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Auch haben die Reservelazarette, das Offiziersgefangenenlager in den Pfauenteichen und neuerdigs die Clausthaler Garnison icon vielen Oberharzern eine gute Gelegenheit zum Geldverdienen geboten.

     Die Oberharzer Berg- und Hüttenwerke waren auch infolge des Krieges in einer einzigartigen Lage. Ein großer Teil der Belegschaften wurde sofort eingezogen, und im Laufe des Jahres folgten ihnen immer mehr Kameraden nach. Dem sehr empfindlichen Mangel suchte man nach Kräften abzuhelfen. Es wurden viel Überstunden gemacht, sodann wurden viele Frauen bei der Aufbereitung eingestellt, seit Sommer 1915 arbeiten auch eine ganze Anzahl Zivilgefangener über sowie unter Tage. Da nun die Bleipreise im Kriege naturgemäß gut anzogen, so ist es den Bemühungen der Verwaltung gelungen, trotz der außerordentlichen Störung im Arbeitsbetriebe einen recht günstigen Abschluß zu erzielen.


Der Verlauf des Krieges.
Osten.


     Während im Westen Ende August 1914 sieben deutsche Heere von Sieg zu Sieg eilten und über Belgien in Frankreich eindrangen, sah es im Osten um den Schutz unserer Grenzen bedenklich aus. In Ost- und Westpreußen standen eigentlich nur drei Armeekorps. Zwar schlugen diese die russischen Vorhuten tapfer ab, aber sehr ernst wurde die Lage, als zwei starke russische Heere von Wilna im Osten und vom Narew im Südosten in Ostpreußen eindrangen. Die deutschen Truppen hatten schon die Absicht, bis zur Weichsel zurückzugehen, da aber übertrug der Kaiser einen genialen Führer, Hindenburg, den Oberbefehl im Osten. Dieser hatte sogleich einen bestimmten Plan, und schon während seiner Fahrt nach Ostpreußen erteilte er seine Befehle. Alle Truppen wurden in genialer Weise so gegen die Narew-Armee in die Südwestecke Ostpreußens geschickt, daß diese bald umzingelt und völlig vernichtet wurde. Auf den Wunsch des Kaisers heißt die Schlacht die bei Tannenberg, als Gegenstück zu der Schlacht gleichen Namens, wo vor 500 Jahren die Deutschritter den slavischen Polen unterlegen waren. So war Westpreußen in unglaublich kurzer Zeit noch im August vor dem russischen Einbruch bewahrt. Aber die Wilna-Armee unter Rennenkampf rückte in breiter Front direkt gegen Königsberg vor. Hindenburg indes holte sofort zum zweiten großen Schlage aus. Seine Truppen wurden durch einige Armeekorps aus dem Westen verstärkt. In der ersten Septemberhälfte wurde Rennenkampf völlig geschlagen, und um einer Vernichtung zu entgehen, entfloh er aus Ostpreußen. Ein Ausruhen gab es für Hindenburg nicht, es galt, den Österreichern schnellste Hilfe zu bringen. Diese waren im August siegreich in Polen vorgedrungen, unermüdlich hatten sie gekämpft (Krasnik, Samosz), aber der Russen wurden gar zu viele; gegen die nunmehr dreifache Übermacht konnten sie nicht mehr an. Lemberg und damit Ostgalizien wurde Anfang September den Russen preisgegeben. Nun setzte sich Hindenburg mit den Verbündeten ins Einvernehmen. Fast alle Truppen wurden schnell aus Ostpreußen nach Schlesien gebracht, um von der Linie Kreuzburg-Krakau aus gegen die Russen vorzugehen. Die Deutschen sollten die Feinde in der Front fassen und die Österreicher ihnen in die linke Flanke fallen, aber der Druck auf den rechten Flügel der Verbündeten in Galizien war zu stark, und während die Deutschen schon über Lodz bis vor Warschau siegreich vordrangen, kamen sie nun selbst in Gefahr, auf ihrem linken Flügel vom Feinde überholt zu werden. Dieselbe Lage wiederholte sich bei einer festen Stellung Kava-Skierniwice. Es blieb daher nichts anderes übrig, als unter gründlicher Zerstörung aller Wege und Bahnen Polen bis zur Warthe zu räumen. Auch in Galizien waren die Russen im Vordingen. Im Oktober drangen sie über die Karpathen nach Ungarn vor, Anfang November mußte man ihnen auch Westgalizten bis Krakau räumen, am 12. November begann die zweite Belagerung Von Przemysl. Die Russen wollten nun auch in Schlesien und Polen einbrechen, aber dieser Plan mußte unter allen Umständen vereitelt werden. Die Deutschen standen an der Grenze von Ost- und Westpreußen, ein Heer unter Mackensen zwischen Thorn und Wreschen in Polen. Deutsche und Österreicher standen in Oberschlesien und in der Gegend von Krakau. Allen diesen Abteilungen stand eine große Übermacht gegenüber, Mackensen eröffnete den Angriff und brach eine Lücke in die feindliche Front, mit verschiedenen Verstärkungen drangen die Deutichen wieder auf Lodz vor. Ja, man konnte schon den kühnen Plan fassen, an die Vernichtung des feindlichen Heeres in Polen zu gehen, und man versuchte eine Umklammerung des rechten russischen Flügels. Dabei kamen aber die Umgehungstruppen infolge russischer Verstärkungen selbst in die größte Gefahr, abgeschnitten zu werden, da machten die bedrohten Truppen kühn kehrt und hieben sich unter erheblichen Verlusten für den Feind durch. Diese Tat Liebmanns bezeichnete der Kaiser als eine der schönsten Waffentaten des ganzen Krieges. Am 26. November war der Anschluß an den linken Flügel Mackensens wieder erreicht. Die Russen versuchten nun, die Deutschen aus Nord-Polen zu verdrängen, die Verluste wurden aber für sie so blutig, wie nie zuvor, und allmählich wurden sie in die Defensive gedrängt, am 6. Dezember räumten sie Lodz, auch an den anderen Stellen in Galizien und Polen kam die russische Front ins Wanken. Sie gingen hinter Dunajec, Nida, Nawka und Bzura zurück, und hier kam es nun für die Zeit von Mitte Dezember bis Anfang Mai zum Stellungskriege.

