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Kamerad.


     Kein Wort hat trauteren Klang für unsere deutschen Ohren gewonnen, als dieses Fremdwort. Im Mittelalter grüßten sich die deutschen Truppen mit: „Kriegsgesell“ oder „Guter Gesell“. Da entbrannte der entseßlichste Krieg, den deutsche Fluren je gesehen: 30 Jahre lang wurden Wald und Dorf und Stadt und Seele verwüstet. Aus dieser tiefen Not erwuchs das Wort: „Kamerad“. Seit jenen Tagen des Sturmes lebt es fort in Herz und Mund der streitenden Scharen. Als Uhland einst von seinem Hause an der Neckarbrücke junge Rekruten im Schatten der Platanenallee marschieren sah, dichtete er jenes Lied, das für Millionen im Feld und Daheim Kampf- und Leidgenosse geworden ist und ohne welches kein Deutscher durchs Leben geht: „Ich hatt’ einen Kameraden“.

     Sage mir heute einer, wieviel die Kameradschaft wert ist! Er wäge Silber und Gold ab, er wird immer noch ein höheres Lied vom Kameraden singen. Immer neu strömen aus diesem Wort Treu und Opfer, Halt und Kraft. Auf dem Lagerstroh gilt’s einen Platz zu finden: die Kameraden rücken zusammen. Auf dem Marsch wird der Rücken müde; die Kameraden singen ein erfrischend Lied. Auf der Mache pfeift der Wind und peitscht der Schnee; es wird ausgehalten, denn es gilt den Schutz der Kameraden. Mit einem Stück Brot, einem Schluck Wasser, einer Zigarre erquickt ein Kamerad den andern. Da reden sie von Weib und Kind und Schatz, von Handwerk und der Arbeit, und sind eine einzige große Familie; da spielen sie und lach en trotz der Granaten und zwingen den Scherz in die Reihen der Lehmgestalten im Schützengraben. Da fliegt ein derber Witz von Truppe zu Truppe und dort jagt ein Hurra das Blut heiß durch die Adern. Alle guten Geister der Hilfe werden wach. Ein Ungebärdiger mag in der Kaserne andern das Leben manchmal sauer machen, im Feld wird er rasch erzogen und wächst zum Kameraden.

     Und wenn die Kugel traf, dann strömt der Kameradschaft lautestes Gold: Männerhände, die mit dem Kolben dreinschlagen, werden so zart, wie Mutterhand. Ich kenne keinen aschaulicheren Gottesdienst der Nächstenliebe, als Verwundete, welche sich im Eisenbahnzug oder auf dem Bahnhof mit wenig Handgriffen meisterhaft helfen; Treue und Not waren ihre Lehrmeister, und machten den Kameraden zum Feldprediger der Liebe. Urgewaltige Liebe ist’s, wenn ein Kamerad herausgehauen wird aus Feindes Umzingelung, wenn man den Fallenden vom Felde herüberträgt trotz Kugelregen. Nicht helfen können, den Kameraden stöhnen und schreien lassen müssen, das allein quält und zerreißt das Herz. Solche Seufzer geben durch Mark und Bein. Lieber das Allerletzte tun müssen: Schollen aufwerfen, den Kameraden einbetten und zudecken, Helm und Mantel drüber breiten, vielleicht ein Kreuz oder eine Blume aufs Grab. Das ist der große, herbe Liebesdienst des Kameraden. Hat er geweint? Nein, noch mehr! Sein Herz fror.

     Die hinausziehen, verlieren viel; viel lassen sie in Stich und viel zerbricht des Kriegs unbarmherzige Hand. Aber es wird auch viel, sehr viel gewonnen. Freundschaft, die unter Lebensgefahr erwuchs, Jauchzen bei gemeinsamem Sieg, daß Feuerfunken durch den Körper jagen, und stille Kraft in gemeinsamer Entbehrung Kinder werden Männer, Alte werden jung, und das tat die Kameradschaft. Unbeschreiblich groß ist solche Erkenntnis auf den Schlachtfeldern. Nichts anderes ersetzt sie. Kameraden hat die Not getraut, und der Tod nicht geschieden; das Vaterland segnete sie. Eine neue Liebe wächst zwischen Helmen und Kanonen. Sie hat nichts zu tun mit sinnlicher Freude und ist doch so kräftig; sie verdrängt keine andere Liebe und ist doch so mächtig; sie heißt „Kameradschaft“ und schließt ein unzerreißliches Band gemeinsamen Willens, gemeinschaftlichen Erlebens. Wir beneiden euch im Feld. Aber wir kämpfen mit euch um Eins, daß es auch nach dem Frieden in deutschen Landen gebe – wirklice Kameraden!

Aus den „Eisernen Blättern“ von Dr. Traub, Dortmund.




Bitte.


Kam’rad, werd’ ich ein Toter sein,
Nimm mir mein Rastzeug ab –
Hüll’ mich in meinen Mantel ein
Und schaufle mir ein Grab.

Ein Holzkreuz pflanze obenauf,
Darin mein Name steht,
Häng meinen Landwehrhelm darauf
Und sprich ein kurz Gebet.

Dann nimm mein braves Schwert zur Hand,
Gewehr und Kugelblei
Und tāmpie für das Vaterland,
Als kämpften ihrer zwei!

St. in der „Tägl. Rdsch.“




     „Das Zeitalter Friedrichs des Großer war mit seinem Tode abgeschlossen, aber der Geist des großen Preußenkönigs wirkte fort, auch in den Jahren der Not, in den Zeiten der Schmach unter Napoleons Geißelhieben, wirkte fort in jenen Kriegen, als Deutschland wieder frei und endlich einig wurde, wirkt bis heute in dem neuen Preußen-Deutschland überall da, wo Fürst und Volk zusammenstehen, wehrbereit gegen seine Feinde von Außen, pflichttreu jeder an einem Platze, beseelt und getragen von dem Bewußtsein: der Fürst der erste Diener seines Staates und alle Glieder des Wortes eine Gemeinschaft von Arbeitern zum Wohle des Vaterlandes!“

O. Brüssau.
(Friedrich der Große, oder wie Preußen eine Großmacht wurde.)