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den alten Mitteln nicht abtragen. Mit rasender Schnelligkeit vollzieht sich auf der ganzen Erde ein Umschwung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse, und Deutschland steht mitten darin und ist eben ein ganz anderes geworden, als es vor 3 Jahren war. Soll sich aber unser Volk auf gesunden Bahnen entwickeln, dann dürfen wir nicht mehr die alten Maßstäbe anlegen, mir alle miteinander müssen umlernen und beim Friedensschluß, der ja über kurz oder lang kommen muß, Fehler vermeiden, an denen wir und unsere Nachkommen dauernd zu tragen hätten, Unsere Industrie muß auf breiterer Grundlage stehen als bisher, wir gebrauchen dazu die Kohlen und Erze aus Belgien und Frankreich, sonst tragen wir die 100 Milliarden Schulden nicht ab. neuer Boden im Osten muß unter deutschen Pflug genommen werden, sonst kann Deutschlands Zuwachs an Menschen nicht mehr genährt werden in einem künftigen Kriege. Der Staatsleitung aber erwachsen auch ganz ungeheure Aufgaben aus den neuen Verhältnissen. Landwirtschaft, Industrie und Handel müssen mit dem Staate Hand in Hand arbeiten. Der Staat greift künftig viel stärker in das Privatleben ein als früher. Rohstoffe für die Industrie und Futtermittel für die Landwirtschaft sind nach dem Kriege nicht bequem ins Land zu bekommen. Unter staatlicher Mitwirkung müssen sie gekauft und zweckmäßig verteilt werden, damit sie für das ganze Volk mit höchstem Nutzen verwandt werden. Um aber solche Dinge überhaupt zu erhalten, ist ein ausgedehntes Kolonialgebiet die unerläßliche Vorbedingung. Deutschland ist ein Weltvolk geworden, es kann keine chinesische Mauer um sich ziehen, ohne zu verkümmern und dann schließlich dem Feinde doch noch anheim zu fallen. Darum nicht rückwärts geschaut, sondern mutig und stark der Zukunft entgegen! Nur so setzen wir uns durch und nur so können wir eine glückliche Freiheit genießen.

Der Landkrieg.

