Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1901 | |
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[Ξ] Obstgarten. Wer Bäume versetzen will, verschiebe es jetzt nicht mehr; man fahre fort die Bäume zu beschneiden. Um Baumschulen anzulegen, ist es jetzt die beste Zeit, wilde Stämmchen einzusetzen.
Gemüsegarten. Man muß das Allernothwendigste zu bestellen anfangen, wenn es die Witterung erlaubt und die Erde nicht mehr schwierig ist. Zu pflanzen sind: Erbsen und Gartenbohnen. Zu säen: Spinat, Körbel, Petersilie, Zuckerwurzeln, Pastinak, Möhren, Schnittkohl, Salat, Sellerie, englischer Spinat.
Blumengarten. Die hervortreibenden Hyacinthen, Tazetten und Jonquillen etc. werden des Nachts mit Blumentöpfen zum Schutz gegen den Frost bedeckt, und, wenn sie mit Moos etc. belegt sind, dieses weggeschafft.
– Abwarten. Dame (zu
einem Kindermädchen): „Nicht
wahr, das Kind ist doch
ein kleiner Engländer?“
Kindermädchen: „Det weeß
ich nich.“ – Dame: „Ich
denke, die Eltern sind doch
Engländer!“ – Kindermädchen:
„Nee, blos die
Mutter, der Vater is ’n
Deutscher, un wat der Junge
for eener is, det wird sich ja
erst zeigen, wenn er spricht.“
– Starke Familie. Beamter: „Wie stark ist Ihre Familie?“ – Bauer: „Wann mer z’sammenhalte, so verhaue mer ’s ganze Dorf!“
– Wörtlich befolgt. Arzt (zum Bauer, der in einem mit Wasser gefüllten Faß steht): Was machen Sie denn da drinn?“ – Bauer: „Der Herr Doktor hat doch gesagt, ich soll die Pillen in Wasser einnehmen!“
– Kasernenhofblüthe. Unteroffizier: „Weixelbaumer, Das machen Sie, wenn ich ‚stillgestanden‘ kommandire, immer noch für sonderbare Augenverdrehungen? Woher sind Sie?“ – Rekrut: „Aus Tegernsee, zu Befehl!“ – Unteroffizier: „Hab mir’s gleich gedacht, weil Sie immer mit den Augen so schuhplatteln.“
Freudigen Herzens in echter Weihnachtsstimmung begab
auch Jansen sich auf den Heimweg. Ein berechtigter Stolz
erfüllte ihn, wenn er daran dachte, welch’ ein Glück das
Schicksal ihm bescheert hatte. Er war Theilhaber des großen
Geschäfts und hatte ein verhältnismäßig glänzendes Einkommen.
Er mußte es sich recht klar machen, damit es ihm
nicht wie im Traum erschien, es war ihm ja zu unerwartet
gekommen. Bisher war er in ziemlich bescheidenen Verhältnissen
gewesen. Doch er hatte es von Haus aus nicht anders
gekannt und so hatte er zufrieden gelebt und war glücklich
gewesen, als er vor Jahresfrist seine Anni, die er schon lange
liebte, hatte heimführen können. Seitdem hatte ihm eigentlich
zu seinem Glücke nichts mehr gefehlt, so daß er zuerst
kaum wußte, was er mit dem neuen unerwarteten Zuwachs
anfangen sollte.
Frau Anni, die immer auf die Heimkehr des Gatten wartete, trat ihm auf dem Flur der bescheidenen Miethswohnung entgegen, begrüßte ihn zärtlich, half ihm den Wintermantel ausziehen, und verrichtete ihm jene kleinen Dienste, die an sich unbedeutend sind, uns aber sehr werthvoll erscheinen können, wenn sie uns von liebender Hand zu Theil werden. Dann öffnete die kleine Frau die Thür des Wohnzimmers und ein Strahl blendenden Lichts ergoß sich von den brennenden Kerzen des mitten im Zimmer stehenden kleinen Weihnachtsbaumes auf den engen Flur und beleuchtete eine Gruppe von zwei glücklichen Menschenkindern, die sich zärtlich umschlungen hielten.
„Oweh, mein Annerl," meinte Philipp Jansen plötzlich, indem er sein Frauchen in das Zimmer führte, „da habe ich ja ganz vergessen, die Hauptsache, die ich für Dich bestimmt hatte, mitzubringen.“
„Also so wenig denkst Du an Deine Frau,“ erwiderte ein wenig schmollend Frau Anni.
„Wenn Du wüßtest, Herzlieb, woran ich zu denken hatte, dann würdest Du begreifen, daß ich alles Andere darüber vergessen mußte. Mir ist, als ob ich träume!“
„Aber was ist denn, Philipp, Du bist ja ganz aufgeregt?“ fragte besorgt die Gattin.
„Und ich habe Grund dazu,“ erwiderte er. „Höre zu – aber Du mußt nicht glauben, daß ich scherze oder daß ich verrückt geworden bin – nein, es ist Wahrheit, reine schöne Wahrheit, – ich bin nicht mehr der bescheidene Buchhalter der Firma Eisfeld und Walther, sondern Theilhaber derselben und Prokurist mit 5000 Mark Gehalt. Du zweifelst noch, Frauchen, Du kannst es nicht fassen; ja, ich glaube es Dir, es ging mir gerade so — aber komm her, setze Dich zu mir, dann sollst Du alles hören.“
Und nun erzählte er alles, was ihm wiederfahren war und Frau Anni saß dabei mit einem glücklichen Lächeln auf Den Lippen und mit strahlenden Augen.
„Gelt, Herzlieb,“ meinte Philipp Jansen schließlich, als er geendet hatte, „da hat es das Christkind wirklich gut mit uns gemeint; und nun sag’ mir, daß Du recht glücklich bist.“
„Glüdlich, Philipp,“ erwiderte die kleine Frau und Thränen des Olückes standen ihr in den Augen; „ich bin ja so stolz und so selig, daß ich es gar nicht sagen kann.“
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1901. Pieper’sche Buchdruckerei, Clausthal 1900, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1901_008.png&oldid=- (Version vom 11.5.2019)