Seite:Handbuch der Politik Band 2.pdf/193

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Diverse: Handbuch der Politik – Band 2

Die jetzige Ziffer des Deutschen Volkes ist das Ergebnis eines stetigen Wachstums, dessen sich die deutsche Bevölkerung erfreut. Besonders erheblich ist dieser Zuwachs seit 1885:

      Einwohner       Zuwachs von Jahrfünft zu Jahrfünft
absolut       Prozent
1885 46 857 704
1890 49 428 470 2 570 766 5,49
1895 52 279 901 2 851 431 5,77
1900 56 367 178 4 087 277 7,82
1905 60 641 489 4 274 311 7,58
1910 64 925 993 4 284 504 7,07

An dieser Entwicklung sind die einzelnen Bundesstaaten und Reichsgebietsteile nicht gleichmässig beteiligt. Besonders rasch und gross war das Wachstum der Bevölkerung rings um Berlin, dann in der Provinz Westfalen, im Rheinland, in Hessen-Nassau, ferner im Königreich Sachsen und in den Stadtstaaten der Hansastädte, langsamer und geringer war das Wachstum in den süddeutschen Staaten und insbesondere in den ostelbischen Provinzen Preussens:

Bevölkerungswachstum seit der Reichsgründung:
Einwohnerzahl Zunahme seit 1871
1871 1910 absolut %
Stadt Berlin 826 341 2 071 257 1 244 916 150,6
Prov. Brandenburg 2 036 844 4 092 616 2 055 772 100,9
Prov. Westfalen 1 775 175 4 125 096 2 349 921 132,4
Prov. Rheinland 3 579 347 7 121 140 3 541 793 98,9
Prov. Hessen-Nassau 1 400 370 2 221 021 820 651 58,6
Kgr. Sachsen 2 556 244 4 806 661 2 250 417 88,0
Bremen 122 402 299 526 177 124 144,7
Hamburg 338 974 1 014 664 675 690 199,3
 
Prov. Ostpreussen 1 822 934 2 064 175 241 241 13,2
Prov. Westpreussen 1 314 611 1 703 474 388 863 29,5
Prov. Pommern 1 431 796 1 716 921 285 125 19,9
Bayern 4 863 450 6 887 291 2 023 841 41,6
Württemberg 1 818 539 2 437 574 619 035 34,0
Baden 1 461 562 2 142 833 681 271 46,6
Elsass-Lothringen 1 549 738 1 874 014 324 276 20,9
Mecklenburg-Schwerin 557 707 639 958 82 251 14,7

So verschieden die Entwicklung in den einzelnen Teilen des Reiches vor sich geht, so darf die Entwicklung des Volkes als Ganzes doch als günstig bezeichnet werden. Beruht sie ja auf eigener Kraft ohne nennenswerte Beihilfe fremdländischer zugewanderter Elemente.

Aus welchen Faktoren setzt sich doch unser Bevölkerungswachstum zusammen? Es kommen in Betracht ziemlich grosse Geburtenhäufigkeit, eine mittlere Sterbehäufigkeit und endlich eine verschwindend geringe Auswanderung, der eine noch kleinere Einwanderung gegenübersteht. So kommt es, dass wir über einen starken natürlichen Zuwachs verfügen, der in den Jahrfünften 1895–1900 und 1900–1905 zugunsten unserer tatsächlichen Zunahme sogar noch durch einen kleinen Wanderungsgewinn erhöht wurde; in den anderen Jahren der Neuzeit erfolgte zwar ein Wanderungsverlust, aber nur ein sehr unerheblicher.

Was die erwähnten Faktoren im einzelnen betrifft, so beläuft sich die Zahl der Geburten jährlich auf rund 2 Millionen (in Frankreich 770 000). Diese Zahl ist im vergangenen Jahrzehnt sowohl absolut wie relativ, d. i. im Vergleich zur Bevölkerung, zurückgegangen – eine Erscheinung, die sich auch in anderen Kulturstaaten zeigt:

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/193&oldid=- (Version vom 17.9.2021)