Seite:Harz-Berg-Kalender 1918 043.png

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.


entsetzliches „Geschäft“ der Krieg in Wahrheit ist. Schonungsloser als selbst Brussilow der Menschenschlächter, setzte der englische[WS 1] Führer seine Truppen ein, achtmal so stark wie die deutschen Verlufte schätzt man die englischen. Etwa ein Dutzend Flandernschlachten in einem Vierteljahr zählt man. – Unsere Kriegslage ist so gut wie nie zubor, sagte Hindenburg und tatsächlich Holen sich die Feinde nur eine Niederlage nach der anderen; sie erreichen so gut wie gar nichts. In der bisherigen Weise dürfen die Engländer uns nicht aus Frankreich und Belgien vertreiben wollen, sonst reiben sie sich auf dem Wege vollständig auf, d. H. wir werden die Sieger auch zu Lande bleiben.

     Im Osten ist es im ganzen ruhiger hergegangen als in den vorhergehenden Jahren, das hängt ohne Frage mit der russischen Revolution zusammen, die ja fast immer in der Geschichte die Unternehmungen nach außen hin stark geschwächt hat. Einen Bewegungskrieg können wir allerdings auch vom Osten melden, wir meinen die Niederwerfung Rumäniens. Nachdem dieses Land so verräterisch wie Italien gehandelt hatte und aus einem Bundesgenossen ein offener Feind geworden war, hatte es, wie bereits berichtet, anfangs einige Erfolge, aber dann war die Strafe schnell gefolgt. Falkenhayn kam von Siebenbürgen, Mackensen nebst Bulgaren und Türken von Süden her und nun folgte ein Schlag auf den anderen. Die Dobrudscha und die Walachei fielen im Spätherbst 1916 in flottestem Tempo in unsere Hand. Wohl versuchten englische und französische Führer ihren Verbündeten beizuspringen, wohl versuchte auch der russische Zar mit seinem Menschenreichtum auszuhelfen, aber Rumänien brach zusammen. Feierlicher Glockenklang verkündete uns am 6. Dezember abends den schnellen Fall von Bukarest, das doch vor wenigen Jahrzehnten zu einer starken Festung ausgebaut war. Erst der wirkliche Winter des Ostens brachte auch in Runnänien bei Fokfani und Galatz den Stellungskrieg. Und der hörte auch im Frühjahr noch nicht auf. Im Gegenteil, unsere Heeresleitung tat alles, um es im Osten nicht so bald wieder zu heftigen Kämpfen kommen zu lassen. Sie entschuldigte sich förmlich, wenn sie einmal von einer Verbesserung irgendeiner Frontstellung berichtete; glaubte sie an einen Sonderfrieden mit den Russen? Hoffte sie auf einen wirklichen Verfall des russischen Heeres? Genaueres wissen wir nicht darüber. Als aber Anfang Juli die Russen eine neue Offensive begannen mit der Richtung auf Lemberg, da hörten natürlich die Anbiederungen der Mannschaften beider Fronten, die schon recht gemütliche Formen angenommen hatten, plötzlich auf der Krieg mit all seiner Schredlichkeit war wieder entbrannt, und unsere bald einsetzende Gegenoffensive, die am 19. Juli begann, wuchs zu einem Riesenerfolge aus. Ostgalizien und die Bukowina mit Cernowitz wurden befreit, so daß nur noch winzige Teile Österreichs von den Russen besetzt sind, diese also kein Faustpfand mehr bei Friedensfchluß in die Wagschale werfen können. Man glaubte schon an einen Einfall Mackensens in Bessarabien, aber wieder ging die Weltgeschichte ihren eigenen Weg. In den ersten Septembertagen wurde unter Hutiers Führung Riga genommen und wir stießen bis zur livländischen Aa vor, indem auch Dünamünde und Jakobstadt den Russen entriffen wurden. Einen Monat später haben dann Heer und Flotte gemeinsam einen kühnen Vorstoß gemacht, die Insel Oesel, die den Rigaischen und auch den Finnischen Meerbusen beherrscht, gelangte durch Hand in Hand Arbeiten unserer Feldgrauen und Blaujacken in unseren Besitz. Was wird noch werden? Ist Petersburg wirklich bedroht? Jedenfalls ist unser Offensivgeist, wie jedermann zugeben muß, noch lange nicht erlahmt.

