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Diverse: Handbuch der Politik – Band 2

der B. d. L. die wirtschaftliche Gesetzgebung durch seine Veröffentlichungen und durch Einwirkung auf die Wahlen zu beeinflussen. Unter voller Wahrung seiner Selbständigkeit ist er bereit, alle politischen Parteien zu unterstützen, welche für seine Forderungen eintreten.

Naturgemäss hat der B. d. L. durch diese seine Stellungnahme sich die erbitterte Gegnerschaft derjenigen wirtschaftlichen und politischen Parteien zugezogen, deren Bestrebungen er durchkreuzt. Der Kampf zwischen ihm und jenen ist ein Kampf zwischen zwei grundverschiedenen Weltanschauungen, zwischen denen eine Versöhnung unmöglich ist. Sozialdemokratie und freihändlerischer Gross-Kapitalismus sehen deshalb in der Tätigkeit des B. d. L. mit vollem Recht das Hemnis für die von ihnen erstrebte Entwicklung.

Ebenso wie auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet sucht der B. d. L. auch auf konfessionellem Gebiet versöhnend und ausgleichend zu wirken, indem er überall diejenigen Momente hervorhebt, welche die Gegensätze auszugleichen geeignet sind.

Der B. d. L. ist bestrebt, seine Unabhängigkeit nach jeder Richtung zu bewahren ohne Rücksicht auf Gunst oder Gegnerschaft. Politisches Strebertum und persönliche Eitelkeit finden bei ihm keine Unterstützung. Bei seiner Gründung wurde ihm ein Wahlspruch mitgegeben, welcher seine Richtschnur bisher war und stets bleiben ward: „Treu unseren Gott, treu unserm Kaiser, treu uns selbst.“





b) Der Deutsche Bauernbund.
Von
Michael Meyer,
Redakteur des „Deutschen Bauernbundes“, Berlin-Steglitz.


Literatur:

Stenographischer Bericht über die erste Bundesversammlung des Deutschen Bauernbundes in Gnesen am 6. Juli 1909. –
K. Böhme, Deutsche Bauernpolitik, eine Auseinandersetzung mit dem Bund der Landwirte, Würzburg 1911. –
Derselbe, Finanzreform und Bauernstand, Berlin und Leipzig 1909. –
Derselbe, 30 Jahre deutscher Schutzzollpolitik, Heidelberg 1909. –
Derselbe, Die Agrarkonservativen und die innere Kolonisation, Berlin 1913. –
Stenographischer Bericht über die Generalversammlung des Deutschen Bauernbundes in Osnabrück 1912. –
Jahrbuch des Deutschen Bauernbundes 1913.

Der Deutsche Bauernbund ist eine wirtschaftspolitische Organisation, welche alle auf dem Boden des Schutzes der nationalen Arbeit stehenden und freiheitlich gesinnten Landwirte, Bauern und Bauernfreunde, Landarbeiter und kleine Gewerbetreibende in allen deutschen Gauen vereinigen will.

Bereits am 17. März 1909 war in einer Ansiedlerversammlung in Gnesen die Schaffung eines Ansiedlerbundes beschlossen worden, und daraufhin einigten sich die Führer dieser Ansiedlerbewegung mit westdeutschen Landwirten zur Gründung eines allgemeinen „Deutschen Bauernbundes“. Dieser konstituierte sich am 30. Juni 1909 und schon am 6. Juli desselben Jahres konnte in Gnesen die erste grosse Bundesversammlung stattfinden.

Bisher kam als einzige landwirtschaftlich-politische Organisation – wenn man von den konfessionellen katholischen Bauernvereinen absah – nur der Bund der Landwirte in Betracht. Mit der Zeit hatte man aber mehr und mehr dessen Politik als eine einseitige, engherzige Parteipolitik zugunsten der Konservativen und als eine Klassenpolitik zugunsten des Grossgrundbesitzes erkannt. Im Osten war es die Restgüterfrage, welche weiten Kreisen der Bauernschaft den Anlass zum Protest gegen die Führung des Bundes der Landwirte gab; zumal, als am 27. Februar 1909 letztere in einer Audienz beim Reichskanzler eine Resolution überreichte, in der kreistagsfähige Restgüter von 1000 bis 1500 Morgen gefordert wurden. Es wurde darin betont, dass es sich hier um

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Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/77&oldid=- (Version vom 5.9.2021)