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Diverse: Handbuch der Politik – Band 2

Ziffern der Gewerbestatistik erklären. Für die Hausindustrie ergaben die letzten Gewerbezählungen folgende Ziffern:

Jahr der
Gewerbezählung
Betriebe Hausgewerbetreibende Personen
Haupt- Neben- zusammen männliche weibliche zusammen
1882 352.079 34.337 386.416 269.843 209.691 479.534
1895 300.901 41.656 342.557 256.131 201.853 457.984
1907 279.513 36.107 315.620 170.712 234.550 405.262

Die Gesamtziffern zeigen einen allgemeinen Rückgang an. Das richtige Bild aber erhält man erst im Detail, wenn man die wichtigsten Gruppen der Hausindustrie zusammenstellt. Abgenommen haben

Zahl der beschäftigten Personen
1895 1907
Baumwollweberei 33.208 21.358
Leinenweberei 26.291 14.216
Wollweberei 27.790 13.087
Seidenweberei 18.656 13.264
Weberei von gemischten und anderen Waren 17.442 8.325
Strickerei und Wirkerei 27.762 22.069
Näherei 40.850 29.261
Schuhmacherei 26.553 18.617
     Zugenommen haben dagegen:
Kleider- und Wäschekonfektion 72.919 (45% wbl.) 85.610 (61% wbl.)
Spitzen-Erzeugung 14.378 20.375
Handschuhmacherei 3.905 (82% wbl.) 14.033 (95% wbl.)
Tabakfabrikation 15.457 19.435
Erzeugung von Spielwaren und Puppen 5.776 12.744
Korbflechterei 8.399 10.679
Häkelei und Stickerei 5.863 7.611
Verfertigung künstlicher Blumen 1.941 7.867
Geigenbau 943 1.351

Danach geht die hausindustrielle Textilindustrie und Schuhmacherei unaufhaltsam zurück. In Riesendimensionen dagegen wächst die Kleider- und Wäschekonfektion, und zwar unter stärkerer Zunahme der weiblichen Arbeitskräfte. Voran steht die Herrenkonfektion mit den norddeutschen Produktionszentren Berlin und Stettin, den süddeutschen Frankfurt a. M., Aschaffenburg, Nürnberg und Stuttgart und die rheinisch-westfälische Arbeiterkleiderkonfektion von München-Gladbach, Elberfeld-Barmen usw. Die Damenkonfektion, nämlich die Verfertigung von Damenmänteln und Jacketts, hat ihren Hauptsitz in Berlin, doch werden auch in Breslau und Erfurt besonders die billigeren Massenartikel hergestellt. Die Wäschekonfektion konzentriert sich in Berlin, Breslau und Köln. In starker Verbreitung sind die Spitzen- und Stickerei-Erzeugung und besonders die Handschuhmacherei und die Herstellung von künstlichen Blumen. Die Korbflechterei und Tabakfabrikation erhalten sich, weil in diesen Industrien die Maschinenarbeit keinen Boden findet. Die Spielwarenerzeugung ist in Sonneberg und dem sächsischen Erzgebirge noch vorwiegend Hausindustrie, dagegen hat in der Herstellung der Metallspielwaren in Nürnberg und Fürth bereits der Fabriksbetrieb mit Maschinenarbeit Eingang gefunden.

Die Darstellung der charakteristischen Einzelheiten bedarf nun einer Ergänzung durch ein Bild der allgemeinen Entwicklung. Nach den amtlichen statistischen Aufnahmen zählte man in der Industrie und im Bergbau des Deutschen Reiches:

Betriebe tätige Personen
1882 2,270.339 5,933.663
1895 2,146.972 8,000.503
1907 2,086.368 10,852.873
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/412&oldid=- (Version vom 30.10.2021)