Winter seinen Einzug bald halten sollte, sondern hätte sich der Sommer nochmals angeschickt, für kurze Zeit seine Macht zu entfalten. – –

     Martha unterbrach jetzt das Schweigen und sich zu ihrer um 3 Jahre jüngeren Freundin wendend, sagte sie mit freundlichem Ernst:

     „Ich hätte heute Lust zu einer kleinen Gondelfahrt, willst Du mit Elli?“

     Dieser Frage hätte es wohl nicht bedurft, denn mit einem Satz war Elli an der Seite der Sprecherin und sie stürmisch umfassend, rief sie mit lautem Jubel:

     „Ach Martha, das ist ja zu herrlich von Dir! Komm, wir wollen sofort hinuntergehen!“

     Damit nahm sie auch schon ihre Gefährtin an der Hand und zog sie lachend und scherzend die Stufen, die zur Veranda hinaus und von dieser direkt in den Park führten, hinunter. Nach wenigen Minuten hatten sie den See erreicht, Elli machte sich sogleich mit großem Eifer an das Losketten der Gondel und bald saben die beiden jungen Mädchen im schaufelnden Kahn.

     Man sah auf den ersten Blick, daß Elli ziemlich gewandt in Rudern war, ihr Gesichtchen glühte vor Eifer und dabei plauderte sie ohne Aufhören, sodaß selbst ihre Begleiterin mehr als einmal über ihre drolligen Einfälle in fröhliches Lachen ausbrach. Martha befand sich aber auch heute in ausnahmsweise froherer Stimmung als sonst und das veranlaßte auch unsere kleine Ruderin zu der Frage:

     „Sag mal, Martha, Du bist heute so sonderbar froh, siehst manchmal sogar ganz verklärt aus, ist Dir denn etwas so Angenehmes begegnet?“ Dabei sah sie mit großen, fragenden Augen zu ihrer Begleiterin auf, die nun ihrerseits nicht verhindern konnte, daß eine helle Röte langsam ihr Gesicht überzog.

     Sie wandte sich halb ab, um ihr Erröten zu verbergen, und antwortete leiser, als es sonst ihre Art war:

     „Ja, Liebling, es ist mir allerdings etwas Angenehmes begegnet und Du sollst auch sogleich erfahren, was es ist. – Mama erhielt heute Nachricht von Vetter Gerhardt, daß er seinen Herbsturlaub bei uns zu verbringen gedenkt, und ich freue mich herzlich seines Kommens. Wie ich Dir erzählt habe, ist er seit einem Vierteljahr zum Oberleutnant anvanciert, in 8 Tagen kehrt er von seiner 3. Seefahrt, welche ihn diesmal 3 Jahre der Heimat fernhielt, zurück. Auch seine Photographie – neuester Aufnahme – fügte er dem Brief bei, und ich finde, daß er ein wirklich schöner Mann ist – doppelt interessant in der kleidsamen Seemannsuniform!“ – –


  1. Original: Simme