     Ertsmal hatten die Italiener im Verlauf von 2½, Jahren an der Isonzofront durchzubrechen versucht. Schon hatte sie sich gerüstet zum zwölften Ansturm da wurden sie an 24. Oktober 1917 völlig überrascht durch eine kraftvolle Offensive der Deutschen und Österreicher. In aller Heimlichkeit hatten diese wieder einmal vorgearbeitet, und nun folgte am genannten Tage ein so kräftiger Angriff, daß der Durchbruch in allerkürzester Zeit gelang, obwohl die treubrüchigen Verräter doch jahrelang am Ausbau ihrer Stellungen gearbeitet hatten. Das war ein Riesenerfolg am ersten Tage, wo auch gleich 10000 Italiener die Waffen streckten. Dann ging es in Riesensschritten vorwärts; die ganze italienische Armee bis zum Meer mußte schleunigst die Flucht ergreifen, wollte sie nicht abgeschnitten werden. Um Tagliamento wollten sich die Italiener stellen, aber auch von dort mußten sie weiter fliehen. Auch ad der Piave gab es kein Halten, sie wollen wohl erst am Etsch unter dem Schutz von Verona eine feste Stellung beziehen; wird es ihnen gelingen? Haben sie nicht zuviel eingebüßt? Eine Viertelmillion haben sie allein an Gefangenen eingebüßt, das ist etwa der 16. Teil aller Italiener, die überhaupt eine Waffe tragen können. Und woher will Italien Ersatz bekommen für die 2500 Geschüße, die es verloren hat? Steht das italienische Heer vor einem völligen Zusammenbruch oder darf es noch auf Hilfe von seiner Verbündeten hoffen? Eine schwerere Niederlage hat sich jedenfalls kein Millionenführer zugezogen als Cadorna.

Der Unterseebootkrieg.

     Am 1. Februar 1917 setzte der ungehemmte Unterseebootkrieg ein. Seit diesem Tage werden rücksichtslos alle feindlichen und neutralen Shiffe innerhalb einer bestimmten Zone in der Nordee, im Atlantischen Ozean und im Mittelmeer versenkt, soweit unsere wackeren U-Boothelden ihrer habhaft werden. Ein Gefühl der Befreiung ging durchs Deutsche Volk, endlich hörte die ewige Rücksicht, ja das fortwährende Zurückweichen vor Amerika auf, endlich bediente man sich aller Mittel, die man gegen den grimmigsten Feind, gegen England spielen lassen konnte. Schon lange war in Deutschland dieser ungehemmte U-Booitrieg gefordert worden, aber besonders Bethmann-Hollweg und Helfferich haben sich dieser Forderung solange widersetzt, bis auch ihnen die Wirkung der neuen Kriegsführung zur See nicht nur aussichtsvoll, sondern auch sicher erschien. Und in der Tat waren die Aussichten auf kräftigen Erfolg jetzt besser als im Frühjahr 1916, wo wir noch einmal vor Amerika zurückgewichen waren. Die Zahl der U-Boote hatte stark zugenommen, sie selber waren größer geworden und sollen Jetzt so groß gebaut werden, daß sie recht gut den Namen Kreuzer verdienen, das Rammen durch feindliche Handelsdampfer ist nun auch so gut wie unmöglich geworden. Dazu Kam noch der schlechte Ausfall der Getreideernte in Amerika, So daß Kanada, die Vereinigten Staaten und Argentinien nur wenig an England und andere Feinde abgeben konnten. Auch soll die Versorgung der U-Boote mit Öl erst durch Rumäniens Niederwerfung gesichert sein. Vor allen Dingen aber kam es darauf an, ob der ungehemmte U-Bootkrieg nicht noch neutrale Staatent auf die Seite unserer Feinde treten ließ, in erster Linie Amerika. Und wirklich ist jetzt dieses Land unser Feind. Aber ein heimlicher Feind ist Herr Wilson mit seinem Anhange schon immer gewesen, und als solcher konnte er uns unter Umständen mehr schaden als jetzt, wo wir genau wissen, wie wir mit ihn daran sind. Auch ist es ihm gelungen, eine ganze Reihe anderer amerikanischer Staaten zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen oder gar zum Kriegszustand mit uns zu bewegen, auch mit China stehen wir im Kriegszustand. Indes: praktische

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: engliche