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Garten-Kalender.

Obstgarten. Das Moos muß mit scharfen Bürsten, vorzüglich nach einem Regen, abgebürstet werden. Die Blattläuse werden von den jungen Pfropfreisern mit einem Pinsel abgebürstet. Die Kopulierbänder werden gelüftet und Pfählchen an die gepfopften Stämmchen gesteckt.

Gemüsegarten. Gepflanzt werden nun vor allen Dingen Kartoffeln. Zu säen: alle Arten von Kohl, desgl. Thymian, Majoran, Sellerie, Petersilie, Petersilienwurzeln, Kopfsalat, Sommerrettig, Zichorien, Sommerendivien, wenn man noch Pflanzen nöthig hat. Gelegt werden Erbsen zu jeder Zeit, Vietsbohnen, Gurken, Kürbisse, im Anfang wenig, die Hauptaussaat in der Mitte des Monats. Behackt werden Erbsen, Bohnen, Salat, Gurken und Kartoffeln.



– Romantisch. Freund: „Man sagt, es gäbe keine Liebe auf den ersten Blick.“ – Graf: „O doch, ich selbst habe es erlebt. Ich verliebte mich in meine jetzige Gattin im ersten Moment sterblich, sodaß es bei mir feststand: die oder keine! Ich erinnere mich des Vorgangs noch so genau, als ob es gestern gewesen wäre. Ich promenierte am Strande in Norderney mit einem guten Bekannten, als dieser plötzlich zu mir sagte: „Sehen Sie die Dame dort, die bekommt zwei Millionen mit.“

– Der Elende. Maud: „Dick hat mir gestern einen Heiratsantrag gemacht.“ – Ella: „Nun? Was sagtest Du?“ – Maud: „Ich sagte ihm, er thäte besser, mit Mama zu reden, und was denkst Du, was der Elende da gesagt hat?“ – Ella: „Nun?“ – Maud: „Das hätte er bereits gethan, sie hätt’ ihn aber nicht gemocht.“

– Unverfroren. „Marie, es ist mit Dir nicht mehr zum aushalten, gestern hast Du die Weingläser zerschlagen, heute die Tassen, nun die Kanne.“ – „Ja, Madam’, ick liebe die Abwechslung nu mal!“



     „Der Damm gebrochen. Fluthen ergießen sich in’s Thal!“ hatte die Hiobspost gelautet.

     Der geistliche Herr gab das Papier, ohne mit einer Wimper zu zucken, an den Hausherrn zurück; dann begann er seine Rede. Zu Herzen dringende Worte waren es, die sein Mund in dieser Stunde fand. Mit erhabener Ruhe wies er auf die allen Anwesenden drohende Gefahr hin und stellte schließlich die bekannten Fragen an die Pathen.

     Die Mutter sprach ihr „Ja“ und von Soltau nebst Erna hinkten mit ihrer Betheuerung ein wenig nach, als müßten sie auch hier vereint sein.

     Noch waren die gemeinsamen Worte kaum verhallt, so hörte man rasende Galoppsprünge. Menschen stürzten auf dem Corridor durcheinander und die Thür wurde durch Bartels mit der Schreckenskunde aufgerissen: „Das Wasser! Der Damm ist gebrochen!“

     Ein Blick des Pfarrers auf den Hausherrn – dann beendete er unter dem Hereindringen verzweifelter Menschen die heilige Handlung.

     Johann Georg August wurde der Kleine getauft; segnend legte sich die Rechte auf das kleine Haupt. Athemlos hatten Alle dem Amen gelauscht. Kaum war es gesprochen, so rief der Hausherr mit lauter Stimme:

     „Alles hinauf in den ersten Stock! Du, Soltau, geleitest die Damen und siehst vom Fenster nach dem Boot. Schnell, schnell!“

     Bergdorf selbst sprang nach seinem Zimmer, um gleich darauf mit einer Kassette unter dem Arm ebenfalls hinauf zu eilen.

     Einige Minuten später waren dort alle lebenden Wesen des Herrenhauses versammelt. Während sich die Damen mit dem Täufling in einem Gemach vereinten, hatte sich Bergdorf mit dem Pfarrer und den andern männlichen Gästen zu einem nach dem Garten hin gelegenen offenen Fenster begeben. Man lauschte auf das hereinbrechende Verhängniß. Zu sehen war wenig. Der Himmel schien hinter dichtem Flockenschleier das Elend verbergen zu wollen.

     Näher kam das von dumpfem Krachen unterbrochene Brausen. Bergdorf sagte mit gedämpfter Stimme: „Ich schätze es noch auf fünfhundert Schritt.“ Und schnell fügte er im Commandoton den Befehl hinzu: „Bartels, schnell ans Giebelfenster. Bewachen Sie mit Soltau das Boot!“

     „Zu Befehl, Herr Hauptmann!“ Der Alte hatte in höchster Gefahr die Ausdrucksweise des Soldaten wieder gefunden.

     Als Erna von Bergdorf den lauten Ruf ihres Bruders vernommen hatte, war sie auf den Corridor gehuscht. Ohne sich Rechenschaft darüber zu geben, was sie that, stand sie neben Soltau am Giebelfenster. Er schien nicht verwundert. Wie das Natürlichste trat ihm ihr Vorname auf die Lippen, und seine Rechte umschloß ihre kleine Hand.

     So standen sie wortlos. Da traf die erste rollende Woge das Haus. Sie ließ es in seinen Grundvesten erzittern, und aufbäumend schäumte die zurückprallende Fluth an den Wänden bis zum ersten Stock empor. Das war