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Aus Kaiser Friedrichs Kindheit.


     Eine hübsche Anekdote erzählt Frau von Poschinger im ersten Bande des Buches „Kaiser Friedrich.“ Das kleine Erlebniß ist ihr von Herrn Geheimrath Aegidi mitgetheilt worden.

     Der neunjährige Prinz hatte seinen Geburtstag unter fröhlichen Spielen gefeiert. Am Abend des Tages fand ihn der Oberst von Unruh, sein militärischer Erzieher, am Schreibtische sitzen und arbeiten. Er störte ihn nicht. Der Prinz schien zu rechnen. So blieb es stundenlang, bis Unruh, da es inzwischen spät geworden war, sich nach den Prinzen umsah und bemerkte, daß er eingeschlafen war. Der müde Schläfer wurde zu Bette gebracht.

     Auf dem Tisch aber fand Unruh ein kleines Heft, in das der Prinz Namen und Zahlen eingeschrieben hatte.

     Die Aufklärung war bald gefunden.

     Der König hatte seinem Neffen fünfzig Friedrichsdor geschenkt mit der Bestimmung, selbstständig darüber zu verfügen. Der Prinz hatte sich den Abend damit beschäftigt, ausfindig zu machen, wen er erfreuen wollte und womit und wieviel er für Jeden zu verwenden im Stande sei. Das hatte er nun gethan. Der Ernst der Arbeit, die Einsicht in menschliche Zustände, die liebevolle Fürsorge über die näheren Kreise hinaus setzte den Oberst in Staunen; tief rührte ihn die Barmherzigkeit des Knaben.

     Unruh zählte nun die Posten zusammen, und es ergab sich: Bevor Fritz in Schlaf versunken war, hatte er seine gesammten fünfzig Friedrichsdor vertheilt.




     – Mißverstanden. „Ich war so frei, der Bibliothek Ihres Sohnes dieses Buch zu entnehmen, Werthers Leiden!“ – „Wie haißt, werd er’s leiden, es wird ihm sein e großes Vergnügen.“




Großmütterchen.

[text noch nicht gemeinfrei?] ...