Er wird in die Hermeneutik eingeleitet, und hört eine richtige Exegese der biblischen Bücher, und die Kirchengeschichte ganz pragmatisch behandelt. Auch in der Moral und Dogmatik sieht er, daß man sich bemüht, beyde auf Philosophie und gründliche Schriftauslegung zu gründen. Nur dann kann es ihm nicht behagen, wenn es ad ductum Haberti geht: da sitzt er freylich mit Ekel und Verdruß da, hat auch manchmahl Stoff und Ursache zum Lächeln und Spötteln. –
Wie in dem öffentlichen Hörsaale, so sucht der junge Weltgeistliche auch zu Hause seinen Geist aufzuklären, und mit Kenntnissen zu bereichern. Er verschaffet sich, und liest, besonders in dem Fache, welches er sich zu seinem Hauptstudium gewählet hat, die besten Bücher, sowohl von den Alten als Neuen; auch an den neuesten und beliebtesten Journalen und gelehrten Zeitungen fehlt es ihm nicht. Nebenher befleißigt er sich auch in der Philosophie weiter fortzuschreiten, und seinen Geschmack durch Lectüre zu verfeinern. Selbst von seinen Mitbrüdern im Seminar lernet er: denn einer theilet dem andern seine erworbenen Kenntnisse mit; überhaupt stimmen die vorzüglichsten Köpfe, die
Anonym: Harte Lage des jüngern Klerus im Wirzburgischen in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harte_Lage_des_j%C3%BCngern_Klerus_im_Wirzburgischen.pdf/2&oldid=- (Version vom 14.9.2022)