Diverse: Handbuch der Politik – Band 2 | |
|
- 3. Aufl. 1905. Die politischen Parteien, ebendort 3. Aufl. 1910. –
- Ludolf Parisius, Deutschlands politische Parteien und das Ministerium Bismarck, Berlin 1878. –
- Leopold Freiherr von Hoverbeck, 2 Bände, Berlin I (1897) II 1 (1898) II 2 (1900). –
- Martin Philippson, Friedrich III. als Kronprinz und Kaiser, Berlin 1893. Das Leben Kaiser Friedrichs III., 2. Aufl. Wiesbaden 1898. Max von Forckenbeck, Dresden und Leipzig 1898. –
- Eugen Richter, Jugenderinnerungen, Berlin 1893. Im alten Reichstag, 2 Bände, Berlin 1894 und 1896. Politisches ABC-Buch, 10 Jahrgänge, der letzte 1903. –
- Martin Wenck, Handbuch für liberale Politik, Berlin Schöneberg 1911. –
- Conrad Haussmann, Das Arbeitsprogramm der Fortschrittlichen Volkspartei 2. Aufl., Verlagsanstalt „Deutsche Presse“. Berlin 1911. –
- Leonhard Müller, Badische Landtagsgeschichte. 4 Bände. Berlin 1900/02. –
- K. Schmidt-Buhl, Schwäbische Volksmänner. Vaihingen a/Enz 1907. –
- Der bedeutendste Historiker des Linksliberalismus ist Ludolf Parisius. Eine fruchtbare Grundlage bildet auch die Geschichte des Liberalismus von Oscar Klein Hettingen. Für eine genaue Kenntnis der linksliberalen Politik im neuen deutschen Reich ist ein Studium der ABC-Bücher von Eugen Richter, die ein umfassendes Material auf verhältnismässig knappem Raume verarbeitet haben, fast unerlässlich. Eine hervorragendste Zeitschrift des entschiedenen Liberalismus von dauerndem Wert ist die von Theodor Barth herausgegebene Wochenschrift „Die Nation“, 24 Jahrgänge, 1883–1907. Ferner sind zu nennen die „Hilfe“ von Naumann-Berlin im Hilfe-Verlag in die erscheinende Sammlung „Patria“, Bücher für Kultur und Freiheit, 12. Band 1912 und der „März“, Wochenschrift früher Halbmonatschrift München 1907 ff. Eine Sammlung von Heften „Vorkämpfer deutscher Freiheit“ erscheint im Verlag des Nationalvereins München, 1910 f.
Zeitgeschichtliche Entwicklung.
Der Linksliberalismus, der heute in der Fortschrittlichen Volkspartei als parlamentarische Fraktion und als Partei für ganz Deutschland einheitlich organisiert ist, war während der ersten 40 Jahre nach Gründung des Reichs durch eine Mehrheit von Parteien mit verschiedenen Organisationen und verschiedenen Programmen politisch vertreten. Er hat sich mit den Parlamenten und in den Parlamenten entwickelt, die von derselben Sinnesrichtung geschaffen sind, wie der demokratische Liberalismus selbst. Er hat in den Einzellandtagen Preussens, Badens, Württembergs, Bayerns und anderer Länder sich nachdrücklich und zum Teil glänzend bestätigt und auf das öffentliche Leben Deutschlands schon vor der Gründung des Reichs einen fühlbaren Einfluss ausgeübt. Aber der Linksliberalismus ist eine für eine kurze Betrachtung erfassbare politische Erscheinung und ein einheitlich wirkender Faktor in Deutschland doch erst seit der Existenz des Reichsparlaments geworden. Seine Wiege ist die Paulskirche in Frankfurt. Nach Auflösung des Frankfurter Parlaments flüchtete er in die Landtage, bis der Reichstag seine Wohnstätte geworden ist. Seine Vorgeschichte liegt noch weit über 1848 zurück. Die Ideen des 18. Jahrhunderts, von den führenden Geistern Deutschlands zuerst literarisch aufgenommen und popularisiert, passten sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts ruckweise den in Deutschlands geschichtlichen Verhältnissen wurzelnden Vorstellungen an. Die Proklamierung der „Menschenrechte“, Stoffe und Strömungen der grossen Revolution in Frankreich waren in die Ideenwelt Deutschlands übergesprungen und weckten die widerstreitendsten Stimmungen. Zuerst Wilhelm von Humboldt und Freiherr von Stein suchten dasjenige herauszuholen, was man in Deutschland zur Grundlage des staatlichen Baues planmässig und weitblickend benutzen konnte. Wilhelm von Humboldt ist der erste grosse Vertreter des politischen Liberalismus als einer staatsumbildenden Macht. Die humane Idee vom Wert des Individuums und der Entfaltung seiner Kräfte war der Ausgangspunkt einer von unten aufbauenden Staatsauffassung geworden. Weil staatlich verwendbare Unterscheidungsmerkmale des individuellen Werts immer schwerer zu finden sind, so musste diese Auffassung zu der Annahme eines Gleichwerts der Staatsbürger gelangen. Dies ist der demokratische Grundgedanke, der zugleich von der christlichen Vorstellung der Brüderlichkeit reichliche Geistesnahrung empfängt. Ebenso begreiflich war es, dass sich dieser neuen Lehre alle die Widerstände entgegenstellten, die umgekehrt eine Konstruktion des Staats von oben, von einer absoluten Spitze herab zum Ausgangspunkt nahmen und in den dieser Auffassung entsprechenden Vorstellungen, Gewohnheiten und Interessen geistig und materiell verankert waren. Der Gang der geschichtlichen und nationalen Entwicklung, die ein straffes Zusammenfassen der Kräfte nach den verderblichen Spaltungen Deutschlands vor allem in der napoleonischen Zeit nötig machte, steigerte, kreuzte und hemmte die liberale und demokratische Entwicklung. Darum ist sie ungleichartig und nicht gradlinig. Die Regierungen des 18. Jahrhunderts brachten der Bewegung, die den Liberalismus erzeugte und ihn als den Träger einer neuen Organisierung
Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/51&oldid=- (Version vom 3.9.2021)