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allergrössten des 16. Jahrhunderts gehörte, aber immerhin eine gewisse Bedeutung gehabt hat. Quellen, die von dem Detail des wirtschaftlichen Lebens jener Zeit mit einiger Genauigkeit berichten, sind aber bisher nicht gerade in übergrosser Zahl aufgedeckt und der allgemeinen Benutzung zugänglich gemacht worden; daher hoffe ich mit den folgenden Ausführungen keine unnötige Vorarbeit zu der Gesamtgeschichte des deutschen Handels im Mittelalter zu liefern, deren Darstellung das scheidende Jahrhundert der Wissenschaft des kommenden aufsparen zu wollen scheint.

Ich gedenke zunächst folgende Punkte zu behandeln:

1. Ausbreitung, Gliederung und Entwickelung des Handels.

2. Der Geschäftsgewinn und die Beteiligung fremden Kapitals.

3. Die Lage der Gesellschaftsbeamten.


1. Ausbreitung, Gliederung und Entwickelung des Handels.

Wenn das allmähliche Wachstum, welches die Geschäfte des Ulrich Link und Anton Haug in ihren Aufzeichnungen gewissermassen vor unseren Augen nehmen, als typisch für die Gestaltung des süddeutschen Handels in der Zeit um die Mitte des 16. Jahrhunderts betrachtet werden könnte, so müsste gerade diese Periode als eine Zeit dauernden kommerziellen Aufschwunges bezeichnet werden. Denn, von verhältnismässig kleinen Anfängen ausgehend und niemals über das Mittelmass hinausgehende pekuniäre Kräfte beanspruchend, erstrecken sich die Unternehmungen der Firma und ihre Beziehungen doch schliesslich über ein Gebiet, dessen äusserste Begrenzung das mittelländische Meer, Rhone und Themse auf der einen, Nord- und Ostsee, Weichsel und Karpathen auf der anderen Seite bilden.