     Hindenburg macht es immer ganz anders, als die Welt vermutet. Er ist nicht bloß ein unwiderstehlicher Vorwärtsdränger wie 1915 den Russen gegenüber, er kann auch abwarten, ob sich die Feinde an der von ihm errichteten Mauer blutige Köpfe holen wollen, ja er vermag es auch ohne von seinem unsterblichen Ruhme etwas einzubüßen, den Feinden beträchtliche Gebiete kampflos zu überlassen. So hat er es im Frühjahr 1917 im Westen gemacht. In aller Stille begann er am 4. Februar die Zurücknahme der ganzen Front von Arras bis Soissons, der ganze vorspringende Bogen bei Noyon fiel also weg. Die Engländer und Franzosen haben lange Zeit nichts davon gemerkt, nur sehr zögernd rückten sie nach, sie waren völlig im ungewissen, was denn ihr genialer Gegner vorhabe. Nun, Hindenburg wollte weiter nichts, als unsere Front im Westen kürzen und dadurch kräftigen. Nach dem endlosen Toben der Sommeschlacht hatten die Feinde rastlos Munition und sonstiges Kriegsgerät herangeschafft zu einem noch heftigeren Ansturm gegen unsere Feldgrauen. Geschütze jeglicher Größe waren eingebaut, man hatte sich eingeschossen, nun konnte die blutige Sache bei Beginn des Frühlings wieder angeben, da machte ihnen Hindenburg einen Strich durch ihre Rechnung, indem er die sogenannte Siegfriedstellung zwischen Arras und Soissons beziehen ließ. Das aufgegebene Gelände aber wurde vorher erst gründlich verwüstet, so daß hier die Feinde keine gefährlichen Operationen unternehmen konnten. Häuser, Bäume, überhaupt alles, was dem Feinde hätte zur Deckung dienen können, wurde sorgsam dem Erdboden gleich gemacht, die Bewohner der ausgegebenen Ortschaften wurden natürlich hinter die neue Front gebracht. Mit großartiger Umsicht vollzog sich der strategische Rückzug. Kein Geschütz, kein Maschinengewehr mußte dem Feinde überlassen werden, wir machten sogar mehr Gefangene, als wir verloren. Erst am 18. März erfuhren wir durch den Heeresbericht, daß Bapaume, Peronne, Roye und Noyon aufgegeben seien. Da war aber auch schon die stark ausgebaute Siegfriedstellung bezogen, gegen die die Feinde während des ganzen Sommers nicht gewagt haben Sturm zu laufen. Sie versuchten vielmehr an deren beiden Enden durchzubrechen und zwar die Engländer bei Arras und die Franzosen bei Soissons. Am zweiten Ostertage begann die Offensive der Engländer bei Arras und anfange hatte der Feind ja wie regelmäßig, wenn er auf schmaler Front starke Truppenmassen einsetzt, einen ausgesprochenen Erfolg. Zwei deutsche Divisionen hatten, um mit Ludendorff zu reden, nicht unerhebliche Verluste, aber wenn unsere Heeresleitung erst einmal weiß, wo der Feind durchbrechen will, dann setzt sie dementsprechend ihre Reserven ein, und der anfängliche örtliche Erfolg wird meist durch Gegenstoß wieder wett gemacht. So war es auch bei Arras; wochenlang standen in den englischen Berichten dieselben Namen, ein Zeichen, wie wenig Gelände die Engländer trotz blutigster Verluste gewinnen. Zwei Brennpunkte traten in den Kämpfen bei Arras hervor. 1. die Gegend von Lens, 2. die Gegend zu beiden Seiten der Scarpe. Bei Lens sind nun zahlreiche Kohlenzechen und Eisenwerke, diese wurden durch das Vorgehen der Verbündeten Frankreichs derartig mitgenommen, daß dort größere Werte verloren gingen, als wir bei unserem Zurückgehen vernichten mußten. 8 Tage nach den Engländern griffen auch die Franzosen bei Soissons an. Ein großes Ziel hatten sie sich gesteckt. Am ersten Tage wollten sie gleich 10 km vorkommen, sie wollten bis zum Ailettegrund vorstoßen, um den Südflügel unserer neuen Stellung zu umfassen, sie kamen aber nur bis zum Chemin des Dames und dort sind sie bis zum Herbst geblieben, ja oft genug haben unsere Feldgrauen ihnen örtliche Gewinne wieder entrissen und ihnen starke Verluste zugefügt, mochten sie angreifen oder abwehren. Die Kampfesweise hat sich gegen 1916 wiederum geändert: die deutsche Heeresleitung hielt nicht mehr streng an der starren Linie fest, sondern läßt oft die feindliche Infanterie über den Bereich der sie schützenden Artillerie herauskommen d. h. in die deutsche Stellung eindringen, um sie dann durch plötzliche Flankenangriffe fest anzufassen. So tobten 1917 heftige Schlachten in Frankreich, sie sollen die des Vorjahres an Furchtbarkeit noch übertreffen, an unsere Brüder, Männer und Söhne wurden die gewaltigsten Anforderungen gestellt, aber sie haben stand gehalten. Die wenigen Kilometer, die sie aufgegeben haben, fallen nicht ernstlich ins Gewicht. Das Lob aber deutscher Standhaftigkeit und Opferfreudigkeit ist in den schweren Kampfestagen der ganzen Welt verkündet durch die kraftvollen, feierlich ernsten Worte Ludendorffs in seinen täglichen Berichten. Diese verdienen es wahrhaftig, stellenweise von der sebigen und der künftigen Jugend Deutschlands wörtlich gelernt zu werden. Es ist dies eins der schönsten Mittel, die Helden zu ehren und das Pflichtgefühl bis zum Äußersten in den deutschen Gauen stets wach zu halten. Die Feinde kamen nicht durch, nur örtliche Erfolge waren ihnen beschieden bei Arras, an der Aisne, in der Champagne und bei Verdun.

     Am 31. Juli entbrannte dann eine Schlacht in Flandern mit einem neuen Ziele. Der U-Bootshafen von Zeebrügge sollte uns entrissen werden; in der weiten Ebene, wo der Angriff so besonders verlustreich ist für den, der angreift, sollte nun die Entscheidung erzwungen werden. England hatte nun niemand mehr, den es vorschicken konnte; im eigensten Interesse setzte es nun endlich seine eigene Jugend in ungezählten Massen ein. Jetzt endlich weiß es, welch