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Garten-Kalender

PaObstgarten. An den jungen Bäumchen und Zwergbäumchen werden die unnöthigen Augen abgedrückt. Mit dem Oculiren wird fortgefahren.

PaGemüsegarten. Zu säen sind in der ersten Hälfte: Winterkohlarten, Spinat, Winterkarrotten, Herbstrüben, märkische Rüben, Wintersalat, Petersilie. Zu pflanzen sind: allerhand Kohlarten, Johannislauch, Thymian, Majoran.

PaBlumengarten. Es werden Nelken abgelegt. Es ist gut, wenn man die abgeblüheten Rosenstöcke an den Spitzen beschneidet, damit sie noch frisches Holz treiben und im künftigen Jahre desto schöner blühen.




      – Im Wirthshaus. Gast: „Was – das soll ein Gansviertel sein – hier zu Lande haben die Gänse wohl acht Viertel?“ – Piccolo: „Will gleich mal fragen!“

      – Der Unterschied. Frau: „Mann – ich glaube Du hast Deine Pfeife lieber als mich.“ – Mann: „Ja, die geht auch nicht so oft aus wie Du.“

      – Sympathie. Frau Schulze: „Es ist merkwürdig, daß die Männer so gerne Söhne haben wollen. Mein Vater bedauerte immer, daß ich kein Junge geworden bin.“ – Herr Schulze (seufzend): „Das bedaure ich auch!“

      – „Wo sind Sie staatsangehörig?“ fragt der Richter ein als Zeugin geladenes ältliches Fräulein. – „In Reuß!“ „Ältere oder jüngere Linie?“ – „Jüngere, jüngere!“ lautet die eifrige Antwort.

      – Schnippisch. Dienstmädchen: „Die gnädige Frau läßt fragen, der Pfeffer, den ich des letzte Mal geholt habe, war sehr grob!“ – Kaufmann (der als Grobian bekannt ist): „Kann nichts dafür – hab’ ihn nicht gemacht!“ – Dienstmädchen: „Das glaub’ ich – sonst wär’ er noch gröber ausgefallen!“




     Ein Schreckensruf trat auf seine Lippen. Alles sprang verstört auf und blickte starr nach dem nördlichen Giebel, in dessen Ecke ein breiter Riß gähnte, der sich durch Nachsturz stets erweiterte.

     Bergdorf sprang die Treppe hinab, er mußte wissen, welchen Umfang dieser Einsturz nach unten hatte, und ob nicht dies für Alle der Anfang vom Ende sei.

     Auf dem Längsflur herrschte fast völlige Dunkelheit. Nur aus dem einen geöffneten Zimmer, in dem ein Licht brennen geblieben war, fiel ein schwacher Lichtschimmer.

     Bergdorf stutzte. Die Lichtreflexe spiegelten sich in dem Wasser, das handhoch den Fußboden bedeckte. Hier konnte er nicht helfen. Er eilte zurück. Seine Schwester kam ihm entgegen mit der Frage: „Wo ist Soltau?“ Sie, die immer Ruhige, Verständige, war gegenüber der offenbar nahen Todesnoth zu einem bestimmten Entschluß gekommen, den sie dem Bruder nicht vorenthalten wollte. Und mit einfachen Worten sprach sie ihn aus: „In dieser Stunde gehöre ich zu ihm; mit einem Druck der Hand haben wir uns vorhin für’s Leben angelobt.“

     Sollte er ihr die Wahrheit sagen? Nein, es ging nicht. Und doch mußte er die Abwesenheit des Freundes erklären; so sagte er mit erzwungener Ruhe: „Er ist fort in dem Boot, um Hilfe zu holen.“

     Er beglückwünschte sich zu diesem gewählten Ausweg.

     Erna richtete sich hoch auf und meinte mit sichtlichem Stolz: „Das sieht ihm ähnlich, sein Leben für Andere einzusetzen. Wenn Rettung möglich, wird er sie bringen, und vielleicht befindet er sich in keiner größeren Gefahr als wir.“ Damit ging sie zu den Andern und Bergdorf sah sich mit verzweifelter Seele seinem geliebten Weibe gegenüber.

     Die junge Frau hatte ihren Knaben, in Tücher gehüllt, auf dem Arme. Sie trat ihrem Gatten mit den Worten entgegen: „Mir scheint, unsere letzte Stunde ist gekommen. Geh’ jetzt nicht von uns, Bester!“

     Nach einer Weile fuhr sie fort: „Laß uns beten und wenn es denn sein muß, vereint sterben.“

     Er wollte sie beruhigen; ihm versagten indessen zunächst vor eigener Bewegung die Worte. Endlich sagte er weich: „So schlimm ist es wohl nicht; aber ich bleibe bei Euch, die Ihr mein irdisches Glück verkörpert.“ Dann rief er den Andern zu: „Alles hierher an diesen Giebel. Sie, Bartels, brechen einige Dachpfannen heraus und errichten über dem Dach mit einem Tuch eine Art Nothfahne. Das Wasser kann jetzt nicht mehr viel steigen, das schwerste Treibeis ist vorüber, und kommt der Tag, so wird die Rettung nicht fehlen!“

     Er glaubte selbst nicht, was er sagte, aber bei dieser zunehmenden Kälte mußte er den Lebensmuth wecken für den Fall, daß die Noth noch härtere Anforderungen an die Pflicht der Selbsterhaltung stellen sollte.

     In weit geöffnetem Halbkreise saßen sie nahe bei dem Treppenaufgang, während der Pfarrer laut betete, sie blickten immer wieder, durch Poltern erschreckt, nach der sich mehr und mehr erweiternden Öffnung. Das Licht der Lampe vermochte