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früher oder später zur Bildung grösserer Elektrizitäts-Konzerne geführt. Diese Entwicklung ausführlich zu schildern, geht weit über den gezogenen Rahmen hinaus, und beschränke ich mich daher darauf, im Nachstehenden einen Überblick über den Umfang und die Organisation der grossen deutschen Elektrizitäts-Konzerne zu geben.

A) Der Siemens-Konzern.

An der Spitze steht die Siemens & Halske A.-G., hervorgegangen aus der ältesten elektrotechnischen Firma, der offenen Handelsgesellschaft Siemens & Halske, mit einem Aktienkapital von 63 Millionen Mark und mit Obligationen im Betrage von zurzeit rund 45 Millionen Mark. Sitz der Firma ist Berlin.

Die Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. wurde 1903 von der Siemens & Halske A.-G. und der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vormals Schuckert & Co. in Nürnberg mit einem Stammkapital von 90 Millionen Mark gegründet. Von dieser Summe hat die Siemens & Halske A.-G. 45 050 000 Mark, die Firma Schuckert 44 950 000 Mark eingebracht. Ausser mit dem Stammkapital arbeiten die Siemens-Schuckertwerke zurzeit mit einer Obligationsschuld von rund 78 Millionen und ferner mit einem seitens der beiden Gesellschafter gewährten unkündbaren Darlehen von 50 Millionen Mark. Siemens & Halske A.-G. und Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. haben getrennte Direktionen. Die Siemens-Schuckertwerke haben die gesamte Starkstrom-Fabrikation, mit Ausnahme der Glühlampen, sowohl von Siemens & Halske, wie von Schuckert übernommen. Der Siemens & Halske A.-G. verblieb die Glühlampenfabrikation, das Eisenbahnsicherungswesen und das gesamte Schwachstromgebiet.

Die Starkstromgeschäfte sind zwischen den vorgenannten Firmen in der Art geteilt, dass die Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H. wesentlich als rein fabrizierende, verkaufende und installierende Firma auftritt, während vorhandene und neu zu begründende Betriebsunternehmungen teils von den Stammfirmen, teils von den befreundeten Trustgesellschaften behandelt werden. Die Fabrikation der Siemens & Halske A.-G. liegt in Gross-Berlin und Wien, diejenige der Siemens-Schuckertwerke in Gross-Berlin, Spandau und Nürnberg. Sie erstreckt sich für Siemens & Halske auf Telegraphie im weitesten Sinne einschliesslich Feuermelder etc., Telephonie, Messinstrumente, auf medizinisch-elektrische Bedürfnisse, wie Röntgen-Apparate, auf Glühlampen, auf Blockwerks- und Signalanlagen etc.; für die Siemens-Schuckertwerke auf elektrische Maschinen und Zubehör jeder Art, Scheinwerfer und sonstiges Material für Armee und Marine, Installationsgegenstände Kabel, Gummi und Automobile.

Beide bearbeiten ihre Absatzgebiete durch 169 deutsche und ausländische, über die ganze Erde verteilte Geschäftsstellen. Diese sind teils technische, d. h. detachierte Bureaus, welche unmittelbar unter der Zentralverwaltung stehen, teils sind sie in der Form von selbständigen Firmen errichtet, unterliegen aber der Kontrolle durch die Zentralverwaltung. Die in der Form von selbstständigen Gesellschaften arbeitenden Geschäftsstellen sind die folgenden:

In Deutschland:
Hanseatische Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H., Hamburg;
Rheinische Siemens-Schuckertwerke G. m. b. H., Mannheim.
Für das Ausland:
Compagnie Belge d’Electricité Siemens-Schuckert Société Anonyme, Brüssel;
Companhia Brazileira de Electricidade Siemens-Schuckertwerke (Sociedade limitada), Rio de Janeiro;
Companhia Portugueza de Electricidade Siemens-Schuckertwerke Limitada Lissabon;
Dansk Aktieselskab Siemens-Schuckert, Kopenhagen;
Elektriska Aktiebolaget Siemens-Schuckert, Stockholm;
Norsk Aktieselskab Siemens-Schuckert, Kristiania;
Siemens China Electrical Engineering Company, Shanghai;
Siemens-Schuckert Denki Kabushiki Kaisha, Tokyo;
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Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/425&oldid=- (Version vom 1.11.2021)