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Garten-Kalender.

PaObstgarten. Das Oculiren auf’s treibende Auge kann 8 bis 10 Tage vor, auch um Johanni vorgenommen werden, je nachdem die Witterung ist. Die Kopulierbänder werden weiter gelüftet.

PaGemüsegarten. Zu säen: Salat, Körbel, Thymian, Majoran, Blumenkohl, Wirsing, Radise. Gegen Ende des Monats noch: Petersilie, Winterrettige, Winterendivien und Carotten. Noch können gelegt werden bis in die Mitte dieses Monats: Späterbsen, Vietsbohnen, Gurken. Zu verpflanzen sind Porree, Kohlrabi, unter und über der Erde, Steckrüben, Petersilienwurzeln, rothe Rüben, Blumenkohl. Der Spargel wird nach Johannis nicht mehr gestochen.

PaBlumengarten. Garten, Feder- und Chinesernelken, Nachtviolen, Winterlevkoyen, Aquilejen, Goldlack etc. werden jetzt verpflanzt. Man vermehre viola maternalis durch abgeschnittene Zweige. Die erhaltenen Stopfer werden bei einem Knoten etwas schräg zugeschnitten und 1 oder 2 Zoll tief in die Erde gesteckt.




      – Verschiedene Auffassung. Pechmüller erhält, während er im Walde spazieren geht, eine Schrotladung in die linke Wade. Während er noch die schmerzende Stelle reibt, theilen sich die Büsche, und der Schütze erscheint in der Gestalt des ihm gut bekannten Rentiers Zinserling. Da Zinserling über das ganze Gesicht grinst, ruft Pechmüller ergrimmt: „Was? Sie haben mich ins Bein getroffen, Sie erbärmlicher Mensch, und lachen auch noch?“ – Zinserling: „Na, man freut sich halt doch, wenn man ganz unverhofft einen so guten Bekannten trifft!“

      – Unüberlegt. „Geflügel esse ich für mein Leben gern, Fräulein Rosalie, vor Allem liebe ich junge Gänse.“ – Rosalie (schwärmerisch): „Ach, Herr Günther, dann wären Sie ein Mann für mich.“




die Vorhut des grimmen Elementes; das Schwerste sollte noch folgen.

     Schon mehrfach hatte es nach der Seite der Wirthschaftsgebäude zu schauerlich gekracht. Jetzt hörte man immer häufiger, wie Eisschollen gegen die Gartenbäume stießen und diese zersplitterten. Der Strom mußte sich mehr und mehr gegen das Haus gewandt haben.

     Mit steter Regelmäßigkeit pochten die Schollen bald hier bald dort an. Jetzt kurz und heftig; dann mit nachhaltender Wucht, daß die Wände sammt dem Dachstuhl erzitterten. Die kahlen Gartenbäume, deren Äste gegen den Himmel sichtbar waren, erwiesen sich dabei als ein Segen; sie wirkten zuweilen wie Eisbrecher. Aber wie lange konnte das währen? Sobald sich die Schollen den Weg geebnet hatten, mußte ihre Wucht ungeschwächt das Haus treffen.

     Pfarrer Baumann versammelte die kleine Gemeinde, zu der sich auch jetzt Erna gesellte, in einem Zimmer. Bei Kerzenschein erflehte er den Schutz des Höchsten für dieses Haus.

     Nur der Hausherr beobachtete von seinem Fenster aus das Steigen der Fluth, und Soltau bewachte mit dem alten Bartels das unter dem Giebelfenster schaukelnde Boot. Eine auf dem Boden vorgefundene Stange stoßbereit in der Rechten, freute sich Soltau, daß die Hauptmasse des Treibeises an den massiven Wänden abprallte und in weitem Bogen herumwirbelte, ohne das leichte Fahrzeug zu treffen. Eben erfolgte wieder ein wuchtiger Stoß an die Hinterfront des Gebäudes. Ächzend und tosend schob es sich am Hause entlang. Jetzt hieß es Acht geben. Aber schon wieder krachte es gegen die Mauer und dieses Mal folgte ein dumpfes Poltern im Erdgeschoß. Die eisigen Geschosse hatten Bresche gelegt. Ein Knirschen, Brausen und Brechen noch, und Bergdorf stürzte mit dem Rufe daher: „Das gestaute Eis kommt!“

     Ja, es kam. In voller Breite traf es, durch den bisherigen Widerstand verstärkt, das Haus.

     In das Kratzen, das dröhnende Stoßen mischte sich das Getöse von stürzenden Ziegeln, das Wehklagen der Frauen, die händeringend auf den Corridor gestürzt waren. Es schien, als sei es um Alle geschehen. – Das Eis mußte sich vor das Haus gelegt haben. In zischendem Aufwallen hob das Wasser den Nachen bis auf wenige Fuß unter das Fenster empor; von unten meldete der Diener: „Das Wasser hat die oberste Stufe erreicht!“

     „Alles auf den Trockenboden!“ rief Soltau.

     Als Erna Miene machte, wieder an seine Seite zu treten, rief er ihr beinahe heiter zu: „Jeder an seine Pflicht! Sie müssen Ihre Schwägerin unterstützen, dafür sorgen, daß Betten hinaufgeschafft werden ...“ Er sprach nicht weiter, es gab genug zu thun.

     Geschichtete Eismassen trieben daher. Soltau und Bartels versuchten die treibenden Schollen vom Boote fern zu halten. Da kam etwas Schwarzes, Umfangreiches, in der Düsterheit phantastisch anzuschauen, daher. In gerader Richtung schlich es auf die Ecke zu, wie ein Ungeheuer. Im nächsten Augenblick war es da.