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Diverse: Handbuch der Politik – Band 2


12. Kampf gegen Lehrlingszüchterei. Schutz der Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr. Verstärkter Frauenschutz.

IV. An die Steuerpolitik.

1. Gerechte Verteilung der für Reich, Staat und Gemeinde notwendigen Steuern nach dem Grundsatz der Leistungsfähigkeit.
2. Progression der Einkommen- und Vermögenssteuer unter Berücksichtigung des Familienstandes.
3. Ausbildung der Erbschaftssteuer unter schärferer Besteuerung der grossen Vermögen. Wertzuwachssteuer. Luxussteuern.
4. Herstellung eines gerechten Verhältnisses in der Besteuerung der Geschäfte in beweglichen und unbeweglichen Gütern.
5. Sparsamkeit bei allen Aufwendungen in Reich, Staat und Gemeinde.

V. In der Judenfrage.

1. Ausschluss der Juden aus allen obrigkeitlichen Ämtern und vom Offiziersstand.
2. Zulassung der Juden zu anderen Ämtern und zur Rechtsanwaltschaft nach dem Bevölkerungsverhältnis.
3. Verhinderung des Überwucherns der Juden in den christlichen höheren Knaben- und Mädchenschulen und der jüdischen Lehrkräfte an den Hochschulen.

VI. An die Kolonialpolitik.

1. Menschliche Behandlung der Eingeborenen und Erziehung derselben zu selbständigen wirtschaftlichen Persönlichkeiten.
2. Erschliessung der Schutzgebiete durch Reichseisenbahnen.
3. Sicherung der unterirdischen Bodenschätze für das Reich.

Die christlich-soziale Partei hat nach ihrer Auffassung ein gutes Programm, dessen sie sich nicht zu schämen braucht. Sie ist eine Partei der kleinen Leute, der Handwerker, der Arbeiter, der kleinen Landwirte und Beamten. Aber hier bewahrt sie Tausende vor dem Hinabgleiten in eine uferlose Demokratie, indem sie sie an Christentum und Königtum bindet. Obwohl sie im deutschen Reiche nur drei Abgeordnete (Verbandsvorsitzender Franz Behrens, Dr. Burckhardt, Lic. Mumm) und im preussischen Landtag nur einen Abgeordneten (Wallbaum) hat, ist sie schon mehrfach ausschlaggebend gewesen und ist in der Budgetkommission sowie in vielen anderen Kommissionen vertreten. Die Mitarbeit von Franz Behrens bei Ausarbeitung der Reichsversicherungsordnung fand selbst bei entschiedenen Gegnern Zustimmung. Gedanken, die die christlich-soziale Partei als erste aller Parteien vertreten hat, sind inzwischen in manche andere Parteiprogramme übergegangen. Schon zweimal musste das christlich-soziale Programm neugestaltet werden, da die Regierung insbesondere seit der echt christlich-sozialen Kaiserlichen Botschaft von 1881 viele soziale Forderungen erfüllt hat. Die mächtige Anregung zu christlich-sozialer Reformarbeit bleibt das unvergängliche Verdienst der christlich-sozialen Partei.





32. Abschnitt.


Die Zentrumspartei.
Von
Justizrat Dr. Carl Bachem,
Cöln (Rhein).

Literatur:

Die Literatur über die Zentrumspartei ist noch sehr gering. Das Meiste zur Vorgeschichte und Geschichte der Partei findet sich in biographischen Werken, nämlich:
Pfülf, „Hermann von Mallinckrodt“. Freiburg 1892;
Pastor, „August Reichensperger“, 2 Bde.. Freiburg 1899;
G. Bazin, „Windthorst, ses alliés et ses adversaires“, Paris, librairie Bloud et Cie. 1896;
Knopp, „Ludwig Windthorst“. Dresden und Leipzig 1898;
Hüsgen, „Windthorst“, Cöln 1911;
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/30&oldid=- (Version vom 18.12.2022)