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lagen. Einmal setzte die Gesellschaft Gewürze und Südfrüchte, Mandeln, Feigen, Weinbeeren in ziemlichen Mengen um, und der Saffranhandel spielte auch hier eine bedeutende Rolle. Von noch grösserem Umfange war aber das Geschäft in Wolle und Baumwolle, sowie den Produkten der Webeindustrie, an welcher das Haus eine Zeit lang aktiv beteiligt war. Barchent, Zwilch, Tuche bilden dauernd einen grossen Teil der vorhandenen Warenlager; im Jahre 1551 gehörten zu den Augsburger Vorräten verschiedene Arten von Tuchen im Gesamtwerte von mehr als 13 000 fl. Aber auch Samt und Seide wird mehrfach genannt, und ebenso wurden englische, lindische Tuche über Antwerpen in Menge eingeführt. Im Laufe der Zeit tritt dann aber der Handel mit Kupfer und Silber durchaus an die erste Stelle, sowohl im süddeutschen und niederländischen Verkehr als auch im Betriebe der Filialen Venedig und Lyon, und besonders die Neugründungen im östlichen Norddeutschland scheinen ausschliesslich im Interesse des Kupferhandels erfolgt zu sein[1]. In diesem Stadium griffen der Handel, die industriellen Unternehmungen und Bankgeschäfte des Hauses zweifellos am meisten ineinander und wussten sich gegenseitig in nutzbringender Weise zu ergänzen. Für die mittelalterliche Warenkunde, die Kenntnis von Mass und Gewicht sowie der Entwickelung der Warenpreise bieten die sehr eingehenden Verzeichnisse der vorhandenen Waren ein überaus reiches Material, dessen Bearbeitung aber mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden ist.

Zum Schlusse stelle ich noch einige Angaben über das Wertverhältnis der gebräuchlichsten mitteleuropäischen Münzsorten jener Zeit zusammen, berechnet auf Grund von Ansätzen


  1. Ehrenberg stellt diesen Kupferhandel in Gegensatz zu dem „soliden“ Warenhandel. Ich vermag einen Unterschied nicht zu erkennen. Im Jahre 1561 bestanden nur aus Kupfer die Warenvorräte in Leipzig, Breslau, Danzig, Krakau, Lintz, Krems, Testhen und Schwatz; kein Kupfer war in Augsburg, Frankfurt und Biberach vorhanden, während in den übrigen Faktoreien Kupfer und andere Waren neben einander vorkommen.