     Zum Schutze von Ostpreußen waren nur schwache Truppen, die zu 75 Prozent aus Landwehr und Landsturm bestanden, zurückgeblieben. Diese hatten einen Streifen längs der Grenze wie der preisgeben müssen, hielten aber alle übrigen Angriffe aus. Da nahm Hindenburg eine zweite Säuberung Ostpreußens vor. Das geschah in der Winterschlacht in Masuren. Vor dem Feinde geschickt verdeckt, war der Aufmarsch der deutschen Truppen erfolgt. Am 7. Februar wurde trotz des tiefen Schnees und des eisigen Windes plötzlich losgeschlagen, und der Feind wurde binnen vier Tagen auf der ganzen Linie geschlagen. Der Höhepunkt des ganzen Riesenkampfes war das Erscheinen des Kaisers in Lyck, wo er inmitten der zerstörten Häuser eine herzergreifende Ansprache an die Befreier Ostpreußens hielt. Die 10. russische Armee war vernichtet. Erst auf russischem Gebiete konnten die Feinde sich mit neuen Verstärkungen zur Wehr setzen.

     Wie in Ostpreußen der rechte russische Flügel zum mindesten arg zurückgedrängt wurde, so sollte auch der linke Flügel bei den Karpathen bekämpft werden, die Österreicher erhielten unter Linsingen eine bedeutende deutsche Verstärkung. Die Aufgabe war riesengroß. Während des Winters sollten die Russen über die Karpathen zurückgedrängt werden. Die Paßhöhen (Dukla, Lupko usw.) betragen etwa 1000 m. Es ist wohl die Annahme durchaus richtig, daß die Karpathentruppen den schwersten Winterfeldzug zu bestehen hatten. Und wenn es auch nicht gelungen ist, die Russen während des Winters aus den Karpathen herauszuwerfen, so sind sie doch wenigstens bis auf den Gebirgskamm zurückgedrängt und am Einbrechen in Ungarn verhindert worden. Auch in der Bukowina sind die Russen bereits im Februar zurückgeschlagen. Czernowitz wurde entsetzt. Przemysl dagegen fiel im März, und die Feinde