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Die Erweiterung, welche der Geschäftsbetrieb des Hauses innerhalb dieser dreissig Jahre erfahren hat, war demnach nicht unerheblich. Charakteristisch ist auf der einen Seite das Fehlen von Niederlassungen auf der Pyrenäenhalbinsel, auf der anderen das Vordringen nach dem Osten, und zwar sowohl die Donau abwärts nach Oesterreich und Ungarn, als auch hinein in das Stromgebiet der Elbe, Oder und Weichsel. Bekannt sind die Klagen der Hanseaten über die Konkurrenz, welche ihnen die Oberdeutschen in ihrem eigenen Handelsgebiete machten. Hier haben wir einen Beweis, der bei weiterem Eingehen auf das Detail des Geschäftes noch verstärkt werden wird, dass diese Klagen der Begründung nicht entbehrten. Die grosse Mehrzahl der Faktoreien diente dem Warenhandel sowie Bankgeschäften, nur Schwatz, Neusohl und Testhen waren für den Betrieb bergmännischer Unternehmungen und den Aufkauf von Produkten der Montanindustrie bestimmt. Eigenen Bergbau und Hüttenbetrieb hatte die Firma in Schwatz, wo nicht selten grosse Massen Silber und Kupfer lagerten. Die Niederlassungen auf ungarischem Boden scheinen dagegen vornehmlich den Zweck gehabt zu haben, das dort gewonnene Kupfer in möglichster Nähe der Produktionsstätten aufzukaufen, wobei der Firma zu statten kam, dass ihr von den österreichischen Habsburgern den königlichen Bergwerken in Ungarn gegenüber und deren Produktion gewisse Vorrechte und Monopolien mehrfach eingeräumt wurden, als Entgelt für die Bereitwilligkeit, mit der sie ihnen in den nicht seltenen finanziellen Schwierigkeiten entgegenkam. Einige Jahre nach dem Abschlusse dieses Geheimbuches hat die Gesellschaft auch auf englischem Boden Bergbau auf Kupfer und Blei begonnen, ohne aber Erfolge zu erzielen, obgleich ihr Unternehmen von der Königin Elisabeth und ihren Ministern protegiert wurde und einige Angehörige der englischen Aristokratie auch finanziell daran beteiligt waren[1].


  1. Vgl. Ehrenberg, Fugger, I, 234.